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noteDas Gute zu verstehen und zu verinnerlichen sollte eine immense Leidenschaft für die Verbindung mit Gott schaffen. Wenn du den kennenlernst, der dich erschaffen hat, kannst du nicht anders, als Ihn voller Liebe anzubeten. Gott ist die Quelle alles Guten, deshalb ist es das höchste Gut, ihn anzubeten.
„Sprich: Ruft Ihn an als Allah (Gott), oder ruft Ihn an als Ar-Rahmān (Der Erbarmer). Mit welchem Namen auch immer ihr Ihn anruft – Ihm gehören die Schönen Namen. Und sprich dein Gebet weder mit zu lauter noch mit zu leiser Stimme, sondern befolge einen Mittelweg. Und sag: Alles Lob gebührt Gott, Der Sich keine Kinder genommen hat, und es gibt weder einen Teilhaber an Seiner Herrschaft, noch benötigt Er einen Beschützer vor Demütigung. Und verherrliche Ihn doch als den Größten!“ Der Qur`an, Kapitel 17, Verse 110-111
In der Tat ist es der wahre Sinn unseres Lebens, eine Beziehung zu Gott zu haben. Die Beziehung ist eine der Freundschaft, der Liebe, der Dankbarkeit und der Unterwerfung – all diese Begriffe umfasst die Praxis der Anbetung, wie sie uns der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) gelehrt hat.
„Und Ich habe die Dschinn und die Menschen nicht erschaffen, außer um Mich anzubeten.“ Der Qur`an, Kapitel 51, Vers 56
In Ehrfurcht vor Gott
Wenn wir die erstaunlichen Leistungen eines Spitzensportlers sehen, oder wenn wir große Heldentaten beobachten, oder wenn wir eine motivierende Rede hören, sind wir geradezu gezwungen, das Erlebte zu loben. Wir stehen auf. Wir klatschen. Wir huldigen. Wir sind bewegt, inspiriert, ermutigt, begeistert und überwältigt von dem, was wir erlebt haben. Wir vergessen diese Momente nie im Leben. Denke einfach an das letzte Mal zurück, als du einen solchen Moment erlebt hast und wie deine Reaktion des Lobes die einzig richtige und notwendige war.
Richten wir unsere Aufmerksamkeit nun auf unser Universum; wir leben in diesem erstaunlichen Universum. Wir hoffen, lieben, suchen Gerechtigkeit und glauben an den ultimativen Wert des menschlichen Lebens. Wir denken, fühlen, reflektieren und entdecken. Wir leben in einem riesigen Universum mit Milliarden von Sternen, Galaxien und Planeten. Das Universum enthält fühlende Wesen, die einen einzigartigen Bewusstseinsstrom haben. Wir haben einen immateriellen Geist, der mit der physischen Welt interagiert. Das Universum hat Gesetze und eine präzise Anordnung, die, wenn sie anders wäre, das Entstehen von bewusstem Leben verhindert hätte. Wir fühlen – tief im Inneren – die Falschheit des Bösen und die Richtigkeit des Guten.
In unserem Universum gibt es Tiere und Insekten, wie die Ameise, die das Vielfache ihres eigenen Körpergewichts tragen kann, und Samen, die durch die Hitze eines Feuers keimen können. Wir leben auf einem Planeten mit Tausenden von Sprachen und Millionen von Arten. Wir leben in einem Universum, in dem der menschliche Verstand Waffen entwickelt hat, die die Erde auslöschen können, und Ideen hervorbringen kann, die das Abfeuern dieser Waffen verhindern können. Wir leben in einem Universum, das, wenn eines seiner unzähligen Atome gespalten wird, eine immense Menge an Energie freisetzen kann. Wir leben auf einem Planeten, der, wenn die Herzen vereint sind, der Welt Frieden bringen kann.
Und doch fühlen sich einige von uns nicht veranlasst, Gott – der das gesamte Universum und alles darin erschaffen hat – Standing Ovations zu geben; aufzustehen, Ihn zu verherrlichen und zu loben.Wir können dem Schöpfer eines jeden Augenblicks, einer jeden Situation und Interaktion nicht danken? Dann sind wir verblendet, getäuscht und haben Gott vergessen, der uns erschaffen hat:
„O ihr Menschen, was hat euch getäuscht in Bezug auf euren Herrn, den Großzügigen?“ Der Qur`an, Kapitel 82, Vers 6
Gott ist wahrlich groß, Er ist der Größte. Er ist unserer Liebe, unseres Gehorsams und unserer Anbetungshandlungen würdig.
Falls du noch nicht verstanden hast, warum, hier sind drei Hauptgründe:
- Gottes Recht, angebetet zu werden, ist eine notwendig zu seiner Existenz gehörende Tatsache
Erstmal muss man verstehen, wer Gott ist. Gott ist per Definition derjenige, der ein Recht auf unsere Anbetung hat; es ist eine notwendige Tatsache seiner eigenen Existenz. Der Qur`an hebt diese Tatsache über Gott wiederholt hervor:
„Wahrlich, Ich bin Gott. Es gibt keine Gottheit außer Mir, so betet Mich an und verrichtet das Gebet zu Meinem Gedenken.“ Der Qur`an, Kapitel 20, Vers 14
Da Gott per Definition das einzige Wesen ist, dem unsere Anbetung zusteht, sollten alle unsere Handlungen der Anbetung an Ihn allein gerichtet sein.
Gott ist einzigartig und allein einer ohne jegliche Partner. In der islamischen Tradition wird uns bewusst gemacht, dass er auf die höchste Art und Weise vollkommen ist. Er besitzt alle vollkommenen Namen und Attribute in höchstmöglichem Maße. Gott wird als der Liebende beschrieben, und das bedeutet, dass seine Liebe die vollkommenste Liebe ist und seine Liebe die größtmögliche Liebe ist. Wegen dieser Namen und Attribute muss Gott verehrt werden.
Wir loben die Menschen immer für ihre Freundlichkeit, ihr Wissen und ihre Weisheit. Gottes Güte, Wissen und Weisheit bestehen jedoch im höchstmöglichen Grad ohne jeden Mangel oder Makel. Daher ist Er der umfassendsten Form des Lobes würdig und Gott zu loben ist eine Form der Anbetung. Gott ist auch der Einzige, der ein Anrecht auf unsere Bitten und Gebete hat. Er weiß am besten, was gut für uns ist, und Er will es auch für uns. Zu einem solchen Wesen mit diesen Eigenschaften muss man beten und es um Hilfe bitten. Gott ist unserer Anbetung würdig, weil es etwas an Gott gibt, das ihn so macht. Er ist das Wesen mit den vollkommensten Namen und Eigenschaften.
Ein wichtiger Punkt bezüglich der Anbetung Gottes ist, dass es sein Recht ist und bleibt, selbst wenn wir keine Art von Trost erhalten sollten. Selbst wenn wir ein Leben voller Leiden führen würden, bleibt es Gottes Recht, angebetet zu werden. Die Anbetung Gottes hängt nicht von irgendeiner Art von gegenseitiger Beziehung ab; er gibt uns das Leben, und wir beten ihn im Gegenzug an. Versteh nicht falsch, was hier gesagt wird: Gott beschenkt uns mit vielen Segnungen (wie weiter unten besprochen wird); aber Er wird angebetet, weil Er ist, wer Er ist, und nicht notwendigerweise wegen der Art und Weise, wie Er – durch Seine grenzenlose Weisheit – entscheidet, Seine Freigebigkeit zu verteilen.
- Gott hat alles erschaffen und erhält alles
Gott hat alles erschaffen; Er erhält ständig den gesamten Kosmos und versorgt uns aus Seiner Freigiebigkeit. Der Qur`an wiederholt diese Realität immer wieder auf vielfältige Weise, was im Herzen des Hörers oder Lesers ein Gefühl der Dankbarkeit und Ehrfurcht hervorruft:
„Er ist es, der für euch alles erschaffen hat, was auf der Erde ist.“ Der Qur`an, Kapitel 2, Vers 29
„Wollen sie Ihm etwa jene als Teilhaber zur Seite stellen, die nichts erschaffen und selbst erschaffen sind?“ Der Qur`an, Kapitel 7, Vers 191
„O ihr Menschen, denkt an die Gunst Gottes über euch. Gibt es einen anderen Schöpfer als Gott, der für euch vom Himmel und von der Erde sorgt? Es gibt keine Gottheit außer Ihm, wie könnt ihr so abwendig sein?“ Der Qur`an, Kapitel 35, Vers 3
Alles, was wir im täglichen Leben gebrauchen, und alles, was wir zum Überleben benötigen, verdanken wir also Gott. Daraus folgt, dass ihm aller Dank gebührt. Da Gott alles erschaffen hat, was existiert, ist er der Besitzer und Herr von allem, auch von uns. Daher müssen wir Ihm gegenüber ehrfürchtig und dankbar sein. Da Gott unser Herr ist, müssen wir seine Diener sein. Dies zu leugnen, ist nicht nur Realitätsverweigerung, sondern der Gipfel der Undankbarkeit und Arroganz.
Da Gott uns erschaffen hat, ist unsere Existenz ausschließlich von Ihm abhängig.
„Wie könnt ihr Gott leugnen, wo ihr doch tot wart und Er euch Leben gab? Dann lässt Er euch sterben. Dann wird Er euch wieder lebendig machen, worauf ihr zu Ihm zurückgebracht werdet.“
Der Qur`an, Kapitel 2, Vers 28
Wir sind nicht unabhängig, auch wenn einige von uns dem Irrglauben verfallen sind, dass wir es wären. Ob wir ein Leben in Luxus und Leichtigkeit oder in Armut und Not führen, wir sind letztlich von Gott abhängig. Nichts in diesem Universum ist ohne Ihn möglich, und was auch immer geschieht, ist auf Seinen Willen zurückzuführen. Unser Erfolg im Leben und die großen Dinge, die wir vielleicht erreicht haben, sind letztlich auf Gott zurückzuführen. Er hat die Ursachen im Universum geschaffen, die wir nutzen, um Erfolg zu haben, und wenn Er unseren Erfolg nicht gewollt hätte, wäre er nie geschehen. Das Verständnis unserer letztendlichen Abhängigkeit von Gott sollte ein immenses Gefühl der Dankbarkeit und Demut in unseren Herzen hervorrufen. Uns vor Gott zu demütigen und Ihm zu danken, ist eine Form der Anbetung. Eine der größten Barrieren auf dem Weg zur göttlichen Führung und Barmherzigkeit ist der Wahn der Selbstgenügsamkeit, der letztlich auf Selbstüberschätzung und Arroganz beruht. Der Qur`an macht diesen Punkt deutlich:
„Der Mensch aber überschreitet alle Grenzen, wenn er glaubt, er sei völlig unabhängig.“ Der Qur`an, Kapitel 96, Verse 6-7
„Was aber jemanden angeht, der geizt und sich für unbedürftig hält, und das Beste für Lüge erklärt, so werden Wir ihm den Weg zum Schwereren leicht machen; und was soll sein Besitz ihm nützen, wenn er sich ins Verderben stürzt? Uns obliegt die Rechtleitung.“ Der Qur’an, Kapitel 92, Vers 9-12
- Gott versorgt uns mit zahllosen Wohltaten
„Würdet ihr versuchen, Gottes Gnadenbeweise aufzuzählen, dann könntet ihr sie niemals zusammenrechnen. Doch die Menschheit neigt gewiss dazu, Unrecht zu tun und undankbar zu sein.“ Der Qur`an, Kapitel 14, Vers 34
Wir sollten Gott ewig dankbar sein für seine Segnungen. Denke zum Beispiel über dein Herz nach. Das menschliche Herz schlägt etwa 100.000 Mal am Tag, das sind etwa 35.000.000 Mal im Jahr. Wenn wir 75 Jahre alt werden würden, würde die Anzahl der Herzschläge 2.625.000.000 erreichen. Wie viele von uns haben diese Anzahl von Herzschlägen gezählt? Keiner hat das jemals getan. Um so viele Male zählen zu können, müsstest du vom Tag deiner Geburt an mit dem Zählen jedes Herzschlags beginnen. Das würde auch bedeuten, dass du kein normales Leben führen könntest, da du immer zählen müsstest – jedes Mal, wenn dein Herz einen neuen Schlag beginnt.
Doch jeder Herzschlag ist kostbar für uns. Jeder von uns würde einen Berg von Gold opfern, um sicherzustellen, dass unser Herz richtig funktioniert, um uns am Leben zu erhalten. Doch wir vergessen und verleugnen den Einen, der unsere Herzen erschaffen hat und sie zum Funktionieren befähigt. Dieses Beispiel zwingt uns zu dem Schluss, dass wir Gott dankbar sein müssen, und Dankbarkeit ist eine Form der Anbetung. Der obige Gedankengang bezieht sich nur auf den Herzschlag, stelle dir also die Dankbarkeit vor, die wir für all die anderen Segnungen ausdrücken müssten, die Gott uns gegeben hat. Aus dieser Perspektive ist alles andere über den Herzschlag hinaus ein Bonus. Gott hat uns Gnadenbeweise gegeben, die wir nicht aufzählen können, und wenn wir sie zählen könnten, müssten wir ihm auch dafür danken, dass wir dazu imstande sind.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die liebevolle Anbetung Gottes und die friedliche Unterwerfung unseres Willens unter Ihn, den Sinn unserer Existenz erfüllt.
Woher wissen wir, dass es Gott gibt?
