This post is also available in: 简体中文 (Vereinfachtes Chinesisch) English (Englisch) Français (Französisch) Español (Spanisch) Português (Portugiesisch, Portugal) Română (Rumänisch) Filipino (Filipino)
„Es gibt keinen Zweifel daran, dass Darwin Recht hatte! Die Evolution hat uns erschaffen – nicht Gott!“, meint der Referent. Der vollbesetzte Hörsaal nickt zustimmend. „Nur unwissende Menschen leugnen diese wissenschaftlichen Beweise!“, fügt er hinzu und beendet seinen Vortrag über Darwins Evolutionstheorie. Dir wurden gerade vermeintliche Beweise der Anatomie, Fossilien, Embryologie, Genetik, Bioinformatik und Biogeographie präsentiert. Angeblich reichen diese Beweise aus, um jeden Glauben an einem Schöpfergott zu widerlegen, den ein vernünftig denkender Mensch hat. Wie würdest du darauf reagieren?
Die meisten würden einfach akzeptieren, was ihnen gesagt wurde, und blind der Masse folgen. Keiner will der Außenseiter sein. Die Idee, dass Darwins Theorie eine unbestreitbare Tatsache sei und dass Gott aufgrund der Entdeckung der Evolution nicht existieren könne, ist in unserer Zeit sehr weit verbreitet. Du wirst diese Ansicht in den sozialen Medien, in Dokumentarfilmen, in wissenschaftlichen Bestsellern und sogar bei einigen bekannten Prominenten wiederfinden. Alle Menschen, ob nun religiös oder nicht, sollten sich dennoch einig sein, dass man nichts akzeptieren sollte, ohne es kritisch zu hinterfragen.
Wenn du diesen Artikel liest, wirst du feststellen, dass es einen großen Unterschied zwischen dem öffentlichen und dem wissenschaftlichen Diskurs der folgenden drei Bereiche gibt:
- Wissenschaft führt zu Gewissheit
- Darwins Evolutionstheorie ist unanfechtbar
- Darwins Evolutionstheorie führt zum Atheismus
Populär gesehen scheinen die obigen Aussagen zu stimmen, aus rein akademischer Sicht sind sie jedoch falsch. Wir werden uns im Folgenden mit jeder einzelnen dieser Aussagen auseinandersetzen.
Behauptung 1: Wissenschaft führe zu Gewissheit
Es gibt bis heute keine klare Definition davon, was Wissenschaft ist, obwohl es aus philosophischer Sicht ein heiß diskutiertes Thema ist. Nichtsdestotrotz wissen wir alle grob, dass Wissenschaftler die folgenden Schritte befolgen:
- Erkennen eines Problems
- Konstruieren einer Hypothese
- Überprüfung der Hypothese durch Beobachtung und Experimente.
Wenn die Hypothese fehlschlägt, geht man zurück und ändert die Hypothese oder verwirft sie und stellt eine neue auf. Wenn sie erfolgreich ist, werden die Ergebnisse veröffentlicht und von anderen Wissenschaftlern geprüft. Wenn auch das erfolgreich war, wird die Hypothese zur Theorie.
Aus wissenschaftlicher Sicht ist das Endprodukt dieses Prozesses ist eine Theorie. Es ist somit auch die höchste Stufe der Gewissheit, die man mit Wissenschaft erreichen kann. Ein häufiges Missverständnis ist, dass wissenschaftliche Fakten oder Gesetze bedeutender sind als eine Theorie, aber das ist so nicht wahr.
Wissenschaftliche Theorien basieren auf Beobachtungen, Fakten, Gesetze und manchmal mathematischen Beweisen, aber das eigentliche Endergebnis der wissenschaftlichen Methodik sind eben Theorien. Wir haben es hier sehr grob zusammengefasst, natürlich ist die Wissenschaft noch viel mehr als das, was wir bis jetzt besprochen haben. Das sollte aber reichen, um die grundlegenden Elemente der wissenschaftlichen Methodik zu verstehen.
Wissenschaftliche Theorien, egal wie erfolgreich sie sind, können sich immer noch ändern, weil es immer neue Entdeckungen geben kann, die der vorherigen Schlussfolgerung widersprechen können. Nehmen wir an, ein Wissenschaftler versucht herauszufinden, welche Farbe Schwäne haben. Er reist 20 Jahre lang durch die Welt und dokumentiert Tausende von Schwänen und kommt zum Ergebnis, dass alle Schwäne weiß sind. Eines Tages sieht er einen schwarzen Schwan. Die Theorie, dass alle Schwäne weiß sind, erweist sich somit als falsch. Dieses Induktionsproblem ist in der Wissenschaftsphilosophie wohlbekannt und der Grund, warum Philosophen davon ausgehen, dass die Wissenschaft uns keine absolute Wahrheiten liefern kann. Wissenschaftler lernen ständig dazu und es kommt deshalb auch vor, dass alte Theorien verworfen oder geändert werden. Dies zu glauben, macht einen nicht zu einem Feind der Wissenschaft.
Man stelle sich vor, wie viel Fortschritt wir machen würden, wenn es Wissenschaftlern nicht erlaubt wäre, vergangene Ergebnisse in Frage zu stellen. Die Wissenschaft ist keine Sammlung von absoluten Wahrheiten und war auch nie dazu gedacht. Obwohl die allgemeine Öffentlichkeit Wissenschaft mit Wahrheit verbindet, tun dies die Wissenschaftsphilosophen nicht. In der Wissenschaftsphilosophie wird davor sogar gewarnt:
„Wissenschaft ist revidierbar. Daher ist es gefährlich, von wissenschaftlichen ‚Beweisen‘ zu sprechen, denn der Begriff verleitet zur Annahme, dass die Theorien in Stein gemeißelt sind.“
Wissenschaftstheorie
Jemand mag argumentieren, dass nicht alle wissenschaftlichen Erkenntnisse sich ändern, da wir wissen, dass Fossilien von Dinosauriern existieren, Sterne existieren, Wasser H2O und DNA ein Code ist. Keine zukünftige Beobachtung könnten diese Fakten in Frage stellen. Diese Fakten mögen durch Beobachtungen belegt sein, aber sie sind keine Wissenschaft oder wissenschaftlich. Etwas kann nur als Wissenschaft angesehen werden, wenn durch den Prozess der wissenschaftlichen Methode Beobachtungen verwendet werden, um Hypothesen und Theorien zu konstruieren und zu testen. Beobachtungen an und für sich sind keine Wissenschaft, sie sind einfach nur, Beobachtungen. Beobachtungen können verwendet werden, um Wissenschaft zu konstruieren, aber sie können auch verwendet werden, um Pseudowissenschaft zu konstruieren. Zum Beispiel kann die Existenz von Sternen innerhalb der legitimen wissenschaftlichen Bereich der Astronomie verwendet werden. Sie kann auch von „heiligen Männern“ benutzt werden, um Vorhersagen auf dem Gebiet der Astrologie zu machen. Wissenschaft ist viel mehr als nur Beobachtungen. Daher wäre es ein Kategorienfehler, zu behaupten, Beobachtungen seien eine Wissenschaft. Eine weitere Möglichkeit zu behaupten, dass wir wissen, dass die Wissenschaft uns die Wahrheit liefert, ist, dass sie funktioniert. Viele Philosophen haben auch das sehr früh in Frage gestellt. Nur weil etwas funktioniert, muss es nicht logisch betrachtet wahr sein. Die Phlogistontheorie ist ein treffendes Beispiel, um diesen Punkt zu beweisen. Frühe Chemiker vertraten die Theorie, dass sich in allen brennbaren Objekten eine Substanz namens Phlogiston befindet. Wenn ein brennbares Objekt brannte, würde es Phlogiston freisetzen. Je brennbarer ein Material war, desto mehr Phlogiston enthielt es. Die Theorie funktionierte so gut, dass Dan Rutherford sie 1772 benutzte, um die Entdeckung des Stickstoffs zu erklären. Allerdings stellte sich später heraus, dass Phlogiston eine falsche Theorie war; Phlogiston als Substanz existierte gar nicht. Ein weiteres Beispiel: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sah die Physik mit ihrem Newton‘schen Modell des Universums sauber und ordentlich aus. Niemand hatte es über 200 Jahre lang in Frage gestellt, da es gut funktionierte und großartige Ergebnisse lieferte. Doch die Quantenmechanik und die Allgemeine Relativitätstheorie erschütterten das Newton‘sche Weltbild. Die Newton‘sche Mechanik ging davon aus, dass Zeit und Raum feste Größen sind, aber Albert Einstein zeigte, dass diese relativ und dynamisch sind. Schließlich ersetzte die Allgemeine Relativitätstheorie nach einer Zeit des Umbruchs das klassische Newton‘sche Modell des Universums.
