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Was gibt es da noch zu sagen, was nicht schon gesagt wurde?
G.O.T.T. Diese vier kleinen Buchstaben haben schon immer große Reaktionen jeder Art hervorgerufen.
Unser Interesse an Gott ist nie erlahmt. Philosophen, Wissenschaftler, Theologen und Laien gleichermaßen haben dieses Thema seit Jahrtausenden debattiert und tun es weiterhin.
Manche Menschen weigern sich zu akzeptieren, dass die Frage nach Gott überhaupt wichtig ist, während andere behaupten, dass sie für jeden Moment ihrer Existenz zentral ist.
Manche bezweifeln, dass Gott überhaupt existiert. Andere sind sich der Existenz Gottes so sicher wie ihrer eigenen!
Warum ist das überhaupt wichtig?
Es gibt viele Gründe, warum Menschen nicht an Gott glauben.
Einige sehen einfach keine Notwendigkeit für Gott in ihrem Leben. Die Vorstellung, sich einer höheren Autorität zu unterwerfen, kann das gesamte Gespräch über die Gottesfrage beenden. Für andere hingegen kann die Vorstellung von einer drastischen Änderung der Lebensweise zu einschüchternd sein, um sich mit existenziellen Fragen zu beschäftigen.
Einige haben möglicherweise schlechte persönliche Er¬fahrungen mit gläubigen Menschen gemacht. Man kann davon ausgehen, dass aufgrund der ständig zuneh¬menden negativen Berichterstattung über Religion viele Menschen nicht sehr geneigt sind, sich einer Religion zuzuwenden.
Angesichts dieser Gedankengänge ist es verlockend, einfach alle Religionen abzuschütteln und wie alle anderen zu leben oder einfach das zu tun, was sich augenblicklich gut anfühlt. Das mag für eine Weile in Ordnung sein, aber schlussendlich bleiben diese wichti¬gen Fragen unbeantwortet und gehen nie wirklich weg.
Versetze dich für einen Moment in dieses Szenario hinein:
Stell dir vor, du legst dich heute Abend wie gewohnt in deinem Bett schlafen. Du wachst auf und befindest dich in einem fahrenden Zug. Du hast nicht die geringste Ahnung, wie du da gelandet bist. Andere Personen im Zug sind in der gleichen Situation. Panisch versuchst du, herauszufinden, wohin der Zug fährt und wie du da hineingekommen bist. Überraschenderweise stellst du fest, dass diese Fragen niemand anderen kümmern. Du siehst, wie die anderen beschäftigt sind mit Reden, Essen und Zeitung lesen.
Würdest du dich in dieser Situation einfach dem Rest von ihnen anschließen und deine missliche Lage akzep¬tieren, oder würdest du weiterhin nach Antworten such¬en? Nun, ob dir diese Zugfahrt gefällt oder nicht, spielt keine Rolle. Du befindest dich bereits im fahrenden Zug.
In ähnlicher Weise bist du auf dieser Erde und steuerst auf ein Ziel zu, ohne zu wissen, wann es erreicht werden wird. Du bist entstanden, ohne es dir ausgesucht zu haben. Dieses Ziel zu erreichen ist nur eine Frage der Zeit. Dass wir sterben werden, steht für jeden Menschen außer Frage.
Der Tod ist etwas, worüber niemand wirklich sprechen will, obwohl wir uns alle über sein Kommen sicher sind. Daher ist es unumgänglich, sich früher oder später die Fragen zu stellen „Wie bin ich hierhergekommen?“, „Was habe ich hier verloren?“ und „Was erwartet mich nach meinem Tod?“
Spätestens dann, wenn du tiefgründig über dein eigenes temporäres Leben und deine Sterblichkeit nachdenkst, wird dir die Wichtigkeit der Gottesfrage bewusst. Das bedeutet nicht, dass der Glaube an Gott ausschließlich mit der Angst vor dem Tod verbunden sein soll, son¬dern, dass die Antworten auf existentielle Fragen an der Existenz Gottes nicht vorbeiführen.
Wenn es einen Gott gibt, dann sollten wir zur Kenntnis nehmen, wofür wir erschaffen sind. Alles, was wir als Menschen tun, erfüllt einen Zweck. Ebenso haben die Teile unseres Körpers bestimmte Funktionen. Unsere Augen sind zum Sehen da, unsere Ohren zum Hören, unser Herz zum Pumpen des Blutes. Es macht also Sinn, dass auch der Besitzer dieser lebenswich¬tigen Organe den Zweck seiner Erschaffung erfüllen sollte.