Natürlicher Zustand
Stelle dir vor, du erhältst eines Abends einen Anruf von David, einem alten Schulfreund, neben dem du früher saßt. Ihr habt schon seit Jahren nicht mehr miteinander gesprochen, aber woran du dich gut erinnern kannst, sind die seltsamen Fragen, die er dir immer gestellt hat. Obwohl du ihn sympathisch fandest, warst du kein Fan seiner Ideen. Du nimmst also eher zögerlich ab. Nach einer netten Begrüßung lädt er dich ein, mit ihm zu Mittag zu essen. Du nimmst seine Einladung halbherzig an.
Während des Essens fragt er dich: „Kann ich dir etwas erzählen?“ „Klar“, antwortest du, und er beginnt, dir etwas zu erzählen, was du noch nie zuvor gehört hast: „Weißt du, die Vergangenheit – all das, was du gestern, letztes Jahr und zurück bis zu deiner Geburt getan hast – es ist nicht wirklich passiert. Es ist nur eine Illusion in deinem Kopf. Meine Frage an dich ist also: Glaubst du, dass die Vergangenheit existiert?“
Als rationaler Mensch bist du mit seiner Behauptung nicht einverstanden und antwortest: „Welche Beweise hast du dafür, dass die Vergangenheit nicht existiert?“
Jetzt spule das Gespräch zurück und stelle dir vor, du hättest das ganze Mittagessen damit verbracht, David zu beweisen, dass die Vergangenheit etwas ist, das wirklich passiert ist.
Welches Szenario bevorzugst du?
Der Grund, warum du das erste Szenario bevorzugst, ist, dass die Realität der Vergangenheit für dich – wie für den Rest der vernünftigen Menschen da draußen – eine selbstverständliche Wahrheit ist. Wie bei allen selbstverständlichen Wahrheiten liegt die Beweislast bei demjenigen, der sie in Frage stellt, wenn sie jemand in Frage stellt.
Wenden wir dies nun auf einen theistisch-atheistischen Dialog an.
Ein Theist lädt seinen atheistischen Freund zum Essen ein, und während des Essens behauptet der Atheist: „Weißt du, Gott existiert nicht. Es gibt keine Beweise für seine Existenz.“ Der Theist antwortet mit einer Flut von verschiedenen Argumenten für die Existenz Gottes. Hat der Theist jedoch die richtige Strategie gewählt?
Bevor wir ein positives Argument für die Existenz Gottes präsentieren, sollten wir doch viel eher in Frage stellen, dass die Frage nach der Existenz Gottes die akzeptierte Standardfrage ist. Der Standard sollte nicht lauten: „Existiert Gott?“ Vielmehr sollte er lauten: „Welche Gründe haben wir, seine Existenz abzulehnen?“
Nun, verstehe mich nicht falsch. Ich glaube, dass wir viele gute Argumente haben, die den Glauben an Gott unterstützen, aber der Punkt, den ich hier anspreche, ist, dass, wenn es keine Argumente gegen die Existenz Gottes gibt, dann ist die rationale Standardposition der Glaube an das Göttliche. Andernfalls wäre es gleichbedeutend damit, die Realität der Vergangenheit in Frage zu stellen, ohne dass es dafür einen guten Grund gibt. Aus dieser Perspektive ist der Atheismus unnatürlich.
Selbstverständliche Wahrheiten
Wir halten viele Überzeugungen für selbstverständliche Wahrheiten. Das bedeutet, dass die Überzeugung des Glaubens als natürlich oder standardmäßig wahr bezeichnet werden kann. Einige dieser Überzeugungen sind:
– Die Einheit der Natur
– Das Gesetz der Kausalität
– Die Realität der Vergangenheit
– Die Gültigkeit unserer Gedankengänge und Schlussfolgerungen
– Die Existenz verschiedener Intelligenzen
– Die Existenz einer Außenwelt
Wenn jemand diese Wahrheiten in Frage stellt, akzeptieren wir das nicht blind, sondern antworten in der Regel: „Welche Beweise siehst du, um das abzulehnen?“
Diese Wahrheiten sind selbstverständlich, weil sie bestimmte Eigenschaften besitzen. Sie sind:
universell – Sie sind kein Produkt einer bestimmten Kultur; sie sind kulturübergreifend.
nicht erlernt – Sie basieren nicht auf Informationsübertragung. Sie werden nicht über Informationen erworben, die außerhalb von Introspektion und den eigenen Sinnen liegen. Mit anderen Worten: Sie werden nicht über den Erwerb von Wissen erlernt.
natürlich – Sie entstehen aufgrund der natürlichen Funktionsweise der menschlichen Psyche.
intuitiv – Die einfachste und naheliegendste Interpretation der Welt.
Gott: eine selbstverständliche Wahrheit
Genau wie der Glaube, dass die Vergangenheit einst die Gegenwart war, ist auch die Existenz Gottes eine selbstverständliche Wahrheit. Mit „Gott“ ist hier das Grundkonzept eines Schöpfers, einer nicht-menschlichen, personalen Ursache oder eines Designers gemeint. Das Wort bezieht sich nicht auf eine bestimmte religiöse Vorstellung von einer Gottheit oder einem Gott. In der folgenden Abhandlung wird erklärt, warum der Glaube an diese Grundvorstellung von Gott universell, nicht erlernt, natürlich und intuitiv ist.
Universell
Die grundlegende Idee eines Schöpfers oder einer übernatürlichen Ursache für das Universum ist kulturübergreifend. Sie ist nicht kulturabhängig, sondern transzendiert sie, wie der Glaube an Kausalität und die Existenz anderer Intelligenzen. Die Vorstellung, dass andere Menschen einen Verstand haben, existiert zum Beispiel in allen Kulturen, ein Glaube, der von den meisten rationalen Menschen vertreten wird. Die Existenz von Gott oder einer übernatürlichen Ursache ist ein universeller Glaube und nicht das Produkt einer bestimmten Kultur. In verschiedenen Kulturen gibt es unterschiedliche Vorstellungen von Gott, aber das negiert nicht die grundlegende Idee eines Schöpfers oder einer nicht-menschlichen personalen Ursache.
Trotz der Anzahl der Atheisten auf der Welt ist der Glaube an Gott universell. Ein universeller Glaube bedeutet nicht, dass jeder einzelne Mensch auf dem Planeten daran glauben muss. Ein kulturübergreifender Konsens ist Beweis genug, um die Behauptung zu untermauern, dass Menschen universell an die Existenz Gottes glauben. Offensichtlich gibt es viel mehr Theisten als Atheisten auf der Welt, und das ist seit dem Beginn der aufgezeichneten Geschichte der Fall gewesen.
Ungelehrt
Selbstverständliche Wahrheiten müssen nicht gelehrt oder erlernt werden. Damit ich zum Beispiel weiß, was Spaghetti sind, benötige ich Informationen über die westliche Küche und die italienische Kultur. Ich kann nicht wissen, was Spaghetti sind, indem ich nur darüber nachdenke. Im Gegensatz dazu braucht man keine Informationen, weder aus einer Kultur noch durch Bildung, um zu wissen, dass es einen Schöpfer für alle Dinge gibt. Das mag der Grund sein, warum Soziologen und Anthropologen argumentieren, dass, selbst wenn atheistische Kinder auf einer einsamen Insel gestrandet wären, sie zu der Überzeugung gelangen würden, dass etwas die Insel erschaffen hat. Unser Verständnis von Gott mag sich unterscheiden, aber der zugrundeliegende Glaube an eine Ursache oder einen Schöpfer basiert auf unseren eigenen Überlegungen.
Einige Atheisten geben zum besten: „Gott ist nicht anders als der Glaube an ein Spaghettimonster.“ Dieser Einwand ist offensichtlich falsch. Selbstverständliche Wahrheiten erfordern keine externen Informationen. Die Idee, dass Monster existieren, oder sogar, dass Spaghetti existieren, erfordert eine Informationsübertragung. Niemand erwirbt Wissen über Monster oder Spaghetti durch eigene Intuition oder Introspektion. Daher ist das Spaghettimonster keine selbstverständliche Wahrheit; daher kann der Vergleich mit Gott nicht gemacht werden.
Natürlich
Der Glaube an eine Art übernatürlichen Designer basiert auf der natürlichen Funktionsweise der menschlichen Psyche. Das Konzept der selbstverständlichen Existenz Gottes ist in der islamischen intellektuellen Tradition ein Thema wissenschaftlicher Diskussionen gewesen. Der klassische Gelehrte Ibn Taymiyyah erklärte, dass „die Bejahung eines Schöpfers fest in den Herzen aller Menschen verwurzelt ist (…). Sie entspringt den verbindlichen Notwendigkeiten ihrer Schöpfung.“ Neben der islamischen Position unterstützt eine Fülle von Forschungen auf verschiedenen Gebieten die Schlussfolgerung, dass wir die Welt als geschaffen und gestaltet ansehen sollten.
Psychologische Beweise
Die Wissenschaftlerin Olivera Petrovich führte Untersuchungen über den Ursprung natürlicher Dinge wie Pflanzen und Tiere durch. Sie fand heraus, dass die Wahrscheinlichkeit bei Vorschulkindern etwa siebenmal höher ist als bei Erwachsenen, dass sie sagen, Gott habe sie erschaffen hat. In ihren populären Befragungen kommt Petrovich zu dem Schluss, dass der Glaube an einen nicht-anthropomorphen Gott natürlich zu sein scheint und dass Atheismus eine erworbene kognitive Position ist.
Soziologische und anthropologische Beweise
Professor Justin Barrett untersuchte in seinem Buch „Born Believers: The Science of Children’s Religious Belief“ das Verhalten und die Ansprüche von Kindern. Er kam zu dem Schluss, dass die Kinder an das glauben, was er „natürliche Religion“ nennt. Das ist die Vorstellung, dass es ein personales Wesen gibt, das das gesamte Universum erschaffen hat. Dieses Wesen kann nicht menschlich sein – es muss göttlich, übernatürlich sein:
„Wissenschaftliche Forschungen über den sich entwickelnden Verstand von Kindern und übernatürliche Glaubensvorstellungen legen nahe, dass Kinder normalerweise und schnell einen Verstand erwerben, der den Glauben an übernatürliche Akteure erleichtert. Besonders im ersten Jahr nach der Geburt unterscheiden Kinder zwischen Akteur und Nicht-Akteur und verstehen Akteure als fähig, sich selbst auf zweckmäßige Weise zu bewegen, um Ziele zu verfolgen. Sie sind darauf erpicht, Akteure in ihrer Umgebung zu finden, selbst wenn ihnen nur spärliche Hinweise dafür zur Verfügung stehen. Nicht lange nach ihrem ersten Geburtstag scheinen Babys zu verstehen, dass Akteure, aber nicht natürliche Kräfte oder gewöhnliche Objekte, Ordnung aus Unordnung schaffen können (…). Diese Tendenz, Funktion und Zweck zu sehen, plus das Verständnis, dass Zweck und Ordnung von geistigen Wesen kommen, macht es wahrscheinlich, dass Kinder natürliche Phänomene als absichtlich geschaffen ansehen. Wer ist der Schöpfer? Kinder wissen, dass Menschen keine guten Kandidaten sind. Es muss ein Gott gewesen sein (…). Kinder sind geborene Gläubige an die von mir sogenannte natürliche Religion.“
Intuitiv
Die Existenz eines Schöpfers ist die intuitivste Erklärung für die Welt. Sie ist auch ohne ausführliche Unterweisung leicht zu verstehen. Menschen haben eine Affinität, den Dingen Ursachen zuzuschreiben, und der gesamte Kosmos ist eines dieser Dinge.
Nicht jedes Gefühl, jede innere Einstellung ist wahr, aber es braucht Beweise, damit jemand von seinen anfänglichen Intuitionen über Dinge abweicht. Wenn jemand zum Beispiel Design und Ordnung im Universum wahrnimmt, ist die intuitive Schlussfolgerung, dass es einen Designer gibt. Um diese Person dazu zu bringen, ihre Meinung zu ändern, sind stichhaltige Beweise erforderlich, die die kontra-intuitive Ansicht rechtfertigen.
Der Glaube an einen Gott, Schöpfer, Designer oder eine übernatürliche Ursache ist eine selbstverständliche Wahrheit. Er ist universell, nicht erlernt, natürlich und intuitiv. Im Licht dieser Erkenntnis ist die richtige Frage nicht: Gibt es Gott? Die richtige Frage sollte lauten: Warum lehnt jemand die Existenz Gottes ab? Die Beweislast liegt bei demjenigen, der eine selbstverständliche Wahrheit in Frage stellt. Wenn jemand behauptet, dass die Vergangenheit eine Illusion wäre oder dass andere Menschen keinen Verstand hätten, dann müsste er oder sie die Beweislast tragen. Bei Atheisten ist das nicht anders. Sie müssen ihre Ablehnung einer Ursache oder eines Schöpfers für das Universum begründen.