Dies sind nur einige von vielen Beispielen, die zeigen, dass eine Theorie funktionieren und erstaunliche Ergebnisse hervorbringen kann, und sich doch später als falsch herausstellt. Die Geschichte der Wissenschaft ist übersät mit falschen Theorien, die einst aufgrund ihres Erfolgs für wahr gehalten wurden. Interessanterweise gibt es, wie Philosophen betonen, Fälle, in denen falsche Aspekte falscher Theorien für neuartige Erfolge verantwortlich sind. Der Appell ist also klar: Nur weil etwas funktioniert, heißt das nicht, dass es wahr ist. Diese Tatsache ist seit langem von Philosophen und Wissenschaftshistorikern anerkannt worden:
„Historisch gesehen gibt es viele Fälle von Theorien, die wir heute für falsch halten, die aber empirisch recht erfolgreich waren.“
Geschichte der Wissenschaft
Dinge, die offensichtlich, unbestreitbar und als selbstverständlich angesehen wurden, können revidiert werden. Jeder Aspekt der Wissenschaft und selbst die Untertheorien, aus denen sich die größeren Theorien zusammensetzen, können revidiert werden. Es ist also nicht korrekt, von „wissenschaftlichen Fakten“ zu sprechen, da sie sich jederzeit ändern könnten. Es ist auch nicht praktikabel. Wenn jemand behauptet, es gäbe so etwas wie absolute wissenschaftliche Wahrheiten, wie würde er dann die Tatsache erklären, dass die Quantenmechanik und die Allgemeine Relativitätstheorie, die beide von Physikern akzeptiert werden, obwohl sie sich fundamental widersprechen? Sie können nicht beide in einem absoluten Sinne wahr sein. Die Physiker wissen das, aber geben keinem von beiden das Siegel, absolut wahr zu sein. Die Vorstellung, dass „wissenschaftliche Fakten“ absolut wahr sind, ist daher irreführend, unpraktisch und gefährlich für den wissenschaftlichen Fortschritt. Historiker und Philosophen der Wissenschaft haben sich lautstark gegen die Verwendung einer solchen Sprache ausgesprochen.
Einige Atheisten verspotten religiöse Schriften wegen ihrer Unfähigkeit, die vermeintlich „harten Wahrheiten“ der Wissenschaft darzustellen. Es gibt viele Online- und Offline-Diskussionen über Wissenschaft versus religiöse Orthodoxie. Im Lichte der obigen Diskussion haben wir jedoch eine falsche Dichotomie von Religion versus Wissenschaft geschaffen. Es ist nicht so einfach, das eine über das andere zu stellen. Wissenschaft ist die Anwendung der Vernunft auf die natürliche Welt. Sie versucht zu verstehen, wie die Welt funktioniert. Der Koran bezieht sich auch auf natürliche Phänomene, und zwangsläufig gab es Zeiten der Übereinstimmung und des Widerspruchs zwischen dem Koran und der Wissenschaft. Wenn ein Konflikt auftritt, gibt es keinen Grund zu behaupten, dass der Koran falsch sei. Dies würde bedeuten, dass wissenschaftliche Erkenntnisse in einem absoluten Sinne als wahr zu verstehen sind und sich nicht ändern können, was wie gesagt offensichtlich falsch ist. Die Geschichte hat gezeigt, dass die Wissenschaft ihre Schlussfolgerungen revidiert, die Philosophie zeigt, warum sie das tut. Die Wissenschaft gibt uns nicht die Wahrheit, sondern sie liefert uns lediglich nützliche Theorien.
Wenn die Wissenschaft dem Koran widerspricht, nachdem man versucht hat, die beiden miteinander in Einklang zu bringen, bedeutet das nicht, dass der Koran falsch ist. Aber es bedeutet auch nicht, dass wir die Wissenschaft ablehnen sollten. Es gibt gute unabhängige Argumente, die den Anspruch des Korans, Gottes Wort zu sein, rechtfertigen (siehe das Buch „Die ewige Herausforderung“). Also haben Muslime Gründe zu glauben, dass das, was der Koran sagt, wahr ist. Muslime können die wissenschaftlichen Erkenntnisse, die im Widerspruch zum Koran stehen (wie z.B. Aspekte der Darwin’schen Evolution), als das gegenwärtig am besten funktionierende Modell akzeptieren. Es muss für sie aber nicht heißen, dass wortwörtlich alles auch so zu akzeptieren ist. Muslime können alle vorherrschenden wissenschaftlichen Theorien als funktionierende Modelle akzeptieren und gleichzeitig den Koran als wahr anerkennen. Es ist wichtig zu beachten, dass wissenschaftliches Wissen und göttliche Offenbarung zwei verschiedene Quellen haben. Die eine kommt vom menschlichen und begrenzten Verstand, die andere von Gott. Gott hat das Bild, wir haben nur einen Pixel davon. Muslime können sowohl die Wissenschaft als auch den Koran als Wissensquellen akzeptieren, jedoch würden sie bei einem Widerspruch der Wissenschaft kein größeres Gewicht geben als dem Koran. Sie haben Gründe, dem Koran zu vertrauen, und sie wissen, dass jede wissenschaftliche Theorie früher oder später revidiert werden kann.
Im letzten Jahrhundert gab es interessanterweise einen direkten Widerspruch zwischen dem Koran und der Wissenschaft. Durch neue Erkenntnisse änderte sich die wissenschaftliche Forschung in dieser Hinsicht und stimmte schließlich doch mit dem Koran überein. Bis in die 1950er Jahre glaubten alle Physiker, einschließlich Einstein, dass das Universum ewig sei; alle Daten unterstützten dies auch. Der Qur’an sagt aber ausdrücklich, dass das Universum einen Anfang hatte, ein klarer Widerspruch also. Diejenigen, die glauben, dass die Wissenschaft zur absoluten Wahrheit führt, hätten nun die Situation ausnutzen können, um zu sagen, dass der Koran falsch sei und deshalb nicht Gottes Wort sein kann. Jedoch brachten neue Beobachtungen mit leistungsstarken, fortschrittlichen Teleskopen die Physiker dazu, die „Steady-State“-Theorie (ein ewiges Universum) fallen zu lassen und es durch das Urknall-Modell (Universum mit einem Anfang) zu ersetzen. So kam die Wissenschaft in Einklang mit dem Koran. Doch das bedeutet nicht, dass der Koran ein Buch der Wissenschaft ist, noch hat er jemals behauptet, es zu sein. Er ist ein Buch der Zeichen. Der Qur’an gibt keine Details über natürliche Phänomene an. Die meisten der Dinge, auf die er sich bezieht, können mit dem bloßen Auge verstanden und überprüft werden. Das Hauptziel der Verse, die auf die Natur hinweisen, ist es, Gottes Macht, Majestät und Weisheit hervorzuheben. Es ist nicht das Ziel, wissenschaftliche Details zu erläutern. Die Wissenschaft kann sich im Laufe der Zeit verändern; die Tatsache jedoch, dass hinter den Naturphänomenen eine Macht und Weisheit steht, ist eine zeitlose Realität. Das Fazit von all dem ist, dass die falsche Dichotomie zwischen dem Koran und der Wissenschaft, die einige Atheisten aufstellen, nicht funktioniert. Der Koran wird nicht von der Wissenschaft untergraben, und auch die Muslime untergraben die Wissenschaft nicht, selbst wenn sie manchmal mit ihren Überzeugungen in Konflikt stehen mögen.
Behauptung 2: Darwins Evolutionstheorie ist eine Tatsache
Das obige Bild einer Reihe von affenähnlichen Kreaturen, die sich allmählich zu einem menschlichen Wesen entwickeln, ist eines der ikonischsten Bilder der Welt. Es ist weltweit bekannt und bedarf nicht einmal einer Erklärung. Wenn du nichts über Evolution weißt, stehen die Chancen gut, dass du dieses Bild in einer Werbung gesehen hast und wahrscheinlich glaubst du, dass die Evolution auf diese Weise stattgefunden hat. So populär dieses Bild auch ist, es ist falsch! So funktioniert die Evolution nicht, es handelt sich vielmehr um eine falsche Darstellung der Funktionsweise hinter der Theorie. Auch Biologen beschweren sich schon länger darüber. Die Zeitschrift Nature ist die älteste und renommierteste Wissenschaftszeitschrift der Welt. Henry Gee ist Paläontologe, Evolutionsbiologe und der leitende Redakteur von Nature. Er hatte zu diesem Bild folgendes zu sagen: Die Idee der menschlichen Evolution als eine Geschichte des unvermeidlichen Fortschritts ist eine Farce und hat nicht viel mit Darwin zu tun. Die verfälschte Sichtweise der Evolution, die ja schon Teil des allgemeinen Bewusstseins geworden ist, verdankt sich Ernst Haeckel, Darwins größtem Fan in Deutschland.