„Meint ihr etwa, Wir hätten euch in Sinnlosigkeit erschaffen, und ihr würdet nicht zu Uns zurückge¬bracht?“ Der Qur’an, Kapitel 23, Vers 115
Bevor wir uns ansehen, warum der Glaube an Gott sowohl natürlich als auch vernünftig ist, sollten wir definieren, was wir unter Gott verstehen.
Wenn jemand sagt, dass er nicht an Gott glaubt, ist viel¬leicht die erste Frage, die wir stellen sollten: „An welche Art von Gott glaubst du nicht?“
Oft sind die Gründe für eine Abneigung gegen Gott inkohärente, widersprüchliche und unlogische Konzepte von Gott. In manchen Fällen führt dies auch dazu, dass Menschen sich zur Gänze von Gott abwenden und sich als Atheisten bezeichnen.
Beispielsweise ist die Vorstellung von Gott als graubär¬tigem Mann im Himmel, der auf einem Stuhl sitzt und Blitze auf böse Menschen schleudert, ein Konzept, das aus mehreren Gründen völlig sinnfrei ist.
Zuallererst stellt sich die Frage, ob Gott dem Menschen überhaupt ähnelt. Laut diesem Konzept würde es Sinn ergeben, wissen zu wollen, wer Gott erschaffen hat. Des Weiteren ist es offensichtlich, dass nicht nur böse Men¬schen vom Blitz getroffen werden, sondern auch guten Menschen Leid und Übel widerfahren. Wenn man also mit einem falschen Gotteskonzept beginnt, ist es nicht überraschend, dass man sich sukzessiv vom Glauben abwendet.
Dennoch gibt es ein Konzept von Gott, das intuitiv und rational ist. Hierzu finden wir sehr interessante Hinwei¬se aus der Menschheitsgeschichte und über Kulturen hinweg. Es ist das Konzept eines Erschaffers, Der ein einziger ist, ewig existiert, selbstgenügsam und transze-ndent ist. Dieser Schöpfergott ähnelt weder Seiner Schöpfung noch gleicht die Schöpfung Ihm in irgendein¬er Weise.
Genauso wie ein Tischler nach getaner Arbeit nicht zum Tisch wird oder als Teil des Tisches existiert, ist Gott aus vernünftigen Gründen anders als Seine Schöpfung. Es gibt nichts Inkohärentes oder Irrationales an diesem Konzept. Tatsächlich ist dieses Konzept sowohl intuitiv als auch rational und wird in den folgenden Versen des Qur‘an hervorragend zusammengefasst:
Sprich: „Er ist Gott, ein Einziger. Gott, der Abso¬lute (ewig Unabhängige, von Dem alles abhängt). Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt worden und niemand ist Ihm jemals gleich.“ Der Qur’an, Kapitel 112
Die natürliche Veranlagung
Die Religion des Islams lehrt, dass jeder Mensch bereits eine Art intrinsisches und instinktives Wissen über Gott tief in sich hat und dass die Außenwelt diese Erkenntnis entweder begraben oder wachsen lassen kann.
Der Prophet Muhammad – Friede und Segen seien mit ihm – erklärte, dass jedes Kind in einem natürlichen Zustand geboren wird, jedoch durch Erziehung und So¬zialisierung die Schärfe und Klarheit dieser Veranlagung verliert. Die natürliche Veranlagung ist ein Zustand, in dem dem Menschen bewusst ist, dass es einen Schöp¬fer gibt und dieser Schöpfer es verdient, angebetet zu werden.
Gesellschaftlicher Druck, Wünsche und andere Fak¬toren können diese natürliche Veranlagung mit Über¬zeugungen füllen, die unnatürlich sind. Dazu gehört beispielsweise die Anbetung anderer Wesen als Gott, die Humanisierung Gottes oder die völlige Verleugnung Gottes. Der Glaube an Gott erfordert also keine ration¬ale Rechtfertigung, sondern ist intuitiv in der Veranla¬gung des Menschen verankert.
Das soll nicht heißen, dass Gottes Existenz nicht durch rationale Argumente zur Kenntnis genommen werden kann. Das kann definitiv der Fall sein. Rationale Argu¬mente sind jedoch nur als Auslöser zu sehen, um die natürliche Veranlagung aufblühen zu lassen.
Der Qur‘an lädt dazu ein, den Glauben an Gott auf¬blühen zu lassen, indem er Impulse zur Reflexion setzt und Zeichen („Ayat“) präsentiert, die zur kritischen Auseinandersetzung des Intellekts und der Spiritualität einladen.