Die angeborene Veranlagung: Fitrah
Gott als selbstverständliche Wahrheit steht im Zusammenhang mit dem islamisch-theologischen Konzept der Fitrah, wie es im Arabischen genannt wird. Theologisch gesehen ist die Fitrah die angeborene Veranlagung des Menschen, der natürliche Zustand mit einem angeborenen Wissen über Gott und mit der Neigung zur Anbetung des Göttlichen, in dem Gott ihn erschaffen hat. Dies basiert auf der authentischen Aussage des Propheten Muhammad, Friede sei mit ihm: „Jedes Kind wird in einem Zustand der Fitrah geboren. Dann machen ihn seine Eltern zu einem Juden, einem Christen oder einem Zoroastrier.“
Diese prophetische Überlieferung lehrt, dass jeder Mensch diese angeborene Veranlagung hat, aber äußere Einflüsse wie die Erziehung durch die Eltern, und damit im weiteren Sinne auch die Gesellschaft, den Menschen in etwas verändern, das nicht auf dem angeborenen Wissen über Gott basiert.
Trotz der Tatsache, dass die Fitrah ein natürlicher Zustand ist, kann sie durch äußere Einflüsse „verdeckt“ oder „verdorben“ werden. Diese Einflüsse können, wie in der obigen prophetischen Überlieferung angedeutet, die Erziehung, die Gesellschaft und der Gruppenzwang sein. Diese Einflüsse können die Fitrah trüben und sie daran hindern, die Wahrheit zu erkennen. Wenn der natürliche Zustand durch verschiedene Einflüsse getrübt ist, benötigt die Person möglicherweise andere Beweise für die Existenz Gottes.
Aus der Perspektive der islamischen Erkenntnistheorie ist es wichtig zu wissen, dass die Überzeugung von der Existenz Gottes nicht allein aus einer Art von induktiven, deduktiven, philosophischen oder wissenschaftlichen Beweisen abgeleitet wird. Vielmehr ist es so, dass diese Beweise die Fitrah erwecken und die Trübung aufheben, um das angeborene Wissen über Gott wahrnehmen zu können. Die Wahrheit der Existenz Gottes und die Tatsache, dass Er unserer Anbetung würdig ist, ist durch die Fitrah bereits bekannt. Die Fitrah kann jedoch durch Sozialisation und andere äußere Einflüsse getrübt werden. Daher besteht die Rolle der rationalen Argumente darin, uns an die Wahrheit zu „erinnern“, die wir bereits kennen.
Um diesen Punkt zu illustrieren, bemühen wir folgendes Bild: Ich räume den Dachboden meiner Mutter auf. Während ich alte Taschen umräume und unerwünschte Gegenstände wegwerfe, finde ich mein Lieblingsspielzeug, mit dem ich gespielt habe, als ich 5 Jahre alt war. Was an dieser Stelle mit mir passiert, ist, dass ich an etwas erinnert werde, von dem ich bereits Kenntnis habe. In meinem Kopf denke ich: „Oh ja. Ich erinnere mich an dieses Spielzeug. Es war mein Lieblingsspielzeug.“ Mit dem Glauben an Gott und der Tatsache, dass er unserer Anbetung würdig ist, verhält es sich nicht anders. Rationale Argumente dienen als spirituelle und intellektuelle Erweckung, um das Wissen zu erkennen, das in unserer Fitrah enthalten ist.
Andere Wege, wie die Trübung der Fitrah aufgehoben werden kann, sind Introspektion, spirituelle Erfahrungen oder auch tiefgründiges Nachdenken. Der Qur`an fördert das Hinterfragen und das tiefe Nachdenken über die Dinge:
„So erklären Wir ausführlich die Zeichen für den, der nachdenkt.“ Der Qur`an, Kapitel 10, Vers 24
„Darin ist wahrlich ein Zeichen für Leute, die nachdenken.“ Der Qur`an, Kapitel 45, Vers 13
Die islamische Erkenntnistheorie betrachtet rationale Argumente als Mittel und nicht als Zweck. Deshalb ist es sehr wichtig zu beachten, dass die Rechtleitung nur von Gott kommt und keine noch so große Menge an rationalen Beweisen das Herz überzeugen kann, die Wahrheit des Islam zu erkennen. Gott macht dies sehr deutlich:
„Du vermagst nicht zur Wahrheit zu leiten, wen immer du möchtest, sondern Gott leitet, wen immer Er will.“ Der Qur`an, Kapitel 28, Vers 56
Rechtleitung ist eine spirituelle Angelegenheit, die auf Gottes Barmherzigkeit, Wissen und Weisheit beruht. Wenn Gott will, dass jemand durch rationale Argumente geleitet wird, dann wird nichts diese Person davon abhalten, die Wahrheit zu akzeptieren. Wenn Gott jedoch entscheidet, dass jemand keine Führung verdient – basierend auf Seiner göttlichen Weisheit – dann wird diese Person niemals die Wahrheit akzeptieren, egal wie viele stichhaltige Argumente präsentiert werden.
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Glaube an die Existenz Gottes eine selbstverständliche Wahrheit ist. Wie bei allen selbstverständlichen Wahrheiten liegt die Beweislast bei der Person, die sie in Frage stellt. Die einzige Möglichkeit, wie der Glaube an Gott untergraben werden kann, ist, Beweise für die Nichtexistenz des Göttlichen zu geben. Die wenigen Argumente, die Atheisten gegen die Existenz Gottes vorbringen, sind jedoch schwach und philosophisch oberflächlich. Die selbstverständliche Wahrheit Gottes wurde bereits vor über 1400 Jahren im Qur`an angesprochen:
„Kann es einen Zweifel an Gott geben, dem Schöpfer der Himmel und der Erde?“ Der Qur`an, Kapitel 14, Vers 10
Gründe für den Glauben
Stell dir vor, du wachst eines Morgens auf und gehst in die Küche, um dein Frühstück vorzubereiten. Als du dich an den Küchentisch setzt, liegen dort zwei Stücke Toast mit deinem Lieblingsschokoladenaufstrich darauf. Der Aufstrich ist zu den Worten „Ich liebe dich“ geformt worden. Du bist überrascht – aber warum? Glaubst du, dass die Brotstücke sich irgendwie selbst getoastet haben und der Schokoladenaufstrich sich so anordnen konnte – alles nur aus Zufall? Oder gehst du davon aus, dass dein Schatz beschlossen hat, etwas früher aufzustehen und den Toast vorzubereiten? Jeder vernünftige Mensch auf diesem Planeten wird bestreiten, dass das ohne jede Absicht oder Ursache geschehen ist; blinder Zufall reicht als Erklärung nicht aus.
Mit dem Universum ist es nicht anders. Es hat eine geordnete und präzise kosmische Architektur, die auf ein zielgerichtetes Design hinweist. Im Universum herrschen die richtigen Gesetze, um die Existenz von Leben zu ermöglichen, und es ist auf eine bestimmte Art und Weise geordnet, die es dem Menschen ermöglicht, sich optimal zu entwickeln. Wären die Gesetze anders oder gäbe es im Universum nicht eine lebensfördernde Anordnung von Sternen, Planeten und anderen physikalischen Körpern unterschiedlicher Größe, wärst du nicht hier und würdest dieses Buch lesen. Es gäbe überhaupt kein menschliches Leben.
Schauen wir uns eine weitere Analogie an. Stell dir vor, du bist ein Astronaut, der für die NASA arbeitet. Wir schreiben das Jahr 2070, und du wirst der erste Mensch sein, der einen erdähnlichen Planeten in einer anderen Galaxie betritt. Deine Mission ist es, nach Leben zu suchen. Du landest schließlich, und als du aus dem Raumschiff aussteigst, siehst du nichts als Felsen. Als du jedoch deine Suche fortsetzt, findest du schließlich etwas, das wie ein riesiges Gewächshaus aussieht. Darin siehst du menschenähnliche Kreaturen, die herumlaufen, essen, spielen, arbeiten und ein normales, produktives Leben führen. Du findest auch Pflanzen, Bäume und andere Vegetation. Als du dich dem Gebäude näherst, wird dir von einigen Gesandten ein freundlicher Empfang bereitet und du wirst reingebeten.
Während des ersten Treffens mit diesen freundlichen Außerirdischen sagen sie dir, dass in dem Gebäude genau der richtige Sauerstoffgehalt vorhanden ist. Außerdem verfügt es über ausreichende Mengen an Wasser und chemischen Verbindungen, um die Produktion von Nahrung und lebenserhaltender Vegetation zu ermöglichen. Verblüfft von dem, was du hörst, fragst du, wie sie es geschafft haben, ein voll funktionierendes ökologisches System zu schaffen, das Leben erhält. Einer der Gesandten antwortet: „Das war reiner Zufall.“
Sofort beginnt dein Verstand, die Implikationen einer solch lächerlichen Aussage zu begreifen. Die einzig mögliche Erklärung für das Vorhandensein des Gewächshauses ist, dass es von einem intelligenten Wesen entworfen wurde, nicht dass es durch einen zufälligen physikalischen Prozess entstanden ist. Während dir diese Gedanken durch den Kopf gehen, schaltet sich ein anderer Gesandter ein und sagt: „Er macht nur Witze.“ Alle lachen.
Wenn eine kleine ökologische Struktur auf einem felsigen Planeten die Schlussfolgerung hervorruft, dass sie konstruiert worden sein muss, dann stellen dir vor, was wir über das gesamte Universum denken sollten.
Das Universum und alles darin gehorcht physikalischen Gesetzen. Wenn diese Gesetze anders wären, gäbe es kein komplexes Leben. Das Universum enthält Milliarden von Sternen und Galaxien. Unter den unzähligen Galaxien kommen unzählige Planeten vor. Einer dieser Planeten ist unsere Heimat, die Erde. Unser Planet beherbergt Milliarden von Lebewesen mit einem Bewusstsein. Geschöpfe wie wir, die denken, planen und reflektieren können.
Die unausweichliche Schlussfolgerung aus all dem ist einfach, aber tiefgründig: Es muss einen Schöpfer hinter dieser Konstruktion, diesem Design geben.
Alles um uns herum weist auf Gott hin. Das Nachdenken über die Schöpfung sollte ein immenses Gefühl der Ehrfurcht und Dankbarkeit gegenüber Gott erzeugen.
„In der Tat sind in der Schöpfung der Himmel und der Erde und dem Wechsel von Nacht und Tag Zeichen für diejenigen, die verstehen.“ Der Qur`an, Kapitel 3, Vers 190
Woher wissen wir, dass der Qur`an von Gott ist?
Bis jetzt ging es darum, zu zeigen, dass Gott der notwendigerweise existierende Schöpfer, Gestalter und Gesetzgeber des Universums ist. Mehr als das wissen wir dadurch aber nicht über Gott. Im Qur`an erfahren wir mehr über Ihn.
Daraus ergibt sich unsere nächste Frage: Woher wissen wir, dass der Qur`an von Gott ist?
Im Folgenden findet sich eine einfache und logische Begründung, warum der Qur`an das Wort Gottes ist. Bevor wir uns mit dem eigentlichen Hauptargument befassen, werden hier zwei Wege der Erkenntnisgewinnung erläutert.
- Zeugenaussage
Der Großteil unseres Wissens stammt von Aussagen anderer Menschen. Dies gilt auch für Tatsachen, die wir niemals leugnen würden: Für viele von uns gehören zu diesen Wahrheiten Dinge wie die Existenz von Eingeborenenstämmen am Amazonas, die Photosynthese, ultraviolette Strahlung und Bakterien.
Besonders deutlich wird das durch dieses Gedankenexperiment. Wie würdest du einem Fremden beweisen, dass deine Mutter dich tatsächlich zur Welt gebracht hat? So bizarr diese Frage auch klingen mag, sie wird helfen, die Wichtigkeit einer unterschätzten Wissensquelle zu klären. Du könntest sagen: „Meine Mutter hat es mir gesagt.“, „Ich habe eine Geburtsurkunde.“, „Mein Vater hat es mir gesagt, er war dabei.“ oder „Ich habe die Krankenhausunterlagen meiner Mutter überprüft.“ Gegen die Gültigkeit dieser Antworten ist nichts einzuwenden; aber sie beruhen auf den Aussagen anderer Personen. Skeptischen Gemütern reicht das vielleicht nicht aus. Sie würden versuchen, eine empirische Basis für ihre Überzeugung zu finden, indem sie auf die DNA verweisen oder sich auf Videoaufnahmen berufen.
Die Überzeugung, dass deine Mutter diejenige ist, die sie zu sein behauptet, basiert aber nicht auf einem DNA-Selbsttest. Die Realität ist, dass die meisten von uns keinen DNA-Test gemacht haben. Sie basiert auch nicht auf Videoaufnahmen, denn man müsste sich immer noch auf die Aussagen anderer verlassen, die behaupten, dass das Baby auf den Bildern tatsächlich man selbst ist. Warum sind wir uns also so sicher? Der einzige Grund, den wir haben, ist die Aussage anderer – mit anderen Worten eine Zeugenaussage. Zeugenaussagen sind eine wichtige, aber wenig beachtete Quelle für den größten Teil unseres Wissens.
- Auf die überzeugendste Erklärung schließen
Eine andere Art, Wissen zu erlangen, ist ein Vorgehen, das unter der Bezeichnung „Schluss auf die beste Erklärung“ bekannt ist. Viele unserer Überzeugungen basieren auf einer Form der Argumentation, die mit einer Sammlung von Daten, Fakten oder Behauptungen beginnt und dann nach der besten Erklärung für diese sucht.
Lass uns noch einmal kurz deine Mutter willkommen heißen: Sie ist hochschwanger mit dir und der Geburtstermin war letzte Woche. Plötzlich platzt ihre Fruchtblase und sie bekommt Wehen, so dass dein Vater und das zuständige medizinische Personal sicher davon ausgehen, dass die Geburt unmittelbar bevorsteht.