Die meisten Menschen haben ein falsches Verständnis von Evolution. Wie sie sich dabei wohl fühlen? Wir werden im Folgenden auf einige weitere Punkte über die Evolution eingehen, von denen der ein oder andere überzeugt ist, die aber dennoch falsch sind. Das Ziel ist, dir einen Paradigmenwechsel im Denken über die Dinge zu geben, die du für selbstverständlich gehalten hast. Du wirst den signifikanten Unterschied zwischen der Art und Weise, wie die Darwin’sche Evolution von der Öffentlichkeit wahrgenommen wird, und der Art und Weise, wie sie von Akademikern tatsächlich verstanden wird, verstehen. In der Öffentlichkeit ist die Darwin’sche Evolution so wahr wie die Tatsache, dass sich die Erde um die Sonne dreht. Akademisch gesehen würde jedoch kein Biologe oder Wissenschaftsphilosoph dies sagen, weil es in der Wissenschaft keine absoluten Wahrheiten gibt. Vielmehr sehen sie die Evolutionstheorie als eine gültige wissenschaftliche Theorie an, trotz einiger Kontroversen um ihre Kernideen. Dies ist nicht die Ansicht einiger weniger Randbiologen, alle Biologen und Wissenschaftsphilosophen sehen das so.
Es ist wichtig, an dieser Stelle anzumerken, dass, wenn du die Argumente wie „97% der Wissenschaftler glauben an die Evolution, also muss sie wahr sein“ hörst, dies einfach nur irreführend ist. Es ist wahr, dass sie daran glauben, aber wir müssen deutlich machen, was dieser Glaube ist und worauf er beruht. Es bedeutet nicht, dass sie es für absolut wahr halten, es bedeutet, dass sie es als eine gültige wissenschaftliche Theorie akzeptieren. Das war’s aber auch. Sogar der heute berühmteste Verfechter der Darwin’schen Evolution, Professor Richard Dawkins, glaubt nicht, dass sie absolut wahr ist.
„Darwin mag am Ende des zwanzigsten Jahrhunderts triumphieren, aber wir müssen auch die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass neue Fakten ans Licht kommen, die unsere Nachfolger des einundzwanzigsten Jahrhunderts dazu zwingen werden, den Darwinismus aufzugeben oder ihn grundlegend zu verändern.“ Professor Richard Dawkins
Die unten genannten Akademiker sind säkulare Mainstream-Biologen und Wissenschaftsphilosophen. Keiner von ihnen glaubt an Kreationismus, intelligentes Design oder etwas Ähnliches. Es ist wichtig, das klarzustellen, da viele Menschen den Eindruck haben, als ob nur religiöse Menschen die Evolutionstheorie kritisieren würden.
Evolution und Darwinismus
Als erstes müssen wir eine Unterscheidung zwischen Evolution und Darwins Evolutionstheorie, auch bekannt als Darwinismus oder Neo-Darwinismus, machen. In der Öffentlichkeit werden diese Begriffe für das Gleiche gehalten, akademisch werden sie aber unterschiedlich verwendet. Was ist also der Unterschied? Evolution ist ein allgemeiner Begriff und bedeutet „biologische Veränderung im Laufe der Zeit“. Auf der anderen Seite hat die Darwin’sche Evolution zwei Teile: Die Geschichte des Lebens wird durch einen Baum dargestellt, in dem alle Organismen, die jemals gelebt haben, auf einen gemeinsamen Ursprung zurückgehen, und zweitens, dass die natürliche Selektion der primäre Antriebsmechanismus hinter all diesen biologischen Veränderungen ist.
Evolution ist eine grundlegende Beobachtung in der Natur, wir können sie vor unseren Augen sehen. Diese grundlegende Art der Evolution ist wahr, sie geschieht überall um uns herum, Schmetterlingspopulationen verändern sich im Laufe der Zeit biologisch, Bakterien entwickeln Resistenzen gegen Medikamente, Fische verlieren im Laufe der Zeit über bestimmte Eigenschaften, usw. Niemand bestreitet, dass diese Art der biologischen Evolution allgegenwärtig ist, und das war auch schon vor Darwin bekannt. Selbst der primitivste Mensch, der keine Interaktion mit der zivilisierten Welt hatte, würde zustimmen, dass diese Evolution eine unbestreitbare Beobachtung ist. Die Darwin’sche Evolution ist weit mehr als diese grundlegende beobachtbare Evolution. Sie behauptet, dass sich alles Leben aus einer einzigen Zelle entwickelt hat und dass alle biologischen Veränderungen in erster Linie durch natürliche Selektion geschehen sind.
Obwohl es absolut klar ist, dass es einen Unterschied zwischen Evolution und Darwinismus gibt, denkt die Öffentlichkeit, sie seien ein und dasselbe. Diese Verwechslung ist nicht unbedeutend. Die Menschen denken, dass Beweise für Ersteres auch Beweise für Letzteres sind, was grundlegend falsch ist.
Sie denken, dass Beweise für Ersteres auch Beweise für Letzteres sind und das ist einfach nicht wahr.
Die Darwin’sche Evolution hat die Doppelthese des Stammbaums des Lebens und der natürlichen Selektion. Diese erfordern aber weitere Beweise als die grundlegende Beobachtung der Evolution selbst. Die Klärung dieser Unterscheidung ist genau deshalb wichtig. Jemand, der also behauptet, sie seien dasselbe und dies dann als Argument für die Wahrheit der Darwin’schen Evolution benutzt, begeht in Wirklichkeit einen Trugschluss der Zweideutigkeit.
Die Darwinsche Evolution basiert auf einem probabilistischen Rahmen, das Annahmen enthält, und – was besonders wichtig ist – es gibt anhaltende Streitigkeiten und Zweifel an seinen zentralen Behauptungen.
Probabilistischer Rahmen
Die Entstehung des Lebens auf der Erde zu erforschen, ist aus zwei einfachen Gründen eine schwierige Aufgabe. Erstens sprechen wir über etwas, das vor einer sehr langen Zeit geschah. Zweitens gibt es eine sehr große Menge an Daten, die fehlen. Leben gibt es seit etwa 4 Milliarden Jahren. Es wird geschätzt, dass 99,999% aller Dinge, die jemals gelebt haben, ausgestorben und daher unentdeckt sind. Welches Bild von der Geschichte des Lebens und der evolutionären Entwicklung die Biologen auch immer zu zeichnen versuchen, wird also mit Wahrscheinlichkeiten, Vereinfachungen und Spekulationen verbunden sein. Um ein Gefühl für dieses Problem zu bekommen, betrachten wir einmal eine Analogie, die in der angesehenen Wissenschaftszeitschrift Science veröffentlicht wurde. Sie vergleicht die Ausarbeitung der Evolutionsgeschichte des menschlichen Lebens mit der Ausarbeitung der Handlung von Leo Tolstois „Krieg und Frieden“ anhand von dreizehn zufällig ausgewählten Seiten! Tolstois Buch ist eines der größten literarischen Werke der Welt. Wenn du ein Exemplar bekommst, bei dem alle Seiten leer und nur dreizehn Seiten beschrieben sind, glaubst du wirklich, dass du in der Lage wärst, eine genaue Wiedergabe der wichtigsten Details der Geschichte zu finden? Von den Details ganz abgesehen. Man kann sich die mögliche Evolutionsgeschichte des Lebens auf der Erde ansehen und zu einer Reihe unterschiedlicher Interpretationen kommen, wie z.B. ein einzelner Ursprung des Lebens oder mehrere Ursprünge des Lebens, universeller gemeinsamer Vorfahre oder mehrere gemeinsame Vorfahren, Gradualismus oder schnelle biologische Veränderungen, Lebenshecke oder Lebensbaum oder Lebensbusch oder Lebensnetz, welche Interpretation man auch immer macht, sie kann durch eine andere Alternative in Frage gestellt werden. Die Erarbeitung der Geschichte und Entwicklung des Lebens ist daher eine mühsame Aufgabe. Es ist unmöglich, hierauf eine endgültige Antwort zu geben. Was auch immer die Biologen heute antworten, ist bestenfalls noch probabilistisch, aber sie können nicht mit Sicherheit sagen, was passiert ist und wie es passiert ist.