„Euer Gott ist ein Einziger Gott. Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Allerbarmer, dem Barmherzi¬gen. In der Erschaffung der Himmel und der Erde; im Unterschied von Nacht und Tag; in den Schiffen, die das Meer befahren mit dem, was den Menschen nützt; darin, dass Gott Wasser vom Himmel herab¬kommen lässt, und damit dann die Erde nach ihrem Tod wieder lebendig macht und auf ihr allerlei Tiere sich ausbreiten lässt; und im Wechsel der Winde und der Wolken, die zwischen Himmel und Erde dienstbar gemacht sind, sind wahrlich Zeichen für Leute, die begreifen.“ Der Qur’an, Kapitel 2, Vers 163–164
Neben rationalen Argumenten wirken auch trauma¬tische, negative und außergewöhnliche Erfahrungen als Auslöser, um unseren inneren Glauben an Gott zu entdecken. Es ist nicht ungewöhnlich, von jemandem zu hören, der aufgrund solcher Ereignisse zum Glauben an Gott gefunden hat.
„Er ist es, Der euch zu Lande und zur See Wege bereitet. Und da sie an (Bord) der Schiffe sind und mit ihnen (den Passagieren) bei gutem Wind dahinsegeln und sich darüber freuen, werden sie plötzlich von einem Sturm erfasst, und die Wogen schlagen von allen Seiten über sie zusammen. Und sie meinen schon, sie seien rings umschlossen – da rufen sie Gott in vollem, aufrichtigem Glauben an: ‚Wenn Du uns aus diesem (Sturm) errettest, so werden wir sicherlich unter den Dankbaren sein.‘ Doch wenn Er sie dann errettet hat, siehe, schon beginnen sie wieder, ohne Berechtigung auf Erden Gewalt zu verüben. O ihr Menschen, eure Gewalttat richtet sich nur gegen euch selbst. (Ge¬nießt) die Gaben des diesseitigen Lebens. Zu Uns sollt ihr dann heimkehren; dann werden Wir euch verkünden, was ihr getan habt.“ Der Qur’an, Kapitel 10, Vers 22–23
Du musst nicht einmal etwas Schreckliches erfahren, um dich an Gott zu erinnern. Ein paar Augenblicke über die unvermeidliche Begegnung mit dem Tod nachzuden¬ken und die triviale Natur dieses temporären Lebens reichen aus, um die Beziehung zu Gott zu überdenken.
Andere Zugänge, um zu unserer natürlichen Veranla¬gung zurückzukehren, sind spirituelle Erfahrungen, die durch Anbetung erreicht werden können. Selbst wenn du jemand bist, der sich nicht sicher ist, ob Gott existi¬ert, kann dir eine spirituelle Erfahrung diese Gewissheit geben, was kein rationales Argument zustande bringen kann. Als Menschen sind wir aus physischer Materie gemacht, aber wir haben auch eine spirituelle Dimen¬sion. Keine Menge an körperlichen Vergnügungen, sei es durch Nahrung, Sex, Ruhm oder anderes, kann unsere spirituellen Bedürfnisse erfüllen. Es ist etwas, das nur eine Verbindung mit Gott erfül¬len kann, und es muss erlebt werden, um geschätzt und verstanden zu werden. Es ist, als würde man jemandem eine neue Delikatesse beschreiben. Keine Erklärung kann jemanden dazu bringen, die herrlichen Geschmäcker und Texturen zu schätzen. Er muss es selbst kosten.
„Es sind jene, die glauben und deren Herzen Trost finden im Gedenken an Gott. Wahrlich, im Geden¬ken an Gott finden die Herzen Ruhe. Denen, die da glauben und gute Werke tun, wird Glück und eine treffliche Heimstatt zuteil sein.“ Der Qur’an, Kapitel 13, Vers 28–29
Die Erschaffung des Universums
Im Qur‘an richtet Gott die Frage des Glaubens direkt an uns.