Noch ein Beispiel: Einige Jahre später sieht deine Mutter eine offene Kekspackung und zugleich Krümel um deinen Mund und auf deiner Kleidung. Sie schließt daraus, dass du die Packung geöffnet und dich an den Keksen bedient hast.
In beiden Beispielen sind die Schlussfolgerungen nicht notwendigerweise wahr oder unumstößlich, aber sie sind die besten Erklärungen unter Berücksichtigung aller verfügbaren Fakten. Eben dieser Denkprozess wird als „Schluss auf die beste Erklärung“ bezeichnet.
Unter Verwendung der genannten Vorgehensweisen wird nun argumentiert, dass der Qur`an eine unnachahmliche Verwendung der arabischen Sprache aufweist, und die beste Erklärung dafür ist, Gott als Autor anzunehmen. Unnachahmlichkeit meint hier, dass niemand bis zum heutigen Tag in der Lage gewesen ist, die sprachlichen und literarischen Besonderheiten des Qur`an hervorzubringen oder nachzuahmen.
Das Wunder des Qur`an
Der Qur`an wurde dem Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) im 7. Jahrhundert in Arabien offenbart. Diese Zeit war bekannt als eine Ära der literarischen und sprachlichen Perfektion. Die Araber des 7. Jahrhunderts hatten sich zu einem Volk entwickelt, das sich optimal in seiner Muttersprache ausdrücken konnte. Als ihnen jedoch der Qur`an rezitiert wurde, waren sie verblüfft, wie gelähmt und sprachlos. Sie waren nicht in der Lage, irgendetwas zu produzieren, was der qur`anische Rede ähnelte.
Es wurde noch schlimmer. Der Qur`an forderte diese Sprachkünstler par excellence heraus, seine einzigartigen literarischen und sprachlichen Merkmale zu imitieren, aber sie versagten. Einige ihrer Experten akzeptierten, dass der Qur`an von Gott war, aber die meisten griffen zu Boykott, Krieg, Mord, Folter und einer Kampagne der Desinformation. Im Laufe der Jahrhunderte haben Experten sich immer wieder Werkzeuge angeeignet, um den Qur`an in Frage zu stellen, und auch sie haben letztlich bezeugt, dass der Qur`an unnachahmlich ist – und sie verstanden, warum die besten Sprachwissenschaftler versagt hatten.
Wie soll aber ein Nicht-Araber oder Nicht-Experte der arabischen Sprache die Unnachahmlichkeit des Qur`an zu schätzen wissen? Hier kommt nun die Zeugenaussage ins Spiel. Die obigen Behauptungen basieren auf einer etablierten, schriftlich und mündlich bezeugten Überlieferung von Wissen vergangener und gegenwärtiger Gelehrter der arabischen Sprache. Wenn dies wahr ist und die Leute, die am besten in der Lage wären, den Qur`an anzugreifen, es nicht geschafft haben, den göttlichen Vortrag nachzuahmen, wer war dann der Autor?
Bis hierher benötigen wir die Zeugenaussage und ab hier den Schluss auf die beste Erklärung.
Um die Schlussfolgerung zu verstehen, müssen wir alle möglichen Ursachen für die Unnachahmlichkeit des Qur`an analysieren: Theoretisch könnte es sein, dass er von einem Araber, einem Nicht-Araber, Muhammad (Friede sei mit ihm) oder Gott verfasst wurde. In Anbetracht aller Fakten, die noch vorgestellt werden, ist es nicht plausibel, dass die Unnachahmlichkeit des Qur`an erklärt werden kann, indem man sie einem Araber, einem Nicht-Araber oder Muhammad (Friede sei mit ihm) zuschreibt. Aus diesem Grund ist Gott die beste Erklärung, auf die wir schließen können.
Eine Zusammenfassung des Arguments lautet wie folgt:
- Der Qur`an stellt eine literarische und sprachliche Herausforderung für die Menschheit dar.
- Die Araber des 7. Jahrhunderts waren am besten in der Lage, die Herausforderung anzunehmen.
- Die Araber des 7. Jahrhunderts haben es nicht getan.
- Gelehrte haben die Unnachahmlichkeit des Qur`an bestätigt und bezeugt.
- Die Aussagen widersprechender Gelehrten sind nicht überzeugend, da sie die vorgestellten Informationen verwerfen müssen.
- Deshalb (folgend aus 1-5) ist der Qur`an unnachahmlich.
- Die theoretisch möglichen Erklärungen für die Unnachahmlichkeit des Qur`an sind die Autorschaft eines Arabers, eines Nicht-Arabers, Muhammads (Friede sei mit ihm) oder Gottes.
- Er kann nicht von einem Araber, einem Nicht-Araber oder Muhammad (Friede sei mit ihm) verfasst worden sein.
- Daher ist die beste Erklärung, dass er von Gott ist.
- Der Qur`an stellt eine literarische und sprachliche Herausforderung für die Menschheit dar
„Lies im Namen deines Herrn.“ Dies waren die ersten Worte des Qur`an, die dem Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) vor über 1.400 Jahren offenbart wurden. Muhammad (Friede sei mit ihm), von dem bekannt war, dass er in einer Höhle außerhalb von Mekka meditierte, hatte die erste Offenbarung eines Buches erhalten, das einen enormen Einfluss auf die Welt haben würde, in der wir heute leben. Von Muhammad (Friede sei mit ihm) war nicht bekannt, dass er auch nur ein Gedicht verfasst hatte und er besaß auch keine besonderen rhetorischen Gaben, aber er hatte gerade den Anfang eines Buches erhalten, das sich mit Angelegenheiten des Glaubens, der Gesetzgebung, der Rituale, der Spiritualität und der Wirtschaft in einer völlig neuen Gattung und literarischen Form befassen sollte.
Die einzigartigen literarischen und sprachlichen Merkmale des Qur`an wurden von den Muslimen benutzt, um eine Reihe von Argumenten zu artikulieren, die ihren Glauben, dass das Buch einen göttlichen Ursprung hat, untermauern.
Jalal al-Din al-Suyuti, ein erfolgreicher Schriftsteller und Gelehrter des 15. Jahrhunderts, fasst die Doktrin der Unnachahmlichkeit des Qur`an zusammen:
„[Zu der Zeit] Als der Prophet (Friede sei mit ihm) sie [- die Herausforderung -] brachte, waren sie die wortgewandtesten Rhetoriker, so dass er sie herausforderte, etwas Gleiches [wie den gesamten Qur`an] vorzutragen, und viele Jahre vergingen, und sie waren nicht in der Lage, dies zu tun. Genau wie Gott sagte: `Lasst sie dann eine Rezitation vorlegen, die ihm ähnlich ist, wenn sie wahrhaftig sind.´ Dann forderte [der Prophet] sie auf, zehn ähnliche Kapitel vorzutragen, wie Gott sagt: `Sprich: Bringt dann zehn ähnliche Kapitel und ruft an, wen immer ihr könnt außer Gott, wenn ihr wahrhaftig seid.´ Dann forderte er sie auf, ein einziges Kapitel vorzulegen, wie Gott sagt: `Oder sagen sie, er [d.h. der Prophet] habe es gefälscht? Sprich: Bringt ein Kapitel wie dieses und ruft an, wen immer ihr könnt, außer Gott, wenn ihr wahrhaftig seid.´ Als die [Araber] nicht in der Lage waren, ein einziges vergleichbares Kapitel hervorzubringen, obwohl es die beredtesten Rhetoriker unter ihnen gab, verkündete [der Prophet] offen das Versagen und die Unfähigkeit [die Herausforderung zu erfüllen] und erklärte die Unnachahmlichkeit des Qur`an. Dann sagte Gott: `Sprich: Wenn die gesamte Menschheit und die Dschinn sich versammeln würden, um etwas wie den Qur`an zu produzieren, sie könnten es nicht schaffen – selbst wenn sie sich gegenseitig helfen würden.´“
Der klassischen Exegese zufolge fordern die verschiedenen Verse im Qur`an, die eine Herausforderung aufstellen, ein vergleichbares Kapitel zu produzieren, die Sprachexperten jeder Epoche auf, die sprachlichen und literarischen Merkmale des Qur`an zu imitieren. Die Werkzeuge, die benötigt werden, um sich der Herausforderung zu stellen, sind die begrenzten grammatikalischen Regeln, die literarischen und sprachlichen Mittel und die achtundzwanzig Buchstaben, aus denen die arabische Sprache besteht; dies sind unabhängige und objektive Mittel, die allen zur Verfügung stehen. Die Tatsache, dass die Herausforderung seit der ersten Offenbarung nicht gemeistert wurde, überrascht die meisten Gelehrten, die mit der arabischen Sprache und dem Qur`an vertraut sind, nicht.
- Die Araber des 7. Jahrhunderts waren am besten in der Lage, die Herausforderung anzunehmen
Der Qur`an war eine Herausforderung für die größten arabischen Linguisten, die Araber des 7. Jahrhunderts. Die Tatsache, dass sie den Gipfel der Beredsamkeit erreichten, wird von der westlichen und östlichen Gelehrsamkeit bestätigt.
Der Gelehrte Taqi Usmani versichert, dass für die Araber des 7. Jahrhunderts „Beredsamkeit und Rhetorik ihr Lebenssaft waren.“ Nach dem Dichter-Biographen des 9. Jahrhunderts, Al-Jumahi, „war der Vers für die Araber das Register von allem, was sie wussten, und der äußerste Umfang ihrer Weisheit; mit ihm begannen sie ihre Angelegenheiten, und mit ihm beendeten sie sie.“ Der Gelehrte Ibn Khaldun aus dem 14. Jahrhundert hebt die Bedeutung der Poesie im arabischen Leben hervor: „Es sollte bekannt sein, dass die Araber die Poesie als eine Form der Rede hoch schätzten. Deshalb machten sie sie zum Archiv ihrer Geschichte, zum Beweis für das, was sie für richtig und falsch hielten, und zur wichtigsten Bezugsgrundlage für die meisten ihrer Wissenschaften und Weisheiten.“
Sprachliche Fähigkeiten und Fachkenntnisse waren ein sehr prestigereiches Merkmal des arabischen sozialen Umfelds im 7. Jahrhundert. Der Literaturkritiker und Historiker Ibn Rasheeq veranschaulicht dies: „Wenn ein arabischer Stamm einen Dichter hervorbrachte, kamen die anderen Stämme, um zu gratulieren, Feste wurden vorbereitet, die Frauen stimmten auf Lauten ein, wie sie es bei Hochzeiten tun, und alte und junge Männer freuten sich alle über die gute Nachricht. Die Araber pflegten sich nur bei der Geburt eines Kindes zu beglückwünschen und wenn ein Dichter unter ihnen aufstieg.“
Der Gelehrte Ibn Qutayba aus dem 9. Jahrhundert erklärte wie die Araber die Poesie sahen: „Die Wissensmine der Araber, das Buch ihrer Weisheit (…), der wahrhaftige Zeuge am Tag des Streits, der endgültige Beweis in einer Auseinandersetzung.“
Navid Kermani, Schriftsteller und Orientalist, erklärt das Ausmaß, in dem die Araber studieren mussten, um die arabische Sprache zu beherrschen, was darauf hinweist, dass die Araber des 7. Jahrhunderts in einer Welt lebten, die die Poesie verehrte: „Die altarabische Dichtung ist ein hoch komplexes Phänomen. Ihr Vokabular, ihre grammatischen Besonderheiten und strengen Normen wurden von Generation zu Generation weitergegeben, all ihre Feinheiten beherrschten nur die Größten ihrer Zeit. Erst wenn jemand Jahre, zum Teil Jahrzehnte bei einem Dichter studiert hatte, durfte er sich selbst als solchen bezeichnen. Mohammed wuchs in einer Welt auf, die das poetische Wort beinah religiös verehrte.“
Dier Araber des 7. Jahrhunderts lebten in einem soziokulturellen Umfeld, das alle Voraussetzungen mitbrachte, um eine unvergleichliche Expertise im Gebrauch der arabischen Sprache zu ermöglichen.