Der Baum des Lebens ist ein bekanntes Zeichen des Darwinismus. Darwin nahm an, dass alles Leben irgendwann aus einer Zelle entstanden ist. Langsam und allmählich verzweigten sich die verschiedenen Arten in einem baumartigen Muster. Man kann kein Biologiebuch aufschlagen, ohne dass der berühmte Baum des Lebens erwähnt wird. Dabei wird der Baum des Lebens vom allgemeinen Volk für wahr gehalten, obwohl er innerhalb der Wissenschaft nur als ein Modell bekannt ist. Der Baum des Lebens basiert auf der Idee der Homologie. Homologie ist die Annahme, dass Ähnlichkeiten zwischen Genen, Anatomie und anderen Merkmalen auf eine gemeinsame Abstammung zurückzuführen sind. Dabei passiert ein weiterer Irrtum: die Homologie wird vom breiten Volk als unumstößliche Tatsache angesehen, während sie in Wirklichkeit nichts weiter als eine Hypothese ist. Niemand war vor Milliarden von Jahren dabei, um zu beobachten, wie eine Spezies zu einer anderen, entfernten Spezies sich entwickelte. Da wir nur 0,0001% des Lebens auf der Erde beobachtet haben, ist jeder „Baum“, der erstellt wird, um die genetischen Zusammenhänge zu zeigen, bestenfalls ein Versuch. Homologie als Hypothese wird durch Homoplasie in Frage gestellt. Homoplasie ist die Beobachtung von Ähnlichkeiten in genetischen Daten und Anatomie, die nicht auf gemeinsame Abstammung zurückgeführt werden können. Mit anderen Worten: selbst wenn man einen Baum des Lebens basierend auf der Annahme der Homologie aufbaut, können einige Ähnlichkeiten niemals auf gemeinsame Abstammung zurückzuführen sein.
Ob wir nun den Baum des Lebens als Ganzes betrachten oder zwei Zweige von Arten, von denen angenommen wird, dass sie einen gemeinsamen Vorfahren haben, wir haben es immer noch mit Wahrscheinlichkeiten zu tun, die auf Annahmen und nicht auf harten Fakten basieren. In der Publikation der Universität Cambridge „Evidence and Evolution, the logic behind the Science“ heißt es:
„Beide der folgenden Gedanken sind naiv: Menschen und Schimpansen müssen einen gemeinsamen Vorfahren haben, weil sie sich so ähnlich sind, und Menschen und Pilze müssen unabhängig voneinander entstanden sein, weil sie so unterschiedlich sind. [Naiv deshalb, weil es] in einem probabilistischen Rahmen kein Muss gibt.“
Evidence and Evolution, the logic behind the Science
Als nächstes werden wir uns einige der vielen Annahmen ansehen, die der probabilistische Rahmen des Darwinismus tatsächlich beinhaltet.
Annahmen:
Es gibt eine Reihe von Annahmen, auf denen die Darwin’sche Evolution beruht, und viele von ihnen werden durch neue Beweise und neue Interpretationen in Frage gestellt. Im Folgenden werden wir auf drei Beispiele eingehen.
Gradualismus
Darwin nahm an, dass Evolution in kleinen, leichten Schritten abläuft: ’stetig, langsam und kontinuierlich‘. Diese Annahme des Gradualismus ist ein wesentlicher Bestandteil von Darwins Theorie. Darwin machte dies sogar zu einer „Falsifikations“-Bedingung für sein gesamtes Konzept: „Wenn es bewiesen werden könnte, dass irgendein komplexes Organ existiert, das nicht durch zahlreiche, aufeinanderfolgende, leichte Modifikationen entstanden sein könnte, dann würde meine Theorie absolut zusammenbrechen. Aber ich kann keinen solchen Fall finden“. Von der Öffentlichkeit zunächst unbemerkt war der Gradualismus unter Paläontologen aber schon immer umstritten. Erst in den letzten Jahrzehnten sind einige von ihnen an die Öffentlichkeit getreten und haben ihre Zweifel geäußert. Der Paläontologe Stephen J. Gould erklärt das Problem mit dieser Annahme: „Die Geschichte des Lebens wird durch ein Bild von ‚punktierten Gleichgewichten‘ adäquater dargestellt als durch die Vorstellung eines phyletischen Gradualismus. Die Geschichte der Evolution ist keine Geschichte der stattlichen Entfaltung, sondern eine Geschichte homöostatischer Gleichgewichte, die nur ’selten‘ (d.h. ziemlich oft in der Fülle der Zeit) durch schnelle und episodische Ereignisse der Speziation gestört werden.“ Was Gould hier sagt, ist, dass, während wir erwarten, langsame, stetige, allmähliche Veränderungen der Arten zu sehen, der Fossilbericht das Gegenteil zeigt, nämlich schnelle Veränderungen der biologischen Merkmale. Gould war wahrscheinlich der lautstärkste öffentliche Kritiker des Gradualismus, aber seit er herauskam, haben viele weitere Biologen den Gradualismus in Frage gestellt.
Horizontale Genübertragung
Der Darwinismus geht davon aus, dass Gene nur vertikal, also von den Eltern auf die Nachkommen, übertragen werden. Diese Hypothese geriet in den letzten Jahren durch die Entdeckung eines Verfahrens unter enormen Druck, das als Horizontaler Gentransfer (HGT) bekannt ist. Darunter versteht man die horizontale Weitergabe von Genen zwischen Arten. Ursprünglich nahm man an, dass HGT nur ein kleiner Bestandteil der Gesamtgeschichte sei und nur „optionale Zusatzfunktionen“ wie Antibiotikaresistenzen übertrage, während man weiterhin dachte, dass biologische Kernfunktionen wie DNA-Replikation und Proteinsynthese vertikal weitergegeben würden. Überraschenderweise hat sich diese Ansicht als falsch erwiesen, HGT findet überall statt und verkompliziert das saubere Bild, das der Darwinismus zu zeichnen versucht. Der Evolutionsbiologe Michael Rose kommentiert die Art und Weise, wie Prozesse wie HGT die traditionelle, vereinfachende Sichtweise des Darwinismus in Frage gestellt haben: „Die Komplexität der Biologie ist mit der Quantenmechanik vergleichbar.“ HGT hat die biologische Gemeinschaft überrumpelt, wobei einige verzweifelt versucht haben, es innerhalb des darwinistischen Rahmens zu verstehen, während andere einfach erkannt haben, dass es nicht funktionieren wird und wir einen neuen Ansatz brauchen.