Im Qur’an wird durch eine Reihe von Fragen an unser rationales Denken appelliert, um über die möglichen Ursprünge des Universums nachzusinnen; nicht als Wissenschaftler oder Philosophen (obwohl sie natürlich auch willkommen sind!), sondern als Menschen, die eine Fähigkeit zur Vernunft und zum kritischen Denken haben. Um uns damit intellektuell auseinanderzusetzen, präsentiert Gott eine Reihe möglicher Erklärungen dafür, wie alles entstanden sein könnte:
„Oder sind sie etwa aus dem Nichts erschaffen worden, oder sind sie (gar) selbst die Schöpfer? Oder haben sie (etwa) die Himmel und die Erde erschaff¬en? Nein! Vielmehr sind sie nicht überzeugt.“ Der Qur’an, Kapitel 52, Vers 35–36
Jede dieser möglichen Erklärungen kann in folgende Punkte unterteilt werden:
– Wir wurden aus dem Nichts erschaffen
– Wir sind eine Selbsterschaffung
– Wir sind erschaffen durch etwas Erschaffenes
– Wir sind erschaffen durch etwas Unerschaffenes
Obwohl sich diese Verse auf die Existenz des Men¬schen beziehen, können sie auch auf alles andere angewendet werden, was entstanden ist. Das Universum existiert nicht ewig, es begann einmal zu existieren. Es gibt viele Gründe, die dies untermauern. Beispielsweise gibt es philosophische, mathema¬tische und empirische Beweise für den Beginn des Universums. Es würde den Rahmen dieser Broschüre sprengen, ausführlich auf den Nachweis des Beginns des Universums einzugehen. Hierfür verweisen wir dich gerne auf diese Quelle. [1]
Da das Universum einen Beginn hatte, können die oben genannten möglichen Erklärungen in die folgenden Optionen übertragen werden:
– Das Universum wurde aus dem Nichts erschaffen
– Das Universum hat sich selbst erschaffen
– Das Universum wurde durch etwas Erschaffenes erschaffen
– Universum wurde durch etwas Unerschaffenes erschaffen
Das Universum wurde aus dem Nichts erschaffen. Dies ist die erste Option. Definieren wir zu Beginn un¬sere Begriffe. „Nichts“ ist die Abwesenheit aller Dinge – sei es Materie, Energie, materielle oder imma¬terielle Objekte oder irgendeine kausale Bedingung. Das Universum und den menschlichen Körper zu betrachten und zur Erkenntnis zu kommen, sie seien ohne Ursache, ohne kausale Zusammenhänge, einfach aus dem Nichts entstanden, ist eine ziemlich schwierige Vorstellung. Die grundlegende Logik würde vorschreiben, dass aus dem Nichts nichts kommt. Nur von etwas kann etwas herbeigebracht werden. Die Frage ist also: Kann etwas ohne kausale Bedingung entstehen und dadurch etwas ins Leben rufen? Die bloße Annahme dessen grenzt schon an das Absurde, geschweige denn dies zu glau¬ben. Das wäre in etwa die Annahme, dass alles das Po¬tenzial hat, ohne eine kausale Bedingung zu entstehen. Ein Gebäude könnte zufällig verschwinden, und wir würden uns nichts dabei denken; ein Haufen Kaninchen könnte in deinem Garten erscheinen und du würdest es für völlig vernünftig halten, dass sie einfach so ent¬standen sind. Es ist kein Szenario, das irgendjemand von uns als logisch akzeptieren würde. Einige mögen argumentieren: Wenn etwas nicht aus dem Nichts kom¬men kann, wie hat dann Gott das Universum aus dem Nichts erschaffen?
Islamische Gelehrte beziehen sich zwar darauf, dass Gott aus dem Nichts erschafft, dieser Schöpfung¬sakt bedeutet aber lediglich, dass die Ursache keine materielle war. Sie gehen jedoch nicht davon aus, dass es keine kausalen Bedingungen oder Potenziale gab. Gottes Wille und Kraft waren die kausalen Bedingungen, um das Universum ins Leben zu rufen.
Das Universum hat sich selbst erschaffen. Die Selbsterschaffung bedeutet, dass das Universum existent sein muss, um sich selbst zu erschaffen. Zur selben Zeit aber darf es nicht existent sein, da es sich ja selbst erschaffen muss. Wie kann sich also etwas selbst erschaffen, wenn es nicht existent sein kann, es aber sein muss? Wäre eine Frau je in der Lage, ihr eigenes Selbst zur Welt zu bringen? Offensichtlich nicht. Zudem hätte etwas, das nicht existiert, nicht die Macht, etwas zu erschaffen, geschweige denn sich selbst. Deshalb ist das Attribut Gottes als „der Ewige“ (und damit Unerschaffene) so wichtig.
Wenn wir davon ausgehen, dass das Universum durch etwas Erschaffenes erschaffen wurde, dann wäre die nächste Frage folglich: Was hat dieses erschaffene Ding erschaffen? Sobald wir die Antwort darauf haben, gehen wir einen Schritt weiter und fragen „Was hat dieses er¬schaffene Ding erschaffen, was dieses erschaffene Ding erschaffen hat …“ und so weiter. Wir könnten mit dieser „Kette an Erschaffern“ auf unbestimmte Zeit fortfahren.
Das nennt man einen „unendlichen Regress von Ursa¬chen“. Dies führt dazu, dass jede Antwort mit einer sich stets wiederholenden Gegenfrage erwidert wird, nämlich „und dann?“. Ganz egal, wie oft die Frage beantwortet wurde.
Das Universum – das etwas Erschaffenes ist – kann zwangsläufig nicht durch etwas erschaffen worden sein, das selbst erschaffen wurde. Ein anderer Gedankengang wird im folgenden Beispiel veranschaulicht.