- Die Araber des 7. Jahrhunderts haben dies nicht getan
Trotz ihrer sprachlichen Fähigkeiten gelang es ihnen nicht, einen arabischen Text zu produzieren, der den sprachlichen und literarischen Merkmalen des Qur`an entsprach. Die Professorin für Qur`anstudien, Angelika Neuwirth, argumentierte, dass der Qur`an nie von jemandem erfolgreich in Frage gestellt wurde, weder in der Vergangenheit noch in der Gegenwart: „Das ist niemandem gelungen, das ist richtig. (…) Ich glaube, dass der Qur`an sogar westliche Forscher in Verlegenheit gebracht hat, die nicht klären konnten, wie plötzlich in einer Umgebung, in der es keine nennenswerten schriftlichen Texte gab, der Qur`an mit seinem Ideenreichtum und seinen großartigen Formulierungen auftauchte.“
Labid ibn Rabi’ah, einer der berühmten Dichter der Sieben Oden (al Mu´allaqaat), nahm den Islam aufgrund der Unnachahmlichkeit des Qur`an an. Sobald er den Islam angenommen hatte, hörte er auf, Gedichte zu verfassen. Die Leute waren überrascht, denn er war ihr bedeutendster Dichter. Sie fragten ihn, warum er aufgehört hatte, Gedichte zu verfassen, woraufhin er antwortete: „Was! Auch nach der Offenbarung des Qur`an?“
- H. Palmer, Professor für Arabisch und den Qur`an, argumentiert, dass die Feststellungen von Akademikern wie den oben genannten uns nicht überraschen sollten. Er schreibt: „Dass es den besten arabischen Schriftstellern nie gelungen ist, etwas zu produzieren, das dem Qur`an selbst an Wert gleichkommt, ist nicht überraschend.“
Der Gelehrte und Professor für Islamische Studien, M. A. Draz, bestätigt, wie die Experten des 7. Jahrhunderts in den Diskurs vertieft waren, der sie letztlich kapitulieren ließ: „Im goldenen Zeitalter der arabischen Beredsamkeit, als die Sprache den Gipfel der Reinheit und Kraft erreicht hatte und Ehrentitel in jährlichen Festen feierlich an Dichter und Redner verliehen wurden, fegte das qur`anische Wort alle Begeisterung für Dichtung oder Prosa hinweg und bewirkte, dass die Sieben Goldenen Gedichte, die über den Türen der Ka’ba hingen, abgenommen wurden. Alle Ohren lauschten diesem Wunderwerk des arabischen Ausdrucks.“
Ein starkes Argument, das die Behauptung stützt, dass die Araber des 7. Jahrhunderts den Qur`an nicht nachahmten, bezieht sich auf die sozio-politischen Umstände der Zeit. Zentral für die Botschaft des Qur`an war die Verurteilung der unmoralischen, ungerechten und bösen Praktiken der mekkanischen Stämme des 7 Jahrhunderts. Dazu gehörte der Umgang mit Frauen als wären sie Objekte, ungerechter Handel, Polytheismus, Sklaverei, das Horten von Reichtum, Kindermord und die Meidung von Waisen. Die mekkanische Führung wurde durch die qur`anische Botschaft herausgefordert, und dies hatte das Potenzial, ihre Führung und ihren wirtschaftlichen Erfolg zu untergraben. Um die Ausbreitung des Islams zu stoppen, war alles, was die Gegner des Propheten (Friede sei mit ihm) tun brauchten, die sprachliche und literarische Herausforderung des Qur`an zu meistern.
Die Tatsache, dass der Islam in seinen frühen, verletzlichen Tagen in Mekka erfolgreich war, zeugt jedoch von der Tatsache, dass sein primäres Publikum nicht in der Lage war, die qur`anische Herausforderung zu bewältigen. Keine Bewegung kann erfolgreich sein, wenn ein Anspruch, der für ihren Kern grundlegend ist, ausdrücklich als falsch erwiesen wird. Die Tatsache, dass die mekkanische Führung auf extreme Kampagnen wie Krieg und Folter zurückgreifen musste, um zu versuchen, den Islam auszulöschen, zeigt, dass die einfache Methode, den Islam zu widerlegen – sich der qur`anischen Herausforderung zu stellen – versagt hat.
- Gelehrte haben die Unnachahmlichkeit des Qur`an bezeugt
Eine Vielzahl von Gelehrten aus dem Westen, Osten, mit religiösem und nicht-religiösem Hintergrund haben die Unnachahmlichkeit des Qur`an bezeugt. Im Folgenden steht eine nicht vollständige Liste von Gelehrten, die bezeugen, dass der Qur`an nicht nachgeahmt werden kann:
Professor für Orientalistik Martin Zammit: „Ungeachtet der literarischen Exzellenz einiger der langen vorislamischen Gedichte (…) steht der Koran definitiv auf einer eigenen Ebene als die bedeutendste schriftliche Manifestation der arabischen Sprache.“
Orientalist und Literaturwissenschaftler A. J. Arberry: „Bei dem vorliegenden Versuch, die Leistung meiner Vorgänger zu verbessern und etwas zu schaffen, das als ein, wenn auch schwaches Echo der erhabenen Rhetorik des arabischen Korans akzeptiert werden könnte, habe ich mich bemüht, die komplizierten und reichhaltig variierten Rhythmen zu studieren, die – abgesehen von der eigentlichen Botschaft – den unbestreitbaren Anspruch des Korans begründen, zu den größten literarischen Meisterwerken der Menschheit zu gehören.“
Professor Bruce Lawrence: „Als greifbare Zeichen sind die Koranverse Ausdruck einer unerschöpflichen Wahrheit, sie zeigen vielschichtige Bedeutungen, Licht über Licht, Wunder über Wunder.“
Islamwissenschaftler und Orientalist Professor Hamilton Gibb: „Wie alle Araber waren sie Kenner von Sprache und Rhetorik. Wenn der Koran nun seine eigene [also die des Propheten Muhammad] Komposition wäre, dann könnten andere Männer ihm Konkurrenz machen. Lasst sie zehn Verse produzieren, die ihm gleichen. Wenn sie es nicht könnten (und es ist offensichtlich, dass sie es nicht konnten), dann lasst sie den Koran als ein herausragendes Beweiswunder akzeptieren.“
Die obigen Bestätigungen der Unnachahmlichkeit des Qur`an sind nur eine kleine Auswahl aus den unzähligen Zeugnissen, die uns zur Verfügung stehen.
- Die Aussagen widersprechender Gelehrten sind nicht überzeugend, da sie die vorgestellten Informationen verwerfen müssen
Das überlieferte Wissen zur Unnachahmlichkeit des Qur`an wäre das rationalste, was man annehmen könnte. Das bedeutet nicht, dass es einen vollständigen Konsens in dieser Frage gibt oder dass die gesamte Gelehrsamkeit behauptet, dass der Qur`an unangefochten ist. Es gibt einige (wenn auch wenige) gelehrte Meinungen, die gegen die Unnachahmlichkeit des Qur`an argumentieren.
Wenn aber ein gültiges Zeugnis keine Einstimmigkeit erfordert, warum sollte jemand eine Zeugnisüberlieferung gegenüber einer anderen akzeptieren? Das Zeugnis über die Unnachahmlichkeit des Qur`an ist vernünftiger, weil es auf starkem Wissen beruht. Dieses Wissen wurde in den Prämissen 1, 2 und 3 diskutiert.
- Deshalb ist der Qur`an unnachahmlich
Aus den Punkten 1 bis 5 folgt, dass die Unnachahmlichkeit des Qur`an begründet ist.
- Die theoretisch möglichen Erklärungen für die Unnachahmlichkeit des Qur`an sind die Autorschaft eines Arabers, eines Nicht-Arabers, Muhammads (Friede sei mit ihm) oder Gottes
Um die göttliche Herkunft des Qur`an zu artikulieren, ohne sich auf Besonderheiten der arabischen Sprache zu beziehen, ist der Gebrauch von Zeugenaussagen und Schlussfolgerungen erforderlich. Was bisher erörtert wurde, ist, dass es gültige bezeugende Überlieferungen gibt, dass der Qur`an unnachahmlich ist, und dass die mögliche Erklärung für seine Unnachahmlichkeit erklärt werden kann, indem man seine Urheberschaft einem Araber, einem Nicht-Araber, Muhammad (Friede sei mit ihm) oder Gott zuschreibt.
- Er kann nicht von einem Araber, einem Nicht-Araber oder Muhammad (Friede sei mit ihm) verfasst worden sein
Um zu verstehen, wer den Qur`an möglicherweise produziert haben könnte, ist eine Aufschlüsselung der drei Haupttheorien erforderlich.
Ein Araber?
Es gibt ein paar Hauptgründe, warum der Qur`an nicht von einem Araber aus dem 7. Jahrhundert stammen kann, die wir bereits aufgezeigt haben, aber was ist mit den heutigen Arabern? Nun, zu behaupten, dass eine zeitgenössische arabischsprechende Person den Qur`an nachahmen könnte, ist haltlos. Mehrere Gründe untermauern diesen Punkt. Erstens waren die Araber im 7. Jahrhundert eher in der Lage, den Qur`an anzugehen, und da sie dies nicht geschafft haben, wäre es unvernünftig zu behaupten, dass ein sprachlich nicht so vermögender, moderner Araber dazu eher im Stande wäre. Zweitens hat das moderne Arabisch unter größeren sprachlichen Entlehnungen und Degenerationen gelitten als die klassische arabische Tradition. Wie kann also ein Araber, der ein Produkt einer sprachlich relativ degenerierten Kultur ist, einem Araber ebenbürtig sein, der in eine Umgebung sprachlicher Reinheit integriert war? Drittens: Selbst wenn ein zeitgenössischer Araber klassisches Arabisch lernt, könnten seine sprachlichen Fähigkeiten nicht mit jemandem mithalten, der in eine Kultur eingetaucht war, die die Sprache beherrschte.
Ein Nicht-Araber?
Der Qur`an kann nicht von einem Nicht-Araber stammen, denn die Sprache des Qur`an ist Arabisch, und die Kenntnis der arabischen Sprache ist eine Voraussetzung, um den Qur`an erfolgreich anzufechten. Dies ist im Qur`an selbst angesprochen worden: „Und Wir wissen sehr wohl, dass sie sagen: `Es lehrt ihn nur ein menschliches Wesen.´ Die Sprache dessen, auf den sie hinweisen, ist eine fremde, während dies hier deutliche arabische Sprache ist.“ Der Qur`an, Kapitel 16, Vers 103
Aber was wäre, wenn ein Nicht-Araber die Sprache lernen würde? Dies würde die Person zu einem Sprecher des Arabischen machen, und dann würde auf die erste mögliche Erklärung oben verwiesen werden.
Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm)?
Es ist von Bedeutung, dass die arabischen Linguisten zur Zeit der Offenbarung aufhörten, den Propheten (Friede sei mit ihm) als Autor des Qur`an zu bezeichnen, nachdem sie anfangs fälschlicherweise behauptet hatten, er sei ein Dichter. Professor Mohar Ali schreibt: „Es muss darauf hingewiesen werden, dass der Qur`an von keinem Wissenden als ein Buch der Poesie angesehen wird. Auch der Prophet hat sich nie dem Dichten hingegeben. Es war in der Tat eine Behauptung der ungläubigen Quraisch in der Anfangsphase ihrer Opposition gegen die Offenbarung, dass Muhammad ein Dichter geworden sei. Aber schon bald erkannten sie, dass ihre Behauptung nicht zutreffend war, und änderten ihre Kritik angesichts der unbestreitbaren Tatsache, dass der Prophet Analphabet und mit der Dichtkunst überhaupt nicht vertraut war, und sagten, dass er von anderen unterrichtet worden war, dass die `altmodischen Geschichten´ von anderen für ihn geschrieben worden waren und ihm morgens und abends vorgelesen wurden.“
Bezeichnenderweise galt der Prophet (Friede sei mit ihm) nicht als Meister der Sprache und beschäftigte sich nicht mit dem Handwerk der Poesie oder gereimter Prosa. Daher hat die Behauptung, dass er es irgendwie geschafft hat, ein literarisches und sprachliches Meisterwerk hervorzuzaubern, nichts mehr mit rationalem Denken zu tun. Kermani schreibt: „Er hatte das schwierige Handwerk der Poesie nicht gelernt, als er selbst begann, seinen Mitmenschen Verse vorzutragen. (…) Und doch waren die Verkündigungen Mohammeds anders als die Poesie, anders auch als die Reimprosa der Wahrsager, die zweite damals bekannte Form der inspirierten und gebunden Rede.“
- Daher ist die beste Erklärung, dass der Qur`an von Gott ist
Da der Qur`an nicht von einem Araber, einem Nicht-Araber oder dem Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) produziert worden sein kann, folgt daraus, dass die beste Erklärung ist, dass er von Gott kam. Das ist die beste Erklärung für die Unnachahmlichkeit des Qur`an, denn die anderen Erklärungen sind im Lichte des verfügbaren Wissens unhaltbar.
Woher wissen wir, dass Muhammad (Friede sei mit ihm) ein Prophet Gottes ist?
Der Qur`an lehrt, dass wir an alle Propheten und Gesandten glauben müssen und dass sie alle auserwählt wurden, um die Menschheit zu der ultimativen Wahrheit von Gottes Einheit und unserer Dienerschaft zu Ihm zu führen. Der Qur`an erwähnt die Geschichten von Abraham, Moses, Jesus, David, Johannes, Zacharias, Elias, Jakob und Joseph, möge Gottes Frieden mit ihnen allen sein.
Die Rolle dieser Gesandten und Propheten ist es, eine Manifestation dessen zu sein, was ihnen offenbart wurde. So sollen sie Vorbilder und gelebte Beispiele für Gottesbewusstsein, Frömmigkeit und Mitgefühl sein. Da den Gesandten Gottes Wort offenbart wurde, gehört es auch zu ihrer Aufgabe, die richtige Interpretation und das richtige Verständnis dessen zu lehren, was Gott offenbart hat. Darüber hinaus fungieren die Gesandten und Propheten als praktisches und spirituelles Beispiel, da sie die Bedeutung, die Botschaft und die Werte verkörpern, die der göttliche Text vermittelt. So gesehen sagt uns die göttliche Offenbarung, was wir tun sollen, und das Leben des Propheten (Friede sei mit ihm) zeigt uns, wie wir es tun sollen.
Der Qur`an erwähnt den Namen des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) fünfmal und bestätigt, dass das Buch ihm durch den Engel Gabriel offenbart wurde. Der Qur`an bekräftigt, dass Muhammad (Friede sei mit ihm) der letzte Gesandte Gottes ist. Aus dieser Perspektive ist es recht einfach, diesen Status des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) intellektuell zu bekräftigen. Sobald etabliert wurde, dass der Qur`an ein göttliches Buch ist, folgt daraus notwendigerweise, dass alles, was darin steht, die Wahrheit ist.