Egoismus
Der Darwinismus geht davon aus, dass der einzige Grund für unsere Existenz darin besteht, sich egoistisch um unser eigenes „Überleben und unsere Fortpflanzung“ zu kümmern. Dies ist die Standardansicht der heutigen Darwinisten und der ersten Zeitgenossen Darwins. Thomas Huxley (bekannt als Darwins Bulldogge) argumentierte in „Evolution and Ethics“ (1893), dass „das Leben ein ständiger freier Kampf“ um das „Überleben des Stärkeren“ sei. Dawkins schreibt in ähnlicher Weise über unsere egoistischen Gene: „Sie sind in dir und in mir; sie haben uns erschaffen, Körper und Geist; und ihre Erhaltung ist der ultimative Sinn für unsere Existenz.“
Das offensichtliche Problem mit dieser Ansicht, die Huxley und seine Nachfolger vertraten, ist, dass der Mensch hoffnungslos süchtig nach Altruismus ist. Wir kümmern uns um andere um ihrer selbst willen und handeln nicht immer egoistisch. Um zu versuchen, dieses Problem des „Altruismus“ zu lösen, wurden zwei Theorien aufgestellt: Verwandtenselektion und Reziproker Altruismus. Die Verwandtenselektion ist eine evolutionäre Strategie, die den Fortpflanzungserfolg der Verwandten eines Organismus begünstigt, selbst auf Kosten des eigenen Überlebens und der eigenen Fortpflanzung. Der Grund dafür ist, dass unsere Verwandten unsere Gene tragen, und es sind unsere Gene, die wir weitergeben wollen, selbst auf Kosten unseres eigenen Lebens. Je näher die Verwandtschaft, desto mehr Gene teilen wir. Der Biologe J.B.S. Haldane hat es so ausgedrückt: „Ich würde mein Leben für zwei Brüder oder acht Cousins geben“. Die Verwandtenselektion erklärt nicht, warum wir uns um Nicht-Verwandte kümmern. Darwinisten haben versucht, auch dafür eine Antwort zu entwickeln. Die Theorie des Reziproken Altruismus wird angeführt, um zu erklären, warum wir uns um andere kümmern. Diese Theorie behauptet, dass wir anderen von Nutzen sind, weil wir wissen, dass sie den Gefallen erwidern werden: Du kratzt meinen Rücken also kratze ich deinen. Mit anderen Worten, wie es der Evolutionsbiologe George Williams ausdrückt, ist Moral “eine zufällige Fähigkeit, die in ihrer grenzenlosen Dummheit durch einen biologischen Prozess hervorgebracht wird, der normalerweise dem Ausdruck einer solchen Fähigkeit entgegensteht.“ Das offensichtliche Problem mit dieser Ansicht, die Huxley und seine Nachfolger vertraten, ist, dass der Mensch hoffnungslos süchtig nach Altruismus ist. Wir kümmern uns um andere um ihrer selbst willen und handeln nicht immer egoistisch. Um zu versuchen, dieses Problem des „Altruismus“ zu lösen, wurden zwei Theorien aufgestellt: Verwandtenselektion und Reziproker Altruismus. Die Verwandtenselektion ist eine evolutionäre Strategie, die den Fortpflanzungserfolg der Verwandten eines Organismus begünstigt, selbst auf Kosten des eigenen Überlebens und der eigenen Fortpflanzung. Der Grund dafür ist, dass unsere Verwandten unsere Gene tragen, und es sind unsere Gene, die wir weitergeben wollen, selbst auf Kosten unseres eigenen Lebens. Je näher die Verwandtschaft, desto mehr Gene teilen wir. Der Biologe J.B.S. Haldane hat es so ausgedrückt: „Ich würde mein Leben für zwei Brüder oder acht Cousins geben“. Die Verwandtenselektion erklärt nicht, warum wir uns um Nicht-Verwandte kümmern. Darwinisten haben versucht, auch dafür eine Antwort zu entwickeln. Die Theorie des Reziproken Altruismus wird angeführt, um zu erklären, warum wir uns um andere kümmern. Diese Theorie behauptet, dass wir anderen von Nutzen sind, weil wir wissen, dass sie den Gefallen erwidern werden: Du kratzt meinen Rücken also kratze ich deinen. Mit anderen Worten, wie es der Evolutionsbiologe George Williams ausdrückt, ist Moral „eine zufällige Fähigkeit, die in ihrer grenzenlosen Dummheit durch einen biologischen Prozess hervorgebracht wird, der normalerweise dem Ausdruck einer solchen Fähigkeit entgegengesetzt ist.“ Das Problem mit dem reziproken Altruismus ist, dass er nicht erklärt, warum viele Menschen z.B. anonym Geld spenden, warum wir Regierungen haben, die Steuern für Krankenhäuser erheben, um das Überleben der „Untauglichen“ zu fördern, warum Menschen sich um Tiere und antike Gebäude kümmern und sogar bereit sind, für ihre Werte und Ideale zu sterben. Der Wissenschaftsphilosoph David Strove stellt in seinem Buch Darwinian Fairytales diese darwinistischen Erklärungen in Frage und argumentiert, dass sie grundsätzlich im Widerspruch zu unserer Natur steht: „Wenn man sich das unbequeme Bett gemacht hat, muss man eben darin liegen. Und eine der kleineren Unannehmlichkeiten ist die, dass man sich damit abfinden muss, sein ganzes Leben lang jenen ausweichenden Trick auszuführen, über den sich Hume zu Recht beklagte. Das heißt, dass du bestimmte Tatsachen – nämlich die Tatsachen des menschlichen Altruismus – ein „Problem“ oder eine „Schwierigkeit“ für deine Theorie nennst, obwohl jeder, der nicht völlig vom Darwinismus verblendet ist, sehen kann, dass diese Tatsachen in Wirklichkeit ein Beweis für die Falschheit dieser Theorie sind.‘ Obwohl die überwiegende Mehrheit der Biologen die Ansicht der egoistischen Gene akzeptiert, wird der Egoismus als Annahme dennoch von einigen Biologen und Philosophen in Frage gestellt, weil er unseren moralischen Instinkten widerspricht.
Dies sind einige der Annahmen, die durch neue Beweise oder neue Interpretationen in Frage gestellt wurden. Der Grund, warum wir das erwähnen, ist, zu zeigen, dass sich wissenschaftliche Ideen verändern und dass sie auch jetzt noch diskutiert werden. Obwohl die meisten Biologen die Annahmen des Darwinismus akzeptieren, sind andere kritischer, wie der Oxford-Biologe Denis Noble. Er behauptet:
„Alle zentralen Annahmen des Neo-Darwinismus sind widerlegt worden.“ Denis Noble, Oxford-Biologe
Nobles Ansicht ist unter Biologen selten, aber der wichtige Punkt, den man sich merken sollte, ist, dass es akademische Kritik am Darwinismus gibt. Das sollte auch selbstverständlich sein, weil in der Wissenschaft eben nichts in Stein gemeißelt ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt, der gegen die Idee spricht, dass der Darwinismus wahr ist, sind die Unstimmigkeiten innerhalb der Theorie auf einer konzeptionellen und philosophischen Ebene.
Darwins zentrale Idee war, dass die natürliche Selektion der treibende Mechanismus hinter der Evolution ist. Dies war die Hauptthese in „Entstehung der Arten“ (1859). Die natürliche Selektion als schöpferische Kraft gehört auch hier zu den Dingen, die die Allgemeinheit für einen unbestreitbaren Fakt hält. Da mag es schon schockieren, dass sie nicht von allen Biologen als unverrückbare Wahrheit akzeptiert wird. Vielmehr wird sie angezweifelt und in Frage gestellt. Die preisgekrönte Evolutionsbiologin Lynn Margulis erklärte dazu: „Das ist das Problem, das ich mit Neo-Darwinisten habe: Sie lehren, dass das, was Neuheit erzeugt, die Anhäufung von zufälligen Mutationen in der DNA ist, in einer durch die natürliche Selektion vorgegebenen Richtung. Wenn man größere Eier will, selektiert man immer wieder die Hühner, die die größten Eier legen, und man bekommt immer größere Eier. Aber man bekommt auch Hennen mit defekten Federn und wackeligen Beinen. Die natürliche Selektion beseitigt und erhält möglicherweise Manches, aber sie erschafft nicht.“ Margulis ist eine von vielen Biologen, die sich in den letzten Jahren kritisch über die Macht der natürlichen Selektion geäußert haben. Im Jahr 2016 versammelte die älteste und renommierteste Wissenschaftsgesellschaft, die Royal Society of London, einflussreiche Evolutionsbiologen aus aller Welt, um genau dieses Problem zu diskutieren. Die Biologen waren in zwei Lager gespalten: das eine glaubte, die natürliche Selektion sei, wie Darwin sagte, die treibende Kraft der Evolution. Das andere Lager schlug ganz andere Modelle vor. Im Folgenden werden wir auf drei von ihnen eingehen.
Evolution durch natürliche Gentechnik
Nach der Darwin’schen Standardtheorie ist die Zufälligkeit von Mutationen das, aus dem die natürliche Selektion alle möglichen neuartigen Arten formt. Obwohl dies in zahlreichen populären Publikationen und Dokumentarfilmen gelehrt und nacherzählt wurde, behaupten einige Evolutionstheoretiker, dass es keine Beweise dafür gibt, dass zufällige Mutationen etwas Nützliches hervorbringen können. James Shapiro ist einer der führenden Biologen, die diese zentrale Säule des Darwinismus in Frage stellen. Shapiro nutzt die zeitgenössische Forschung über Mutationen, um ein völlig neues evolutionäres Paradigma zu entwerfen. In „Evolution: A View from the 21st Century“ erklärt Shapiro, warum Evolution durch natürliche Gentechnik ein besseres Erklärungsmodell sein kann als die darwinistische Evolution.
Neo–Lamarcksche Evolution
Obwohl Lamarck lange Zeit ignoriert wurde, haben in den letzten Jahren einige Biologen begonnen, sich auf seine Ideen zurückzubeziehen. Dadurch wurde eine überarbeitete Theorie entwickelt, die nun als Neo-Lamarcksche Evolution bekannt ist. Der Darwinismus geht davon aus, dass erworbene Eigenschaften nicht vererbt werden können. Das Einzige, was von den Eltern vererbt wird, ist ihre festgelegte DNA. Alle Veränderungen bei ihren Kindern sind daher auf zufällige Mutationen zurückzuführen. Wenn sich also jemand schlecht ernährt, hat dies unter dieser Annahme keinen Einfluss auf seine DNA oder die seiner Kinder. Befürworter des Neo-Lamarckismus widersprechen genau an diesem Punkt. Sie glauben, dass der Lebensstil einer Person sehr wohl die Ausprägung der DNA und die ihrer Kinder direkt beeinflusst. Neo-Lamarckisten zitieren aktuelle Studien, um ihre Ansicht zu untermauern. Sie behaupten nicht nur, dass erworbene Eigenschaften vererbt werden können, sondern auch, dass diese einige wichtige evolutionäre Veränderungen antreiben.