Stell dir vor, du möchtest ein Bürogebäude betreten. Der Wachmann lässt dich nicht eintreten und sagt, dass er dich ohne die Erlaubnis seines Managers nicht hineinlassen kann. Der Manager übermittelt dem Wachmann, dass er für diese Anfrage die Erlaubnis seiner Frau einholen muss. Die Frau des Managers sagt, dass sie diesbezüglich mit ihrem Cousin sprechen muss und so weiter und so fort. Wenn diese „Kette an Personen und somit Fragestellungen“ ins Unendliche gehen würde, wärst du nie in der Lage, das Bürogebäude zu betreten. Es muss also in dieser Kette von Menschen jemanden geben, der die endgültige Autorität hat, Erlaubnisse zu erteilen, ohne von jemand anderem abhängig zu sein. Mit anderen Worten, es muss eine erste Ursache geben, die nicht verursacht wird. Ebenso muss das Universum eine erste Ursache gehabt haben.
Das Universum wurde durch etwas Unerschaffenes erschaffen. Durch dieses Ausschlussverfahren kommen wir zur letzten Option: Das Universum wurde durch etwas Unerschaffenes erschaffen. In Anbetracht der vorher¬igen Möglichkeiten (dass es keine endlose Kette von vorübergehenden Ursachen geben kann), kommen wir rational zu dem Schluss, dass der Beginn der Existenz durch etwas Eigenständiges und Unerschaffenes verur-sacht wurde.
Finite Dinge sind durch etwas entstanden, was schon immer existiert haben muss. Als eines Seiner prägend¬sten Attribute nennt uns Gott, dass Er weder erschaffen ist noch Seiner Schöpfung ähnelt. Er ist „der Erste“, ohne Anfang, und „der Letzte“ ohne Ende, und somit „der ewig Existente“. Deshalb ist die Frage „Wer hat Gott erschaffen?“ sinnlos, da zum einen Gott nicht zu existieren begonnen hat und zum anderen die Frage „Wer hat den unerschaffenen Erschaffer erschaffen?“ widersprüchlich wäre.
„Er ist der Erste und der Letzte, der Sichtbare und der Verborgene, und Er ist der Kenner aller Dinge.“ Der Qur’an, Kapitel 57, Vers 3
Das Design des Universums
Im Qur‘an spricht Gott, dass man sowohl über das Externe (das Universum) als auch das Interne (den Menschen) nachsinnen soll. Das Universum in seiner Größe ist ein Spiegelbild des eigenen Ich. Der Körper, den wir besitzen, gilt als Wunder der Biomechanik. Es gibt ein feines, präzises Gleichgewicht, auf dem das Universum läuft, und eine geordnete „kosmische Architektur“, die auf eine zielgeri¬chtete Gestaltung hinweist. Schon beim Blick aus dem Fenster beobachten wir ständig eine Welt, die in Zyklen und Gegensätzen ver¬läuft. Die Jahreszeiten kommen und gehen nach einer vorgegebenen Ordnung – und bringen Veränderungen auf der Erde mit sich. Das Wasser durchläuft seinen Kreislauf mit einer bestimmten Struktur und Routine. Der Mond durchläuft Phasen, um den Lauf der Zeit zu signalisieren. Tag und Nacht ändern ihr Muster nicht, egal an welchem Tag die Sonne für uns auf- oder untergeht.
Dies sind einige der grundlegendsten Dinge, die ein ungeübtes Auge als Gleichförmigkeit der Natur auflisten könnte. Es gibt dazu Dutzende komplexere und nuanci¬ertere Beispiele, die, je eingehender man sie betrachtet, umso beeindruckender werden. Alles im Universum un¬terliegt Gesetzen, die ein komplexes bewusstes Leben nicht zulassen würden, wenn sie anders wären. Alle physikalischen Phänomene, die wir um uns herum beobachten (an Himmelsobjekten, Menschen, Tieren, Vegetation, Wechsel von Nacht und Tag), werden im Qur‘an als Beweis göttlicher Präzision bezeichnet. Gott fokussiert hierbei besonders auf das Gleichgewicht und die Harmonie, in der alle Dinge erschaffen wurden:
„Der Allerbarmer hat den Qur‘an gelehrt. Er hat den Menschen erschaffen. Er hat ihm das deutliche Reden beigebracht. Die Sonne und der Mond kreisen nach einer festgesetzten Berechnung. Und die Sterne und Bäume fallen (vor Ihm) anbetend nieder. Und den Himmel hat Er emporgehoben. Und Er hat das (rich¬tige) Abwiegen zum Gebot gemacht auf dass ihr euch in der Waage nicht vergeht. So setzt das Gewicht in gerechter Weise und betrügt nicht beim Wiegen. Und Er hat die Erde für die Geschöpfe bereitet, auf ihr sind Früchte und Palmen mit Fruchthüllen und Korn auf Halmen und duftende Pflanzen. Welche der Wohltaten eures Herrn wollt ihr beide da leugnen?“ Der Qur’an, Kapitel 55, Vers 1–13
Dieser qur‘anische Ansatz steht im Einklang mit der Vorstellung, dass das Universum einer Reihe von physikalischen Gesetzen unterliegt, die erstaunlich präzise auf das Leben ausgerichtet sind – insbesondere auf die menschliche Existenz. Diese sensible Anord¬nung in den Naturgesetzen ermöglicht das Leben. Ohne sie wäre ein komplexes Leben nicht möglich.