Da in ihm Muhammad (Friede sei mit ihm) als Gottes Gesandter bezeichnet wird, ergibt sich daraus, dass Muhammad (Friede sei mit ihm) ein Empfänger der göttlichen Offenbarung war – denn alles, was von der Wahrheit kommt, ist wahr. Trotz dieser unbestreitbaren Schlussfolgerung kann die Tatsache, dass der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) der letzte Gesandte Gottes war, auch aus seinen Erlebnissen und Lehren, seinem Charakter und dem Einfluss, den er auf die Welt hat, abgeleitet werden.
Die Lebenserfahrungen des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) sind eines der stärksten Argumente für seine Behauptung – und damit auch für die Behauptung des Qur`an – dass er Gottes letzter Gesandter war. Wenn man sein Leben genauer betrachtet, wird die Schlussfolgerung, dass er gelogen oder die Menschen getäuscht haben soll, gleichbedeutend mit der Schlussfolgerung, dass niemand jemals die Wahrheit gesprochen hat. Oder ganz direkt und offen gesagt: Es wäre das epistemische Äquivalent dazu, zu leugnen, dass die Person, die du deine Mutter nennst, dich geboren hat.
Die Lehren des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) decken ein breites Spektrum an Themen ab, einschließlich Spiritualität, Gesellschaft, Wirtschaft und Psychologie. Das Studium seiner Aussagen und die ganzheitliche Betrachtung seiner Lehren zwingt jeden rationalen Verstand zu der Schlussfolgerung, dass es etwas Einzigartiges und Besonderes an diesem Mann gibt. Die Untersuchung seines Charakters im Kontext einer Vielzahl schwieriger Situationen und Umstände wird die Schlussfolgerung erleichtern, dass er ein unvergleichliches Maß an Toleranz, Nachsicht und Demut besaß – Schlüsselmerkmale eines prophetischen Charakters. Das Leben und die Lehren Muhammads (Friede sei mit ihm) beeinflussten jedoch nicht nur die arabische Welt, sondern sie hatten auch einen enormen Einfluss auf die gesamte Menschheit. Einfach ausgedrückt: Muhammad (Friede sei mit ihm) war verantwortlich für beispiellose Toleranz, Fortschritt und Gerechtigkeit.
Muhammad (Friede sei mit ihm) zu leugnen, heißt, die eigene Mutter leugnen
Die einzige wirkliche Wissensquelle, die wir haben, um zu bestätigen, dass die Frau, die wir unsere Mutter nennen, uns geboren hat, ist bezeugtes Wissen. Selbst wenn wir behaupten, eine Geburtsurkunde, Krankenhausunterlagen oder ein Zertifikat über einen DNA-Test zu haben, sind dies alles Beispiele für bezeugtes Wissen. Man muss den Aussagen anderer Glauben schenken. In diesem Fall muss man dem glauben, der die Geburtsurkunde ausgefüllt hat, demjenigen, der für die Krankenhausaufzeichnungen verantwortlich ist, und der Person, die das Zertifikat ausgefüllt hat. Im Grunde basiert das alles nur auf einer Zeugenaussage; es gibt nicht den geringsten physischen Beweis, mit dem du die Behauptung, deine Mutter habe dich geboren, empirisch verifizieren könntest. Sogar wenn du den DNA-Test selbst durchführen könntest (was höchst unwahrscheinlich ist), würde deine Überzeugung, dass sie dich geboren hat, nicht auf der Tatsache basieren, dass du die Ergebnisse selbst in Erfahrung bringen kannst.
Die Ironie ist nämlich, dass der einzige Grund, warum du glaubst, mit einem DNA-Test verifizieren zu können, dass deine Mutter dich geboren hat, auf der überlieferten Aussage einer Autorität beruht, die dir das sagt. Aus erkenntnistheoretischer Sicht basiert deine Überzeugung, deine Mutter habe dich geboren, also auf einigen überlieferten Aussagen. Da wir weitaus mehr authentische Überlieferungen haben, die uns zu dem Schluss bringen, dass der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) der letzte Prophet Gottes war, wäre das Leugnen von Muhammad (Friede sei mit ihm) gleichbedeutend damit, seine eigene Mutter zu leugnen.
Das Argument
Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) beanspruchte das Prophetentum vor über 1400 Jahren mittels der folgenden einfachen, aber tiefgründigen Botschaft: Es gibt niemanden, der der Anbetung würdig ist, außer den einen Gott, und Muhammad ist der letzte Gesandte Gottes.
Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) wurde im Alter von 40 Jahren zum Propheten, nachdem er einige Zeit in einer Höhle außerhalb Mekkas meditiert und nachgedacht hatte. Das Prophetentum begann mit der Offenbarung der ersten Verse des Qur`an. Dessen Botschaft war einfach: Unser höchstes Ziel im Leben ist die Anbetung Gottes. Anbetung ist ein umfassender Begriff in der islamischen spirituellen Tradition; er bedeutet, Gott zu lieben, ihn zu kennen, ihm zu gehorchen und alle Handlungen der Anbetung alleine ihm zu widmen.
Um zu prüfen, ob die Behauptung des Prophetentums und seine Botschaft wahr waren, müssen wir die historischen Erzählungen und Zeugnisse über das Leben des Propheten (Friede sei mit ihm) rational untersuchen. Sobald wir dies tun, werden wir in der Lage sein, zu einer ausgewogenen Schlussfolgerung in dieser Hinsicht zu kommen.
Der Qur`an bietet einen rationalen Ansatz, um den Anspruch des Propheten (Friede sei mit ihm) zu prüfen. Er argumentiert, dass der Prophet (Friede sei mit ihm) kein Lügner, kein Verrückter, kein Irregeleiteter und kein Verblendeter ist, und er bestreitet, dass er aus seinem eigenen Wunsch heraus spricht. Der Qur`an bekräftigt, dass er tatsächlich der Gesandte Gottes ist; also spricht er die Wahrheit:
„Euer Gefährte ist weder irregegangen, noch hat er einen falschen Weg eingeschlagen. Er spricht nicht aus eigenem Antrieb, entsprechend seinem eigenen Wunsch. Es ist nichts anderes als eine Offenbarung, die ihm eingegeben wird.“ Der Qur`an, Kapitel 53, Verse 2-4
Wir können dieses Argument folgendermaßen zusammenfassen:
Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) war entweder ein Lügner, oder verblendet, oder er sprach die Wahrheit;
Der Prophet (Friede sei mit ihm) kann weder ein Lügner noch ein Verwirrter gewesen sein;
Deshalb hat der Prophet (Friede sei mit ihm) die Wahrheit gesprochen.
War er ein Lügner?
Frühe historische Quellen über das Leben des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) illustrieren die Integrität seines Charakters. Er war kein Lügner, und so etwas zu behaupten, ist unhaltbar. Die Gründe dafür sind zahlreich – zum Beispiel war er selbst bei den Feinden seiner Botschaft als „der Vertrauenswürdige“ bekannt.
Er wurde für seine Überzeugungen verfolgt, boykottiert und aus seiner geliebten Stadt Mekka verbannt. Er wurde ausgehungert und von Kindern gesteinigt, bis das Blut über seine Beine floss. Seine Frau starb und seine geliebten Gefährten wurden gefoltert und verfolgt. Ein Lügner lügt normalerweise, um einen weltlichen Vorteil zu erlangen. Dies ist ein weiterer Beweis für die Zuverlässigkeit und Glaubwürdigkeit des Propheten (Friede sei mit ihm). Denn er litt enorm für seine Botschaft und lehnte die Reichtümer und die Macht, die ihm angeboten wurden, wenn er nur aufhören würde, seine Botschaft zu verkünden, rundweg ab. Er war kompromisslos in seinem Aufruf zur Einheit Gottes.
Montgomery Watt, der verstorbene emeritierte Professor für Arabistik und Islamwissenschaft, untersuchte dies in „Muhammad at Mecca“ und argumentiert, dass es irrational ist, den Propheten (Friede sei mit ihm) als Hochstapler zu bezeichnen: „Seine Bereitschaft, sich für seinen Glauben Verfolgung auszusetzen, der hohe moralische Charakter der Männer, die an ihn glaubten und zu ihm als Führer aufschauten, und die Größe seiner letztendlichen Errungenschaft – all das spricht für seine grundlegende Integrität. Muhammad für einen Hochstapler zu halten, wirft mehr Probleme auf, als es löst.“
War er ein Verblendeter?
Wäre der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) verwirrt oder verblendet gewesen, hieße das, er wäre dazu verleitet worden zu glauben, er sei der Gesandte Gottes. Wenn jemand verblendet ist, ist er sehr überzeugt von einem Glauben, trotz aller Beweise, die für das Gegenteil sprechen. Oder anders gesagt: Verblendung heißt, die Unwahrheit zu sagen, während man glaubt, es sei die Wahrheit. Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) hatte viele Erlebnisse auf seinem Lebensweg, die er als Beweis für sich hätte nutzen können, wenn er verblendet gewesen wäre.
Ein Beispiel ist der Tod seines Sohnes Ibrahim. Er starb in jungen Jahren und an seinem Todestag gab es eine Sonnenfinsternis. Viele Araber dachten, Gott würde die Sonnenfinsternis geschehen lassen, weil der Sohn seines Propheten verstorben ist. Wenn der Prophet (Friede sei mit ihm) verblendet gewesen wäre, hätte er eine solche Gelegenheit genutzt, um seine Behauptung zu untermauern. Er tat es jedoch nicht und wies die Behauptungen der Leute zurück. Der Prophet (Friede sei mit ihm) antwortete ihnen auf folgende Weise: „Die Sonne und der Mond verfinstern sich nicht wegen des Todes eines Menschen, sondern sie sind zwei Zeichen unter den Zeichen Gottes. Wenn ihr sie seht, steht auf und betet.“
Der Prophet (Friede sei mit ihm) hat auch viele Dinge vorhergesagt, die seiner Gemeinschaft nach seinem Tod widerfahren würden. Diese Ereignisse sind genau so eingetreten, wie Muhammad (Friede sei mit ihm) es vorausgesagt hat, wozu ein Verblendeter nicht in der Lage wäre. Zum Beispiel:
Die Mongoleninvasion
Etwa sechshundert Jahre nach dem Tod des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) fielen die Mongolen in die muslimischen Länder ein und massakrierten Millionen von Menschen. Ein wichtiger Meilenstein der Invasion war die Plünderung von Bagdad. Zu dieser Zeit war es als Stadt der Gelehrsamkeit und Kultur bekannt. Die Mongolen kamen 1258 in Bagdad an und vergossen eine Woche lang Blut. Sie waren wild entschlossen, die Stadt zu zerstören. Tausende von Büchern wurden zerstört und bis zu einer Million Menschen wurden getötet. Dies war ein bedeutendes Ereignis in der islamischen Geschichte.
Die Mongolen waren Nicht-Araber, die flache Nasen und kleine Augen hatten, und ihre Stiefel waren aus Haaren gemacht; die Mongolen hatten Fellüberzüge über ihren Stiefeln, die Degtii genannt wurden. Dies wurde vom Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) Hunderte von Jahren vor der mongolischen Invasion vorausgesagt: „Die Stunde wird erst kommen, wenn ihr mit den Khudh und den Kirman aus den Reihen der Nicht-Araber kämpft. Sie werden rote Gesichter, flache Nasen und kleine Augen haben; ihre Gesichter werden wie flache Schilde aussehen, und ihre Schuhe werden aus Haar sein.“
Wettbewerb im Bau von hohen Gebäuden
„Nun erzähle mir von der letzten Stunde.“, sagte der Mann. Der Prophet (Friede sei mit ihm) antwortete: „Derjenige, der gefragt wird, weiß nicht mehr darüber als derjenige, der fragt.“ „Dann erzähle mir von ihren Vorzeichen.“, sagte der Mann nun. Der Prophet (Friede sei mit ihm) antwortete: „Dass du barfüßige, unbekleidete und mittellose Hirten siehst, die sich beim Bau von hohen Gebäuden zu übertreffen versuchen.“ Beachte die Genauigkeit der Prophezeiung: Ein bestimmtes Volk (es geht um die arabischen Beduinen der Region) wurde identifiziert. Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) hätte leicht auf Nummer sicher gehen können, indem er eine allgemeinere Formulierung verwendet hätte, wie z.B.: „Dass ihr einen Wettbewerb im Bau von hohen Gebäuden seht.“ Das wäre grob genug gewesen, um auf jeden in der Welt angewendet zu werden. Aber heute wetteifern die Araber auf der arabischen Halbinsel, die früher verarmte Kamel- und Schafhirten waren, im Bau der höchsten Hochhäuser. Zur Zeit ist das Burj Khalifa in Dubai mit 828 Metern das höchste von Menschenhand geschaffene Bauwerk der Welt. Kurze Zeit nach seiner Fertigstellung kündigte eine rivalisierende Familie in Saudi-Arabien an, ein mit 1000 m noch höheres zu bauen, den Kingdom Tower. Sie konkurrieren also buchstäblich miteinander darum, wer das höchste Gebäude bauen kann.