Mutationsgetriebene Evolution (Mutationismus, Neo-Mutationismus)
Der Mutationismus geht davon aus, dass die Evolution durch große Mutationen und nicht durch kleine inkrementelle Schritte angetrieben wird. Dieser Mechanismus stellt die Idee des Darwin’schen Gradualismus und der natürlichen Selektion als Hauptantriebskraft für evolutionäre Veränderungen in Frage. Der Mutationismus wurde eigentlich schon vor Jahrzehnten verworfen, bis der Evolutionsbiologe Masatoshi Nei in den letzten Jahren eine aufbereitete Version des Mutationismus vorgestellt hat. Nei ist ein bekannter, angesehener und preisgekrönter Wissenschaftler, dessen Arbeit in der Populationsgenetik weit verbreitet ist. Sein Buch „Mutation Driven Evolution“ zeigt, wie die Entwicklungen in der Molekularbiologie die darwinistischen Vorhersagen in Frage stellen und wie eine passende und neue Alternative dazu funktionieren könnte. Nei stellt sich lautstark gegen die darwinistische Hegemonie und den bedingungslosen Vertrauen, den man der Theorie entgegenbringt. Nei meint: „Darwin ist ein Gott der Evolution, also kann man Darwin nicht kritisieren. Wenn man das tut, wird man als arrogant abgestempelt. Aber jedes Mal, wenn eine wissenschaftliche Theorie wie ein Dogma behandelt wird, muss man sie in Frage stellen. Das Dogma der natürlichen Selektion existiert schon sehr lange. Die meisten Menschen haben es nicht in Frage gestellt, in den meisten Lehrbüchern steht das immer noch so. Die meisten Studenten werden mit diesen Büchern erzogen. Sie müssen das Dogma hinterfragen. Sie müssen den gesunden Menschenverstand benutzen. Man muss selbst denken, ohne Vorurteile. Das ist es, was in der Wissenschaft wichtig ist.“ Es ist einfach falsch, anzunehmen, dass alle Biologen der Darwin’schen Evolution zustimmen. Die populäre Vorstellung, dass nur religiös motivierte Wissenschaftler den Darwinismus in Frage stellen, ist unbegründet. Tatsächlich gibt es ein von Akademikern ins Leben gerufenes Projekt namens „Dritter Weg der Evolution“, in dem Biologen klarstellen, dass sie weder dem Darwinismus noch einer religiös motivierten Alternative zustimmen: „Die große Mehrheit der Menschen glaubt, dass es nur zwei alternative Wege gibt, um die Ursprünge der biologischen Vielfalt zu erklären. Die eine Möglichkeit ist der Kreationismus, der auf das Eingreifen eines göttlichen Schöpfers setzt. Das ist eindeutig unwissenschaftlich, weil es eine übernatürliche Kraft willkürlich in den Evolutionsprozess einbringt. Die allgemein akzeptierte Alternative ist der Neodarwinismus, der eindeutig eine naturalistische Wissenschaft ist, aber viele zeitgenössische molekulare Beweise ignoriert und sich auf eine Reihe von ungestützten Annahmen über die zufällige Natur der vererbten Variation beruft. Der Neo-Darwinismus ignoriert wichtige und schnelle evolutionäre Prozesse wie Symbiogenese, horizontaler DNA-Transfer, die Wirkung von mobiler DNA und epigenetische Modifikationen. Darüber hinaus haben einige Neodarwinisten die Natürliche Selektion zu einer einzigartigen schöpferischen Kraft erhoben, die alle schwierigen evolutionären Probleme löst, ohne eine wirkliche empirische Grundlage zu haben. Viele Wissenschaftler sehen heute die Notwendigkeit einer tieferen und vollständigeren Erforschung aller Aspekte des Evolutionsprozesses.“ Zu den Wissenschaftlern des ‚Dritten Weges der Evolution‘ gehören u.a. Philosophen von renommierten Universitäten wie Oxford, Cambridge, Princeton, MIT und Harvard.
Offensichtlich gibt es in der biologischen Fachwelt eine berechtigte Meinungsverschiedenheit über die grundlegendsten Aspekte von Darwins Theorie. Das bedeutet nicht, dass der Darwinismus ungültig oder unwissenschaftlich ist. Er ist immer noch die wichtigste wissenschaftliche Theorie, um biologischen Wandel zu erklären, und auch die Mehrheit der Biologen schließt sich ihr an. Die Erwähnung der oben genannten Meinungsverschiedenheiten geschieht nur, um zu zeigen, dass der Darwinismus keine ewige, in Stein gemeißelte Wahrheit ist. Wenn man die Geschichte und Philosophie der Wissenschaft versteht, sind diese Meinungsverschiedenheiten nicht überraschend. In der Tat sind Meinungsverschiedenheiten genau das, was man von Wissenschaftlern erwarten würde, da sie nichts für selbstverständlich halten sollten.
Der Darwinismus hat zwei Hauptkomponenten, eine Geschichte der Evolution (Baum des Lebens) und einen Mechanismus der Evolution (Natürliche Selektion). Diese beiden sind voneinander abhängig. Wenn der Mechanismus unzureichend ist, wird die Geschichte direkt in Frage gestellt. Interessanterweise wird der Mechanismus der natürlichen Selektion in der Öffentlichkeit zwar als unerschütterliche Wahrheit angesehen, aber in der Wissenschaft ist man sich der Problematik dieser durchaus bewusst. Der Biologe Gerd B. Müller erklärt: „Eine steigende Zahl von Publikationen plädiert für eine grundlegende Revision oder gar eine Ersetzung der Standard-Evolutionstheorie, was darauf hindeutet, dass dies nicht als Minderheitenmeinung abgetan werden kann, sondern ein weit verbreitetes Gefühl unter Wissenschaftlern und Philosophen ist.“
Der Darwinismus mag von der Öffentlichkeit als wahr empfunden werden, aber er ist wissenschaftlich nicht zu rechtfertigen. Er basiert auf einem probabilistischen Rahmen, der Annahmen enthält, bei denen es selbst über die Kernideen Streitigkeiten gibt. Obwohl es sich um eine gültige wissenschaftliche Theorie handelt, ist die Behauptung, dass die darwinistische Evolution absolut wahr ist, offenkundig falsch.
Behauptung 3: Darwins Evolutionstheorie führt zum Atheismus
In „The Blind watchmaker“, einem der populärsten Bücher zur Evolutionstheorie, erklärt der Oxforder Professor Richard Dawkins: „Obwohl der Atheismus vor Darwin logisch vertretbar gewesen sein mag, hat Darwin es möglich gemacht, ein intellektuell erfüllter Atheist zu sein.“ In einem anderen bekannten Buch, „Der Gotteswahn“, argumentiert er in ähnlicher Weise: „Darwin und seine Nachfolger haben gezeigt, wie sich die Lebewesen mit ihrer spektakulären statistischen Unwahrscheinlichkeit und dem Anschein von Design durch langsame, allmähliche Schritte aus einfachen Anfängen entwickelt haben. Wir können jetzt sicher sagen, dass die Illusion von Design in Lebewesen genau das ist – eine Illusion.“ Wenn ein durchschnittlicher Mensch, der keine Ausbildung in Biologie oder Philosophie hat, diese Art von Aussagen von einem bekannten Akademiker liest, wird er sie wahrscheinlich ohne zu hinterfragen einfach akzeptieren. Als soziale Lebewesen akzeptieren wir gerne fraglos, was uns von Autoritätspersonen vorgegeben wird. Dawkins ist nicht der Einzige, der den Atheismus und Darwinismus fest miteinander verknüpft. Millionen von Menschen sind heute der Ansicht, dass das eine zu dem anderen führt. Einmal wieder entsteht eine große Kluft zwischen der Öffentlichkeit und dem akademischen Verständnis der Evolutionswissenschaft. Was wohl viele außer Acht lassen: Dawkins gibt hier seine persönlichen Ansichten zur Evolution wieder, das sind nicht die Erkenntnisse der Biologie, sondern seine atheistischen Ansichten, die sich auf sein Biologieverständnis abfärben. Die meisten Menschen verwechseln Aussagen, die von Wissenschaftlern kommen, mit wissenschaftlichen Erkenntnissen. Ein Wissenschaftler kann Atheismus, Theismus, Agnostizismus oder irgendeine andere Weltanschauung vertreten, sollte aber darauf achten, dass seine Überzeugungen nicht seine wissenschaftliche Arbeit beeinflusst, wenn er etwas der Öffentlichkeit präsentiert. Es gibt nichts in Darwins Theorie, das Atheismus befürwortet oder beweist. Dawkins Aussagen scheinen in diesem Zusammenhang wie eine Mischung aus Öl und Wasser, gute Biologie vermengt mit schlechter Theologie.