Betrachten wir als Beispiel die Gravitation. Sie ist die Anziehungskraft zwischen zwei Massen. Ohne sie gäbe es keine Kraft, die Dinge zusammenhält. Ohne sie gäbe es keine Sterne (oder Planeten) und damit keine nach¬haltige Energiequelle, die das Leben ermöglicht. Alles wäre ein dunkles, leeres Vakuum. Ein weiteres interes¬santes Beispiel ist die elektromagnetische Kraft.
Diese einzigartige Kraft wirkt sich auf alles im Uni¬versum aus und ist dafür verantwortlich, den Dingen Stärke, Form und Härte zu verleihen. Ohne sie gäbe es keine Atome, da nichts die Elektronen auf der Umlauf¬bahn halten würde. Ohne Atome gäbe es kein Leben. Zudem bewirkt die elektromagnetische Kraft auch eine chemische Bindung durch die Anziehung von Ladun¬gen. Auch ohne diese könnte Leben nicht existieren. Eine erstaunliche Tatsache über die elektromagnetische Kraft ist, dass sie nur eine Kraftstärke hat, aber dennoch viele verschiedene Anforderungen erfüllt. Der entscheidende Punkt ist, dass die Stärke dieser Kräfte sehr präzise ist. Es gibt sehr wenig Raum für Abweichungen, um Leben zu ermöglichen.
Die Anordnung des Universums zeigt eine komplexe Ordnung, die das Leben gedeihen lässt. Ohne diese Ordnung wäre Existenz nicht in der Lage zu gedeihen. Es gibt viele Beispiele, um diese Ordnung zu demonstrieren. Betrachten wir die Positionierung unseres Planeten. Eines der lebenserhaltenden Merkmale unseres Planeten ist seine Entfernung zur Sonne.
Die Erde befindet sich in der sogenannten „habitablen Zone“. Dieser Bereich ist definiert als „der Bereich um einen Stern, in dem genau die richtige Temperatur herrscht, damit Leben auf einem dort vorhandenen Planeten entstehen kann. Das ist nach der irdischen Ansicht der Bereich, in dem Wasser flüssig bleibt. Pflanzen und Tiere auf der Erde konnten sich nur deshalb entwickeln, weil wir hier genau die richtige Menge an Wärme und Sonnenlicht bekommen.“ Bei einer kürzeren Entfernung zwischen unserem Planeten und der Sonne wären keine lebensermöglichenden Bedingungen gegeben. Bei ein¬er zu größeren Entfernung wäre es zu kalt, und Leben würde genauso wenig gedeihen können.
Vergessen wir zudem nicht, dass die Erde einen „freundlichen himmlischen Nachbarn“ hat: Jupiter. Die Abwesenheit dieses Gas-Giganten in unserem Sonn¬ensystem hätte schwerwiegende Folgen auf der Erde. Denn der Jupiter wirkt wie ein kosmisches Schild. Er verhindert, dass Kometen und Asteroiden unseren Planeten bombardieren. Dies liegt an seiner Anzie¬hungskraft, die Asteroiden „aufsaugt“. Ohne unseren freundlichen Nachbarn wäre die Entwicklung fortschrittli¬chen Lebens mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht möglich gewesen.