Nun ist es bemerkenswert, dass die Menschen in dieser Region bis vor 50 oder 60 Jahren teilweise nicht einmal Häuser besaßen. Tatsächlich waren die meisten von ihnen noch Beduinen und lebten in Zelten. Die Entdeckung des Öls im 20. Jahrhundert führte zu einem Wandel in der Region. Ohne das Öl wäre die Region wahrscheinlich immer noch die karge Wüste, die sie zur Zeit der Offenbarung des Qur`an war. Wäre dies eine bloße Vermutung von Muhammad gewesen, so würde die Entdeckung des Öls einen gewaltigen Glücksfall darstellen. Außerdem, wenn der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) nur geraten hätte, wäre es dann nicht sinnvoller gewesen, diese Prophezeiung auf die Supermächte seiner Zeit – Rom und Persien – zu beziehen, die (im Gegensatz zu den Arabern) bereits dazu tendierten, extravagante Gebäude und Paläste zu bauen?
Er sprach die Wahrheit
Wenn man bedenkt, was bisher erwähnt wurde, ist die vernünftigste Schlussfolgerung, dass der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) die Wahrheit sprach. Diese Schlussfolgerung wird zum Beispiel von dem Historiker Dr. William Draper bestätigt: „Vier Jahre nach dem Tod Justinians, 569 n. Chr., wurde in Mekka, in Arabien, der Mann geboren, der von allen Menschen den größten Einfluss auf die Menschheit ausgeübt hat. (…) Das religiöse Oberhaupt vieler Reiche zu sein, das tägliche Leben eines Drittels der Menschheit zu leiten, mag wohl den Titel `Gesandter Gottes´ rechtfertigen.“
Die Lehren, der Charakter und der Einfluss des Propheten (Friede sei mit ihm)
Die Lehren von Muhammad (Friede sei mit ihm) sind nicht die eines Verblenden oder eines Lügners. Zu den Lehren, die er den Menschen vermittelte, gehören die Verinnerlichung von Mitgefühl und Barmherzigkeit, Demut und Frieden, Liebe und gegenseitiger Hilfe und Unterstützung. Der Charakter des Propheten (Friede sei mit ihm) war vollkommen. Er erreichte den Gipfel der Tugenden; er war mitfühlend, bescheiden, tolerant, gerecht und zeigte große Menschlichkeit, Nachsicht und Frömmigkeit. Seine Rechtleitung hatte einen beispiellosen Einfluss auf die Welt. Die tiefsinnige Führung des Propheten (Friede sei mit ihm) und seine erhabenen Lehren über Toleranz, Gerechtigkeit, Fortschritt und Glaubensfreiheit und viele andere Bereiche des Lebens zeigen klar, dass er nicht verblendet war; vielmehr war er ein Mann der Wahrheit. Im Folgenden sind einige der Aussprüche des Propheten Muhammad aufgeführt.
Barmherzigkeit und Erbarmen
„Der Barmherzige [Gott] erweist denen Barmherzigkeit, die barmherzig zu anderen sind. Zeigt also Barmherzigkeit gegenüber denen, auf der Erde, dann wird Er, der im Himmel ist, euch Barmherzigkeit erweisen.“
„Gott ist barmherzig und liebt Barmherzigkeit.“
„Er ist nicht von uns, der kein Erbarmen mit den Kleinen hat und die Alten nicht ehrt.“
„Gott hat Erbarmen mit einem Menschen, der nachsichtig ist, wenn er kauft, wenn er verkauft und wenn er eine Forderung stellt.“
Genügsamkeit und Spiritualität
„Reichtum ist nicht, viele Besitztümer zu haben. Vielmehr ist der wahre Reichtum der Reichtum der Seele.“
„Gott schaut nicht auf eure Körper und nicht auf euer Äußeres. Sondern Er schaut auf eure Herzen und eure Taten.“
„Redet nicht zu viel, ohne euch an Gott zu erinnern. Fürwahr, übermäßiges Reden ohne Gedenken an Gott verhärtet das Herz. Und wahrlich, die Menschen, die am weitesten von Gott entfernt sind, sind die Hartherzigen.“
Liebe
„Der Diener Gottes erreicht nicht den vollständigen Glauben, bis er für die Menschen liebt, was er für sich selbst an Gutem liebt.“
„Liebe für die Menschen, was du für dich selbst liebst, und du wirst ein Gläubiger sein. Verhalte dich gut zu deinen Nachbarn, und du wirst ein Gottergebener sein.“
„Die beste Tat nach dem Glauben an Gott ist die wohlwollende Liebe zu den Menschen.“
Gemeinschaft und Frieden
Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) wurde gefragt: „Welche Art von Taten oder Eigenschaften gelten im Islam als gut?“ Er antwortete: „Andere zu speisen und sowohl die zu grüßen, die du kennst als auch, die du nicht kennst.“
„Alle Menschen stammen von Adam und Eva ab, ein Araber hat keine Überlegenheit über einen Nicht-Araber, noch hat ein Nicht-Araber irgendeine Überlegenheit über einen Araber; auch ein Weißer hat keine Überlegenheit über einen Schwarzen, noch hat ein Schwarzer irgendeine Überlegenheit über einen Weißen – außer durch Frömmigkeit und gute Taten.“
„Der Gläubige ist nicht der, der sich satt isst, während sein Nachbar hungrig ist.“
Nächstenliebe und Menschlichkeit
„Besucht die Kranken, speist die Hungrigen und befreit die Gefangenen.“
„Macht die Dinge leicht und macht sie nicht schwer, verkündet frohe Botschaft und vertreibt die Menschen nicht.“
„Jeder Akt der Güte ist eine gute Tat.“
Charakter und Benehmen
„Die Gläubigen, die den vollkommensten Glauben zeigen, sind diejenigen, die den besten Charakter haben, und die besten von euch sind diejenigen, die am besten zu ihren Frauen sind.“
„Mir wurde offenbart, dass ihr euch Demut aneignen sollt, damit niemand den anderen unterdrückt.“
„Wer wahrhaftig an Gott und den Jüngsten Tag glaubt, soll Gutes reden oder schweigen.“
„Der Beste unter euch ist der, der das beste Benehmen hat.“
Umwelt und Tiere
„Wenn ein Muslim einen Baum pflanzt oder Samen sät und dann ein Vogel oder ein Mensch oder ein Tier davon isst, wird dies als eine Spende bzw. gute Tat für ihn angesehen.“
„Das Entfernen von schädlichen Dingen von der Straße ist eine gute Tat.“
„Wer auch immer ein Vögelchen oder irgendetwas Größeres ohne gerechten Grund tötet, den wird Gott am Tag der Auferstehung dafür zur Rechenschaft ziehen.“
Der Einfluss von Muhammad (Friede sei mit ihm) auf die Welt
Der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) war wahrlich eine Gnade für die Menschheit. Diese Behauptung wird nicht nur durch seine Botschaft und seine Lehren gerechtfertigt, sondern sie schließt auch seinen beispiellosen Einfluss auf unsere Welt ein. Es gibt zwei Hauptgründe, warum seine Lehren auf sozialer Ebene so transformativ waren: die Gerechtigkeit und das Mitgefühl des Islam.
Barmherzigkeit und Gerechtigkeit sind die zentralen Werte, die zum Ausdruck kommen durch den aufrichtigen Glauben an und die Anbetung des einen Gottes. Dadurch, dass er Gott alleine anbetet und sich seiner Rechenschaftspflicht und Verantwortung bewusst ist, wird ein Muslim ermutigt, mitfühlend, fair und gerecht zu handeln. Der Qur`an sagt in dieser Hinsicht deutlich:
„O ihr, die ihr glaubt, seid Wahrer der Sache Allahs als Zeugen für die Gerechtigkeit. Lasst euch nicht vom Hass gegenüber anderen von der Gerechtigkeit abbringen – seid gerecht, denn das ist näher am Gottesbewusstsein. Seid auf Gott bedacht: Gott ist wohlbekannt mit allem, was ihr tut.“ Der Qur`an, Kapitel 5, Vers 8
„O ihr, die ihr glaubt, seid Verteidiger und vorbildliche Verfechter der Gerechtigkeit und legt Zeugnis für Gott ab, auch wenn es gegen euch selbst, eure Eltern oder eure nahen Verwandten geht. Ob die Person reich oder arm ist, Gott kann sich am besten kümmern. Unterlasst es, euren eigenen Neigungen zu folgen, damit ihr gerecht handeln könnt – wenn ihr die Gerechtigkeit verfälscht oder vernachlässigt, weiß Gott genau, was ihr tut.“ Der Qur`an, Kapitel 4, Vers 135
„Und was läßt dich wissen, was der steile Weg nach oben ist? Es ist die Freilassung eines Sklaven oder zu speisen am Tag der Hungersnot, eine Waise, die einem nahe ist oder einen Armen, der dem Boden nahe ist. Und dass man hierauf zu denjenigen gehört, die glauben, einander die Standhaftigkeit eindringlich empfehlen und einander die Barmherzigkeit eindringlich empfehlen.“ Der Qur`an, Kapitel 90, Verse 12-17
Fazit
Der Hauptgrund dafür, dass der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) in der Lage war, solch tolerante und barmherzige Gesellschaften direkt zu beeinflussen, war, dass die Bejahung der Einheit Gottes, Ihn zufriedenzustellen und zu verehren, die spirituelle und moralische Grundlage seines Lebens und des Lebens derer war, die ihn liebten und ihm folgten. Die Vertrauenswürdigkeit des Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm), sein hoher moralischer Charakter und der Einfluss, den er auf die Welt hatte, begründen ein starkes Argument dafür, dass er der letzte Gesandte Gottes ist. Das Studium seines Lebens und das Verständnis seiner Lehren in einer ganzheitlichen und nuancierten Weise wird nur zu einer Schlussfolgerung führen: Er war eine Gnade für die Welt und derjenige, der von Gott auserwählt wurde, die Welt in die göttliche Führung und das Licht zu führen.
Warum lässt Gott das Böse zu?
Die islamische Position bezüglich der Prüfungen und Bedrängnisse des Lebens ist eine, die sehr stärkend und ermutigend ist. Schicksalsschläge, Katastrophen und Tragödien – alle Formen von Leid und Not – werden als göttlich gesandte Prüfungen angesehen. Dieses Leben ist nicht dazu gedacht, eine riesige Party zu sein, sondern wir wurden mit einem edlen Ziel geschaffen – Gott anzubeten. Prüfungen sind ein unvermeidlicher Teil dieses Zwecks. Diese Prüfungen dienen als Erinnerung an unser höheres Ziel, als Mittel zur Läuterung und letztlich als Weg, um Gott näher zu kommen. Prüfungen werden tatsächlich als ein Zeichen von Gottes Liebe gesehen. So sagte der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm): „Wenn Gott einen Diener liebt, prüft Er ihn.“ [1]
Warum sollte Gott diejenigen prüfen, die Er liebt? Prüfungen sind ein Weg, um die göttliche Barmherzigkeit zu erlangen; ein Mittel, um in die ewige Glückseligkeit des Paradieses zu gelangen. Gott sagt dies deutlich im Qur`an: „Oder meint ihr etwa, daß ihr ins Paradies eingehen werdet, noch bevor Gleiches über euch gekommen ist, wie über diejenigen, die vor euch dahingegangen sind? Not und Leid widerfuhr ihnen, und sie wurden erschüttert, bis der Gesandte und diejenigen, die mit ihm glaubten, sagten: `Wann kommt Allahs Sieg?´ Aber wahrlich, Allahs Sieg ist nahe.“ [2]
Das Schöne daran ist, dass Gott uns mit allen notwendigen Mitteln ausgestattet hat, um diese Prüfungen zu überwinden. „Gott belastet keine Seele mit mehr, als sie tragen kann.“ [3]
Im Allgemeinen ist jedes Übel oder Leid, das im Leben erfahren wird, die Ausnahme und nicht die Regel. Krankheit ist im Vergleich zu guter Gesundheit relativ kurz, ebenso wie Erdbeben im Vergleich zum Alter der Erde. Außerdem, nur weil wir vielleicht nicht in der Lage sind, die Weisheit hinter etwas zu verstehen, heißt das nicht, dass sie nicht vorhanden ist. Zum Beispiel führt Krankheit in einigen Fällen zum Aufbau von Immunität; Erdbeben bauen aufgestauten Druck in der Erde ab; und Vulkane spucken Mineralien aus, was zu reichhaltigem, fruchtbarem Boden für die Landwirtschaft führt. Es gibt eine alte Weisheit, die besagt: Aus dem Gift der Schlange kommt das Gegengift. Wie sonst kann man die Erleichterung schätzen, ohne vorher die Not erlebt zu haben? Wäre es möglich, Gesundheit zu schätzen, wenn es keine Krankheit gäbe?
Es wird gesagt, „das Böse in der Welt ist wie die schattierten Flächen in einem Gemälde; wenn man nahe herangeht, wirken sie wie Mängel, aber wenn man ein paar Schritte zurückgeht, wird man entdecken, dass die schattierten Bereiche notwendig sind, um eine ästhetische Funktion innerhalb des Kunstwerks zu erfüllen.“ [4]
Skeptiker mögen sich auf die negativen Aspekte konzentrieren und behaupten, dass das Böse und das Leiden nicht einem größeren Zweck dienen. Muslime hingegen glauben, dass Prüfungen und Leiden ein unvermeidlicher Teil sind, um das letztendliche Ziel zu erreichen. Der Qur`an unterstreicht dieses Konzept, indem er feststellt:
„Derjenige, der den Tod und das Leben erschaffen hat, damit Er euch auf die Probe stellt, um herauszufinden, wer von euch der Beste in den Taten ist – Er ist der Allmächtige, der Allvergebende.“ [5]
In einigen Religionen wird der gute weltliche Status einer Person als ein Zeichen dafür angesehen, dass Gott mit ihr zufrieden ist. Wenn eine Person zum Beispiel einen guten Job oder ein schönes Haus hat, wird daraus gefolgert, dass Gott sie oder ihn liebt. Im Islam sind Gesundheit, Reichtum, Armut, Krankheit usw. jedoch keine Zeichen für Erfolg oder Misserfolg: Sie sind ein Mittel, um das Individuum zu testen, um seine Reaktion auf eine bestimmte Situation zu bestimmen.