Der Biologie-Philosoph Elliott Sober, obwohl er Atheist ist, gibt das richtige Verständnis zwischen der Schnittmenge von Gott und Darwinismus: „Theistische Evolutionsforscher können natürlich Deisten sein, die behaupten, dass Gott das Universum in Bewegung setzt und dann für immer darauf verzichtet, einzugreifen. Aber es ist kein Widerspruch, wenn sie von einem aktiven Gott überzeugt sind, dessen Eingriffe nach der Schöpfung unter dem Radar der Evolutionsbiologie stattfinden. Göttliches Eingreifen ist nicht Teil der Wissenschaft, aber die Evolutionstheorie schließt nicht aus, dass es keines gibt.“
Dies sollte keine Überraschung sein, wenn man versteht, wie Wissenschaft funktioniert. Die Wissenschaft arbeitet mit Beobachtungen, um Hypothesen und Theorien aufzustellen und diese zu überprüfen. Gott ist per Definition ein Wesen, das unsichtbar ist. Daher ist jede direkte Beobachtung von Ihm unmöglich. Jeder, der behauptet, dass Gott durch irgendetwas in der Wissenschaft widerlegt werden könne, sei es die Darwin’sche Evolution oder die Quantenmechanik, irrt sich. Wie Hugh Gauch, Philosoph der Wissenschaft, erklärt, ist die Idee, dass „die Wissenschaft den Atheismus unterstützt, eine gute Note für Enthusiasmus, aber eine schlechte Note für Logik zu bekommen.“
Vielleicht ist einer der Gründe, warum die Leute denken, dass die Wissenschaft zum Atheismus führt, der, dass Wissenschaftler bei Erklärungen für Phänomene Gott nicht als Ursache oder aktives Mittel einbeziehen. Das schließt aber nicht aus, dass Gott existiert. Mechaniker können dir erklären, wie dein Auto funktioniert, einschließlich des Kraftstoffverbrauchs, der Elektrik, des Getriebesystems, der Bremsmechanik, der Klimaanlage und so weiter. Ihre Erklärung hat aber nicht zur Folge, dass es keinen Designer des Autos gab. Ihre Erklärung hat nicht zur Folge, dass es keinen Designer des Autos gibt. Ebenso verwenden Wissenschaftler nur natürliche Erklärungsmuster, wenn sie versuchen, uns zu erklären, wie die Welt funktioniert. Das nennt man in der Fachsprache methodologischen Naturalismus. Alle Wissenschaftler sind methodologische Naturalisten, das heißt, sie beziehen sich nur auf natürliche Ursachen und natürliche Wirkungen. Gott darf in der Wissenschaft gemäß der Regel des methodologischen Naturalismus nicht herangezogen werden. Aber das bedeutet nicht, dass Gott nicht existiert. Der Evolutionsbiologe Scott Todd betont diesen Punkt: “Selbst wenn alle Daten auf einen schöpferischen Designer hinweisen, ist eine solche Hypothese von der Wissenschaft ausgeschlossen, weil sie nicht naturalistisch ist. Natürlich steht es dem Wissenschaftler als Individuum frei, eine andere Idee zu vertreten, die über den Naturalismus hinausgeht.“ Der philosophische Naturalismus im Gegensatz dazu ist die Idee, dass die Natur alles ist, was existiert, wobei Gottes Existenz ausgeschlossen wird. Der methodologische Naturalismus ist nicht dasselbe wie der philosophische Naturalismus. Die Verwirrung entsteht, wenn diese beiden Arten von Naturalismus miteinander vermengt werden. Da Wissenschaftler sich nicht auf Gott beziehen, gehen die Leute auch davon aus, dass Gott nicht existieren kann, was eigentlich ein Missverständnis ist. Der Wissenschaftsphilosoph Massimo Pigliucci, auch er ist ein Befürworter des Atheismus, erklärt diesen Unterschied: „Der Trugschluss liegt darin, dass die meisten Menschen – leider auch prominente Vertreter der Wissenschaft wie Richard Dawkins – den subtilen, aber entscheidenden Unterschied zwischen methodologischem und philosophischem Naturalismus nicht machen.“ Pigliucci kommt wie andere Wissenschaftsphilosophen zu dem Schluss, dass die Wissenschaft kein Bekenntnis zum Atheismus verlangt.
Leute wie Dawkins vertreten zwar die Idee, dass der Darwinismus irgendwie Gott widerlegt, aber Darwin selbst wäre damit ganz und gar nicht einverstanden gewesen! Darwin war nie ein Atheist und es würde ihn überraschen, wenn er wüsste, dass seine Theorie heutzutage als Argument für die Nichtexistenz Gottes verwendet wird. Er schrieb: „Es scheint mir absurd, daran zu zweifeln, dass ein Mann ein glühender Theist & ein Evolutionsanhänger sein kann.“ Darwin war zunächst ein Christ entwickelte sie aber mit der Zeit zu einem Deisten. Deisten behaupten, dass Gott existiert, aber sie glauben nicht an eine bestimmte Religion, Wunder oder ein Leben nach dem Tod. Darwin blieb Deist, während er seine Theorie schrieb und auch nachdem er die Arbeit „Origin of species“ veröffentlichte. Er schrieb in seiner eigenen Autobiographie, dass es möglich ist, die Evolution durch natürliche Selektion und die Existenz Gottes zu akzeptieren. Er sagte des Weiteren auch ausdrücklich, dass dies die Position ist, die er vertritt. Im späteren Verlauf seines Lebens entfernte er sich vom Glauben an Gott und wurde Agnostiker. Dieser Wechsel erfolgte aufgrund des Theodizee-Problems, ein Thema, das ihm immer Unbehagen bereitete. Er durchlebte viele persönliche Tragödien, darunter den Tod seiner geliebten Kinder. Nichtsdestotrotz hielt er daran fest, dass seine Theorie Gott nicht untergräbt. Die Verknüpfung zwischen Atheismus und Darwins Theorie ist, obwohl es populär ist, aus akademischer Sicht begründet.
Eines der Argumente, die einige Atheisten hervorbringen, ist, dass Darwin tatsächlich ein Atheist war (während er vorgab, ein Agnostiker zu sein). Es soll auch davon überzeugt gewesen sein, dass seine Theorie zum Atheismus führe. Sie argumentieren, dass er seine Haltung gegenüber Gott und den Implikationen seiner Theorie aufgrund des öffentlichen Drucks gemildert habe. Es gibt drei Probleme mit diesem Argument. Erstens gibt es keine Beweise dafür, dass er ein Atheist war, daher ist diese Spekulation unbegründet. Darwin hatte sich bereits öffentlich vom Christentum losgesagt und argumentierte, dass eine wörtliche Auslegung der Bibel nicht richtig sein könne. Wenn er also diese mutigen Schritte machte, warum sollte er seine atheistische Einstellung verbergen? Da er bereits eine konservative viktorianische Gesellschaft herausforderte, hatte er nichts zu verlieren. Er widersprach sogar öffentlich den Leuten, die seine Theorie zur Unterstützung des Atheismus verwendeten. Zweitens, selbst wenn er ein Atheist wäre und glaubte, dass seine Theorie zum Atheismus führt, würde er sich irren. Der Grund dafür ist, dass sich die Wissenschaft, wie bereits erwähnt, nur mit Beobachtbarem beschäftigt, wie kann also eine Theorie, die auf Beobachtungen der natürlichen Welt basiert, den unbeobachtbaren Schöpfer widerlegen?