Rebecca Martin, eine NASA-Sagan-Forscherin, die den Einfluss des Jupiters studierte, erklärt:
„Unsere Studie zeigt, dass nur ein winziger Bruchteil der bisher observierten Planetensysteme riesige Planeten an der richtigen Position zu haben scheint, um einen Asteroidengürtel von der richti¬gen Größe zu produzieren, der das Potenzial für das Leben auf einem nahegelegenen felsigen Planeten bietet … Unsere Studie deutet darauf hin, dass un¬ser Sonnensystem etwas Besonderes sein könnte.“ [2]
Denke über die Mondgezeiten nach. Die Größe des Erdmondes ist aufgrund seiner Anziehungskraft für die Gezeiten verantwortlich. Nach der Entstehung des Mondes war er der Erde näher als heute, aber diese Nähe war nur von kurzer Dauer. Wenn der Mond nicht zurückgegangen wäre, hätte das ernsthafte Auswirkun¬gen auf unseren Planeten gehabt. Dazu gehört die Erwärmung der Erdoberfläche, die das Entstehen von komplexem Leben verhindert hätte. Wenn die Distanz zum Mond geringer wäre, hätte die Erdkruste sich verbogen und Reibungswärme erzeugt, die möglicherweise zum Schmelzen der Oberfläche geführt hätte. Denke dabei an die Stabilisierung der Neigung der Rotationsachse, für die der Mond verant¬wortlich ist. Der Winkel der Neigung zur Bahnebene bleibt nahezu konstant. Aufgrund der Anziehungskraft des Mondes ist er seit Hunderten von Millionen von Jahren konstant. Wäre der Mond kleiner oder hätte er einen ander¬en Standort in Bezug auf Sonne und Jupiter, würde er nicht die langfristige Stabilität der Erdtemperatur gewährleisten.
Wenn unser Planet überhaupt keinen Mond hätte, wäre das Klima dynamisch, streng und sich ständig verän¬dernd. Dies hätte möglicherweise kleine Organismen hervorgebracht, aber nicht das komplexe Leben, das wir heute kennen. Das Nachdenken über diese physikalischen Gesetze sowie die bemerkenswerte Ordnung des Universums implizieren ein zielgerichtetes Design hinter dem Kosmos. Der Mensch, der diesen Kosmos bewohnt, ist ebenfalls ein Wunderwerk aus Design und Funktion. Der physische Körper mit all seinen miteinander ver¬bundenen Systemen gilt als eine der fortschrittlichsten Strukturen im gesamten Universum. Jeden Tag werden wir mit neuen und faszinierenden Entdeckungen kon¬frontiert, wie Teile unseres Körpers funktionieren – von den riesigen Informationen in unserer DNA bis hin zur Art und Weise, wie unsere Augen und unser Gehirn zusammenarbeiten. Wenn wir in die Welt der Biologie blicken, sehen wir Naturtechnologien, die alles übertreffen, was Menschen zustande bringen können. All diese Zeichen im Kosmos und in uns selbst sollten uns in Erstaunen und Ehrfurcht vor der schöpferischen Kraft Gottes versetzen. Die Handschrift eines Designers ist überall um uns herum. Wir haben vielleicht ein Leben lang nach dem gesucht, was direkt vor uns war.
„Wir werden ihnen Unsere Zeichen am Gesichtskreis und in ihnen selbst zeigen, bis es ihnen klar wird, daß es die Wahrheit ist.“ Der Qur’an, Kapitel 41, Vers 53
Gottes Konklusion
Da Gott alles erschaffen hat, erhält Er den gesamten Kosmos stets aufrecht und sorgt für uns aus Seiner Fülle. Der Qur‘an wiederholt dieses Konzept ständig auf verschiedene Weise. Dies wiederum ruft ein Gefühl der Dankbarkeit und Ehrfurcht im Herzen des Zuhörers oder Lesers hervor:
„Er ist es, Der für euch alles auf der Erde erschuf.“ Der Qur’an, Kapitel 2, Vers 29
„Gott ist über alles Erhaben, was sie Ihm zur Seite stellen. Wollen sie denn jene Teilhaber anbeten, die nichts erschaffen können und selbst nur Erschaffene sind?“ Der Qur’an, Kapitel 7, Vers 190–191
„O ihr Menschen, gedenkt der Gnade Gottes gegen euch. Gibt es einen Schöpfer außer Gott, der euch vom Himmel und von der Erde her versorgt? Es ist kein Gott außer Ihm. Wie könnt ihr euch da von Ihm abwenden?“ Der Qur’an, Kapitel 35, Vers 3
Deshalb ist alles, was wir in unserem täglichen Leben verwenden, und alles, was wesentlich ist für unser Überleben, Gott zu verdanken. Da Gott alles erschaffen hat, was existiert, ist Er der Besitzer und Herr von allem, auch von uns. Deshalb müssen wir Ihm mit einem Gefühl der Ehrfurcht und Dankbarkeit gegenüberstehen.
Dies zu leugnen bedeutet nicht nur, die Realität abzuleh¬nen, sondern es ist die höchste Form der Undankbarkeit und Arroganz. Wir sind in keiner Weise selbstgenüg¬sam, auch wenn das viele Menschen nicht wahrhaben wollen. Ob wir nun ein Leben in Luxus und Leichtigkeit oder in Armut und Not führen – letztendlich sind wir von Gott abhängig. Nichts in diesem Universum ist ohne Ihn möglich, und was auch immer geschieht, ist auf Seinen Willen zurückzuführen. Unser Geschäftserfolg und die großen Errungenschaf¬ten, die wir erreichen können, liegen letztlich bei Gott. Er hat die Ursachen im Universum erschaffen, mit denen wir Erfolg erzielen, und wenn Er uns aus Seiner göttlichen Weisheit heraus nicht erlaubt, erfolgreich zu sein, wird es nicht passieren. Das Verständnis unserer endgültigen Abhängigkeit von Gott sollte ein immenses Gefühl der Demut in unserem Herzen hervorrufen.