Falsche Annahmen
Man kann nicht leugnen, dass es auf der Welt viel Schlechtes und Leid gibt, und wir sollten uns alle darum bemühen, die menschliche Existenz friedlicher zu gestalten. Manch einer argumentiert, das Vorhandensein von Schlechtem und Leid spräche gegen die Existenz Gottes. Aber ist das, wenn man die Emotionen beiseite lässt, ein überzeugendes Argument?
Das Argument lässt sich folgendermaßen zusammenfassen:
Es ist unglaubwürdig, dass ein guter, allmächtiger Gott existiert bei all dem Bösen und Leid in der Welt.
Oder anders formuliert:
Ein guter, allmächtiger Gott existiert
Schlechtes und Leid existieren
Deshalb existiert kein guter, allmächtiger Gott
Eine grundlegende Lektion in Logik wird einem klar machen, dass dieses Argument nicht deduktiv, also schlussfolgernd ist. Die genannte Schlussfolgerung folgt nicht notwendigerweise aus den beiden vorherigen Aussagen. Aber das „Problem des Bösen“-Argument ist ein sehr schwaches, da es auf zwei falschen Annahmen beruht.
Diese sind:
Gott ist ausschließlich gut und allmächtig
Gott hat uns nicht erklärt, warum er Schlechtes und Leid zugelassen hat
Ist Gott nur gut und allmächtig?
Das „Problem des Bösen“-Argument stellt das islamische Konzept von Gott falsch dar. Gott ist nicht ausschließlich gut und allmächtig; vielmehr hat Er viele Namen und Eigenschaften, die alle ganzheitlich verstanden werden. Einer Seiner Namen ist zum Beispiel „Der Weise“. Da das Wesen Gottes weise ist, folgt daraus, dass alles, was Er will, im Einklang mit Seiner Weisheit steht. Und wenn etwas Weisheit beinhaltet, gibt es einen Sinn dahinter. Daraufhin antworten Skeptiker typischerweise: „Warum muss er uns auf so böse Art und Weise prüfen?“
Diese Antwort stellt die islamische Position erneut falsch dar und man begeht den Fehler, auf der Grundlage von Nicht-Wissen zu argumentieren. Der Punkt hier ist: Nur weil die Weisheit nicht verstanden werden kann, bedeutet das nicht, dass es keine gibt. Diese Argumentation ist typisch für Kleinkinder. Viele Kleinkinder werden von ihren Eltern für etwas gescholten, was sie tun wollen. Zum Beispiel, dass sie eine verlockende braun-goldene Flüssigkeit, auch bekannt als Whisky, trinken wollen. Die Kleinkinder weinen vielleicht oder haben einen Wutanfall, weil sie denken, wie böse Mama und Papa sind, dass sie mich nicht trinken lassen. Sie erkennen noch nicht die Weisheit, die dahinter steckt, dass sie den Whisky nicht konsumieren dürfen.
Der Qur`an verwendet tiefgründige Geschichten und Erzählungen, um dem Leser dieses Verständnis zu vermitteln. Ein Beispiel ist die Geschichte von Moses und Al-Khidr:
„Sie trafen einen von Unseren Dienern, dem Wir Barmherzigkeit von Uns aus hatten zukommen lassen und den Wir Wissen von Uns her gelehrt hatten. Musa sagte zu ihm: `Darf ich dir folgen, auf dass du mich von dem lehrst, was dir an Besonnenheit gelehrt worden ist?´ Er [Al-Khidr] sagte: `Du wirst mit mir keine Geduld haben können. Wie willst du das auch aushalten, wovon du keine umfassende Kenntnis hast?´ Er [Moses] sagte: `Du wirst mich, wenn Allah will, standhaft finden, und ich werde mich keinem Befehl von dir widersetzen.´ Er [Al-Khidr] sagte: `Wenn du mir denn folgst, dann frage mich nach nichts, bis ich selbst es dir gegenüber zuerst erwähne.´ Da zogen sie beide los, bis, als sie ein Schiff bestiegen, er darin ein Loch machte. Er [Moses] sagte: `Hast du ein Loch hinein gemacht, um seine Besatzung ertrinken zu lassen? Du hast da ja eine grauenhafte Sache begangen.´ Er [Al-Khidr] sagte: `Habe ich nicht gesagt, dass du es bei mir nicht wirst aushalten können?´ Er [Moses] sagte: `Belange mich nicht dafür, dass ich vergessen habe, und bedrücke mich in meiner Angelegenheit nicht mit einer Erschwernis.´ Da zogen sie beide weiter, bis, als sie dann einen Jungen trafen, er ihn tötete. Er [Moses] sagte: `Hast du eine unschuldige Seele getötet und zwar nicht [als Wiedervergeltung] für eine andere Seele? Du hast da ja eine verwerfliche Sache begangen.´ Er [Al-Khidr] sagte: `Habe ich dir nicht gesagt, dass du es bei mir nicht wirst aushalten können?´ Er [Moses] sagte: `Wenn ich dich danach noch einmal nach irgendetwas frage, dann lasse mich dich nicht mehr begleiten. Dich trifft in Bezug auf mich kein Tadel.´ Da zogen sie beide weiter, bis, als sie dann zu den Bewohnern einer Stadt kamen, sie ihre Bewohner um etwas zu essen baten; diese aber weigerten sich, sie gastlich aufzunehmen. Da fanden sie in ihr eine Mauer, die einzustürzen drohte, und so richtete er sie auf. Er [Moses] sagte: `Wenn du wolltest, hättest du dafür wahrlich Lohn nehmen können.´ Er [Al-Khidr] sagte: `Das ist die Trennung zwischen mir und dir. Ich werde dir jetzt die Deutung dessen kundtun, was du nicht aushalten konntest. Was das Schiff angeht, so gehörte es Armen, die auf dem Meer arbeiteten. Ich wollte es schadhaft machen, denn ein König war hinter ihnen her, der jedes Schiff mit Gewalt wegnahm. Was den Jungen angeht, so waren seine Eltern gläubig. Da fürchteten wir, dass er sie durch seine Auflehnung und durch seinen Unglauben bedrücken würde. So wollten wir, dass ihr Herr ihnen zum Tausch einen gebe, besser als er an Reinheit und näher kommend an Güte. Was aber die Mauer angeht, so gehörte sie zwei Waisenjungen in der Stadt, und unter ihr befand sich ein für sie bestimmter Schatz. Ihr Vater war rechtschaffen, und da wollte dein Herr, dass sie erst ihre Vollreife erlangen und dann ihren Schatz hervorholen – aus Barmherzigkeit von deinem Herrn. Ich tat es ja nicht aus eigenem Ermessen. Das ist die Deutung dessen, worüber du keine Geduld hattest.´“ [6]
Der klassische Gelehrte der Qur`an-Exegese, Ibn Kathir, erklärte in seinem Kommentar zu den obigen Versen, dass Al-Khidr Wissen von Gott über diese Angelegenheiten gegeben wurde, das Moses nicht hatte. Mit Bezug auf die Aussage: „Du wirst mit mir keine Geduld haben können“, schreibt Ibn Kathir, dass dies bedeutet: „Du wirst nicht in der Lage sein, mich zu begleiten, wenn du mich Dinge tun siehst, die gegen dein Gesetz verstoßen, denn ich habe Wissen von Allah, das Er euch nicht gelehrt hat, und ihr habt Wissen von Allah, das Er mich nicht gelehrt hat.“[7]
Gottes Weisheit und Wissen sind unbegrenzt und vollständig, während wir als Menschen nur Teile davon haben, d.h. begrenzte Weisheit und begrenztes Wissen. Daher erklärt Ibn Kathir, dass der Vers „Wie willst du das auch aushalten [Geduld haben], wovon du keine umfassende Kenntnis hast?“, bedeutet: „Denn ich weiß, dass du mich zu Recht anprangern wirst, aber ich habe Kenntnis von Allahs Weisheit und den verborgenen Interessen, die ich sehen kann, ihr aber nicht.“[8]
Die Ansicht, dass alles, was geschieht, im Einklang mit einer göttlichen Weisheit steht, ist ermutigend und positiv. Das liegt daran, dass Gottes Weisheit nicht im Widerspruch zu anderen Aspekten Seiner Natur steht, wie z. B. Seiner Vollkommenheit und Güte. Daher ist alles Böse und Leid letztlich Teil eines größeren göttlichen Plans. Dies ruft bei den Gläubigen positive psychologische Reaktionen hervor, denn letztlich dient alles Böse und Leid einem Zweck, der sowohl weise als auch gut ist. Der klassische Gelehrte Ibn Taymiyya aus dem 14. Jahrhundert fasst diesen Punkt zusammen und sagt: „Wenn Gott – gepriesen ist Er – der Schöpfer von allem ist, dann erschafft Er das Gute und das Böse aufgrund eines weisen Zwecks, den Er hat und aufgrund dessen Sein Handeln gut und vollkommen ist.“[9]
Hat Gott uns keine Gründe genannt?
Eine ausreichende Antwort auf die zweite Annahme besteht darin, ein starkes Argument zu liefern, dass Gott berechtigte Gründe hat, Leid und Böses in der Welt zuzulassen. Der intellektuelle Reichtum der islamischen Theologie liefert uns viele Gründe, einige davon sind:
Der primäre Sinn des Lebens der Menschen besteht nicht darin, ein vorübergehendes Glücksgefühl zu genießen, sondern einen tiefen inneren Frieden zu erreichen, indem Gott erkannt und angebetet wird. Diese Erfüllung des göttlichen Sinnes führt zu immerwährender Glückseligkeit und Zufriedenheit. Wenn dies unser primärer Sinn im Leben ist, sind andere Aspekte der menschlichen Erfahrung sekundär. Gott erklärt: „Ich habe die Dschinn und die Menschen ausschließlich erschaffen, damit sie Mich anbeten.“ [10]
Wie bereits erwähnt, hat Gott uns für eine Prüfung erschaffen; ein unvermeidlicher Teil davon ist, mit Leid und Bösem geprüft zu werden. Der Qur’an erwähnt: „Derjenige, der den Tod und das Leben erschaffen hat, damit Er euch auf die Probe stellt, um herauszufinden, wer von euch der Beste in den Taten ist: Er ist der Allmächtige, der Allvergebende.“ [11]
Mühsal und Leiden zu erleben, ermöglicht es uns, Gottes Namen wie „der Siegreiche“ und „der Heiler“ zu erkennen und zu verinnerlichen. Ohne den Schmerz und das Leiden einer Krankheit würden wir zum Beispiel das Attribut Gottes, „der Heiler“ zu sein, nicht schätzen. Gott zu kennen ist ein höheres Gut und die Erfahrung von Leid oder Schmerz wert – denn es bedeutet die Erfüllung unseres primären Sinnes im Leben.
Leiden ermöglicht ein größeres Gut. Kleineres Gut ist körperliche Freude und Glück, und kleineres Übel ist körperlicher Schmerz und Traurigkeit. Größeres Gut ist erhabenes Gut, wie beispielsweise Mut. Mut wird in der Gegenwart von Feigheit geschätzt.
Gott hat uns einen freien Willen gegeben, und der freie Wille schließt die Wahl schlechter Taten ein. Dies erklärt das persönliche Böse, das heißt das Böse oder das Leiden, das ein Mensch begeht. Nur wird manch einer sagen: Warum sorgt Gott nicht dafür, dass wir immer Gutes tun, anstatt uns die Wahl zu lassen, Gutes oder Böses zu tun? Das Problem hierbei ist, dass Gut und Böse ihre Bedeutung verlieren würden, wenn Gott immer dafür sorgen würde, dass wir das Gute wählen. Nehmen wir folgendes Beispiel: Jemand hält dir immer eine geladene Pistole an den Kopf und bittet dich, Almosen zu geben. Natürlich gibst du, aber hat die Spende irgendeinen moralischen Wert? Nein, hat sie nicht.
Eine Reihe von Antworten auf das scheinbare Problem des Bösen wurde hier diskutiert. Letztlich würde die Abwesenheit jeglichen Übels oder Leidens auf absolute Vollkommenheit hinweisen, aber das ist etwas, was Gott allein vorbehalten ist. Das Leben auf der Erde kann niemals ein makelloses Paradies sein – Diesen Zustand kann sich nur derjenige verdienen, der die Prüfung des irdischen Lebens besteht.
Referenzen:
[1] Überliefert von Tirmidhi. [2] Qur`an 2:214 [3] Qur`an 2:286 [4] Islamic Theology vs. the Problem of Evil, by Abdal Hakim Murad. [5] Qur`an 67:2 [6] Qur`an 18:65-82 [7] Tafsir Ibn Kathir [8] Ebd. [9] Minhaj As-Sunnah 3:142/2:25 [10] Qur`an 51:56-57 [11] Qur`an 67:2