Schließlich ist das, was wir in Darwins eigenen persönlichen Schriften finden, genau das Gegenteil von dem, was wir erwarten sollten, wenn er ein Atheist wäre. In einem Brief an seinen John Fordyce im Jahr 1879, nur 3 Jahre vor seinem Tod, schrieb er: „‚Was meine eigenen Ansichten sein mögen, sollte keine Relevanz haben, außer für mich selbst. Davon abgesehen kommt es auf die Definition des Begriffes an, ab wann jemand Theist genannt werden kann. Darauf in diesem Brief einzugehen, würde aber den Rahmen sprengen. Trotz all meiner Wandlungen war ich nie ein Atheist, der die Existenz eines Gottes leugnete. Ich denke, dass im Allgemeinen (und zunehemend je älter ich werde), aber nicht immer, ein Agnostiker die korrekteste Beschreibung meines Geisteszustandes wäre.“
Das Ergebnis ist, dass der Glaube an Gott nicht durch die Darwin’sche Evolution oder irgendeine andere Theorie der Wissenschaft in Frage gestellt werden kann. Die Wissenschaft selbst hat nicht diese Fähigkeit. Diese Aussage ist nicht antiwissenschaftlich, sie ist einfach eine Tatsache. In der heutigen Welt profitieren wir enorm von wissenschaftlichen Errungenschaften. Die Wissenschaft hat uns geholfen, länger und komfortabler zu leben und hat uns mit Wissen bereichert, das früheren Generationen unbekannt war, deshalb werden ja Wissenschaft und Wissenschaftler oft verehrt. Sie sollten jedoch nicht in einem Ausmaß verehrt werden, dass wir dem Scientismus, also dem übermäßigen Glauben an die Macht der wissenschaftlichen Erkenntnisse, verfallen. Die Wissenschaft ist ein großartiges Werkzeug, aber sie hat ihre Grenzen und kann nicht alles tun. Die Wissenschaft basiert auf Mathematik und Logik, diese können von der Wissenschaft nicht bewiesen werden, da sie von ihnen abhängt, um zu funktionieren. a2 + b2 = c2 wird in wissenschaftlichen Theorien verwendet, aber die Wissenschaft kann uns nicht sagen, warum diese mathematische Formel so ist, wie sie ist. Die Wissenschaft verwendet induktive und deduktive Logik, aber sie kann nicht erklären, warum die Logik so funktioniert. Die Wissenschaft kann uns nicht sagen, ob es gut ist, Geld zu spenden, oder ob es schlecht ist, ein Tier zu quälen. Die Wissenschaft kann uns nichts über moralische Tatsachen, ästhetische Urteile, metaphysische Wahrheiten, die Existenz historischer Figuren oder sogar darüber sagen, was wir mit wissenschaftlichen Erkenntnissen anfangen sollen und ob es überhaupt gut ist, Wissenschaft zu betreiben! Die Wissenschaft kann uns auch nicht sagen, warum Wissenschaft funktioniert, dafür bräuchte man die Philosophie.
Wenn wir die Wissenschaft verstehen und wie sie funktioniert, ihre Philosophie, ihre Geschichte, dann werden wir nicht in den Fehler verfallen, zu denken, dass die Wissenschaft oder irgendein Produkt der Wissenschaft wie der Darwinismus den Glauben an Gott verdrängen kann. Das Verständnis der Philosophie der Wissenschaft und der Darwin’schen Evolution zeigt uns, dass die Theorie nicht buchstäblich wahr ist, obwohl sie aktuell die beste naturalistische wissenschaftliche Darstellung sein mag.
Zusammenfassung:
Es gibt einen Unterschied zwischen dem akademischen und dem öffentlichen Verständnis der Wissenschaft im Allgemeinen und der Evolution im Besonderen. Die Öffentlichkeit mag sich vorstellen, dass die Wissenschaft uns die Wahrheit gibt, doch ein akademisches Verständnis zeigt uns, dass nichts in der Wissenschaft „in Stein gemeißelt“ ist. Die Darwin’sche Evolution als ein Produkt der Wissenschaft ist also keine ewige Wahrheit sein und konnte nie eine sein. Die Wissenschaftsphilosophie lehrt uns, dass wir immer eine neue, zuvor unbekannte Beobachtung erhalten können, die unsere bisherigen Theorien in Frage stellen könnte, und die Geschichte der Wissenschaft zeigt uns, dass sich viele Theorien im Nachhinein als falsch herausstellten. Darwins Evolutionstheorie ist ein Arbeitsmodell; eine gültige wissenschaftliche Theorie, keine Tatsache in dem Sinne, dass sie absolut, sicher und unveränderlich ist. Darwins Theorie basiert auf einem probabilistischen Rahmen, der Annahmen enthält, bei dem es selbst über die Kernideen Meinungsverschiedenheiten gibt. Die populäre Vorstellung, dass die Evolution die Existenz Gottes unterläuft, ist einfach falsch. Die Wissenschaft beschäftigt sich nur mit beobachtbaren Phänomenen, Gott ist aber per Definition unbeobachtbar. Es ist sehr wichtig, die philosophischen Grundlagen der Wissenschaft zu verstehen, denn so bekommen wir ein klareres Bild davon, was die Wissenschaft tatsächlich tun kann und was nicht.
Atheisten und Agnostiker sollten erkennen, dass die Wissenschaft Gott nicht negieren will und kann. Zum einen führt die Wissenschaft nicht zum Atheismus und zum anderen führt der Atheismus nicht notwendigerweise zur Wissenschaft. Wenn jemand Atheist ist, kann er sich dafür oder dagegen entscheiden, wissenschaftliche Erkenntnisse über die natürliche Umwelt zu sammeln. Die islamische Tradition war historisch sehr offen für wissenschaftliche Untersuchungen. Sie war und ist für viele ein Weg, der einen näher zu Gott führt. In der Hauptquelle des Islam, dem Koran, heißt es hierzu:
„(Dies ist) die Offenbarung des Buches von Allah, dem Allmächtigen und Allweisen. In den Himmeln und auf der Erde sind wahrlich Zeichen für die Gläubigen. Und in eurer Erschaffung und in dem, was Er an Tieren sich ausbreiten lässt, sind Zeichen für Leute, die überzeugt sind. Und (auch in) dem Unterschied von Nacht und Tag und (in) dem, was Allah an Versorgung vom Himmel herabkommen lässt und dann damit die Erde nach ihrem Tod wieder lebendig macht, und im Wechsel der Winde sind Zeichen für Leute, die begreifen. Dies sind Allahs Zeichen, die Wir dir der Wahrheit entsprechend verlesen. An welche Aussage nach (derjenigen) Allah(s) und Seinen Zeichen wollen sie denn (sonst) glauben?“ Der Qur`an, Kapitel 45, Vers 2 – 6
Das Ziel des Lebens im Islam ist es, Gott zu erkennen und durch dieses Wissen die Weisheit der göttlichen Führung zu akzeptieren, zu lieben und herzlich aufzunehmen. Über Gottes Schöpfung intensiv zu reflektieren und sie zum Wohle der Menschheit zu studieren, führt einen auf einen Pfad voller Einsichten und tiefgreifender Erkenntnisse. In uns sollte das ein Gefühl der Dankbarkeit, des Staunens und der Ehrfurcht vor dem Schöpfer hervorrufen.
Quelle:
- Gillian Barker, Philip Kitcher, 2013, Philosophy of Science: A New Introduction. Oxford: Oxford University Press. 2014, Seite 17.
- Carrier, Martin, What is wrong with the miracle argument?, 1991, Studies in the History and Philosophy of Science, 22(1), 23–36.
- Samir Okasha. Philosophy of Science, A Very Short Introduction, 2002 Oxford University Press. Seite 77.
- Henry Gee, The Accidental Species, 2013, University of Chicago Press; Reprint edition, Seite14
- http://www.people-press.org/files/legacy-pdf/528.pdf
- Richard Dawkins, A Devil’s Chaplain, Mariner Books, 2003, Seite 81
- https://www.nsf.gov/news/news_summ.jsp?cntn_id=138446
- Elliot Sober, Evidence and Evolution, 2003, Cambridge University Press, p296-297
- Charles Darwin, The Origin of Species, 1859, Seite 189
- Stephen J Gould, Niles Eldredge, Punctuated Equilibria 1972, Seite 82
- Thomas Huxley, Evolution and Ethics, 1893, Seite 326
- Kevin Connolly and Margaret Martlew, 1999. “Altruism”. Psychologically Speaking: A Book of Quotations. BPS Books. Seite 10
- George C Williams, Reply to comments on Huxley’s Evolution and Ethics in Sociobiological Perspective. 1988, Zygon 23 (4): 437–438
- David Stove, Darwinian Fairytales, Encounter Books, 1996, Seite 114
- Http://discovermagazine.com/2011/apr/16-interview-lynn-margulis-not-controversial-right
- Eva Jablonka, Transformations of Lamarckism, 2011, The MIT Press
- https://www.discovermagazine.com/the-sciences/mutation-not-natural-selection-drives-evolution
- https://www.thethirdwayofevolution.com/
- Gerd B Müller, Why an extended evolutionary synthesis is necessary, 2017, Interface Focus, http://doi.org/10.1098/rsfs.2017.0015
- Richard Dawkins, The Blind Watchmaker, 1986, Norton, Seite 6
- Elliott Sober, Evolution without Naturalism. 2011, Oxford Studies in Philosophy of Religion. Seite 11
- Hugh G. Gauch, Jr. Scientific Method in Brief. 2012, Cambridge University Press. Seite 98.
- Scott C Todd, correspondence to Nature 401(6752):423, 1999
- Massimo Pigliucci, Science and Society, 2005, Science and Fundamentalism
- https://www.darwinproject.ac.uk/letter/DCP-LETT-12041.xml
- https://www.darwinproject.ac.uk/letter/DCP-LETT-12041.xml