Wir sollten uns vor Gott demütigen und Ihm danken, als eine Form der Anbetung. Eines der größten Hindernisse für die göttliche Führung und Barmherzigkeit ist der Wahn der Selbstgenügsamkeit, der letztlich auf das Ego und die Arroganz zurückzuführen ist. Der Qur‘an macht diesen Punkt deutlich:
„Nein, der Mensch zeigt ein Übermaß an Übeltaten, dass er meint, er wäre auf nie-manden angewiesen.“ Der Qur’an, Kapitel 96, Vers 6–7
Der Glaube an Gott ist nicht nur eine abstrakte Idee, er hat auch eine tiefgehende Bedeutung in unserem Alltag. Es gibt tiefsinnige Fragen, auf die unser Herz sich überzeugende Antworten wünscht: Was ist der Sinn des Lebens? Weshalb sind wir hier, und was passiert nach dem Tod? Wie können wir inneren Frieden erlangen? Warum passieren guten Menschen böse Dinge? Werden Menschen, die etwas Falsches tun, wirklich der Gerech¬tigkeit entkommen, oder werden sie im nächsten Leben ihrer gerechten Vergeltung begegnen? Der Glaube an Gott erlaubt es uns, Antworten zu erforschen, die sowohl rational als auch intuitiv sinnvoll sind. Denn überzeugende Antworten auf diese Fragen können vernünftigerweise nur vom Erschaffer selbst kommen, dessen Weisheit, Einsicht und Wissen um¬fasst, was unsere Weisheit, unsere Einsicht und unser Wissen nicht erfassen.
„Das Gleichnis des diesseitigen Lebens ist nur wie Wasser, das Wir vom Himmel hinabsend¬en, worauf das Gewächs der Erde, von dem die Menschen und das Vieh verzehren, sich damit vermischt, bis dann, wenn die Erde ihren Prunk angenommen hat und sich geschmückt hat und ihre Bewohner meinen, dass sie Macht über sie hätten, kommt Unser Befehl über sie bei Nacht oder bei Tag, und da lassen Wir sie abgemäht sein, als ob sie am Tag zuvor nicht in Blüte gestanden hätte. So legen Wir die Zeichen ausführlich dar für Leute, die nachdenken. Gott lädt zur Wohnstätte des Friedens ein und leitet, wen Er will, zu einem geraden Weg. Für diejenigen, die Gutes tun, gibt es das Beste an Lohn und noch mehr. Ihre Gesichter werden weder von Dunkelheit noch Erniedrigung bedeckt. Das sind die Insassen des Paradiesgartens; ewig werden sie darin bleiben. Für diejenigen aber, die böse Taten erwerben, ist der Lohn einer bösen Tat ein Gleiches, und Erniedrigung wird sie bedecken – sie haben vor Gott nichts, das sie schützen könnte –, als ob ihre Gesichter von Stücken finsterer Nacht überdeckt wären. Das sind die Insassen des Höllenfeuers; ewig werden sie darin bleiben.“ Der Qur’an, Kapitel 10, Vers 24–27
Wenn dieser Blog in dir ein Gefühl des Staunens über Gott geweckt hat (oder dich sogar verwirrt hat), bitte Gott aufrichtig aus der Tiefe deines Herzens um Rechtleitung. Er wird dich leiten, Seine Zeichen zu erk¬ennen und dir Frieden im Herzen verleihen, damit du in diesem und dem nächsten Leben Ruhe finden kannst.
Quellen:
1. Hamza Andreas Tzortzis: The Divine Reality: God, Islam & The Mirage of Atheism. FB Publishing, 2016, Kapitel 5.
2. “No Jupiter, no advanced life?” – Evolution May be Impossi¬ble in Star Systems Without a Giant Planet (2012). Verfügbar unter: http://www.dailygalaxy.com/my_ weblog/2012/11/would-advanced-life-be-impossible -in-star-systems-without-a-jupiter-.html [Zugang am 2. Oktober 2016].
Der größte Teil dieses Blogs ist eine Adaption ver¬schiedener Teile von Kapitel 2, 4, 5, 8 und 15 von Hamza Andreas Tzortzis’ Buch The Divine Reality: God, Islam & The Mirage of Atheism, herausgegeben von FB Publishing, 2016.